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Buchtipps

Italien hinter den Kulissen: Winter an der Adria und kulinarische Entdeckungen in Rom

Zwei neue Bücher von Bestseller-Autor Stefan Maiwald machen Lust auf das Land hinter der Bühne.

Von Tim Schweiker

Buchtipps. „Kalter Wind pfeift durch die Gassen der Altstadt. Ein Fensterladen mit absplitternder Farbe knarrt auf und zu. Kein Mensch weit und breit. Eine Italien-Fahne hat sich unglücklich um den Mast gewickelt und röchelt um Hilfe. Die fahle Sonne schafft es kaum, sich über die Häuserdächer zu erheben, Schattenfinger überziehen die Plätze. Stroh- und Astballen, Steppenhexen genannt, fegen durch die verwaisten Straßen der Fußgängerzone wie im Western. Irgendwo ertönt die Melodie einer Mundharmonika. Natürlich in Moll.

Nein, so schlimm ist es nicht.

Aber der Süden, wenn alle weg sind, ist ein ganz anderer Süden als der, den wir alle kennen.“

So beginnt das Buch „Alle weg. Mein Winter an der Adria“ von Stefan Maiwald. Es ist die logische Fortsetzung von „Mein Leben am Strand“, mit dem der Bestseller-Autor, der seit über 20 Jahren mit seiner italienischen Familie in Grado lebt, das sommerliche Alltagsleben an der norditalienischen Adria beschreibt. „Die perfekte Strandlektüre für daheim: Das Buch packt mediterranes Lebensgefühl zwischen zwei Buchdeckel“, hatte die SZ/BZ damals geschrieben.

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Jetzt ist also der Winter an der Reihe. Es wird kälter, aber auch kuscheliger und vor allem: Die meisten Touristen sind weg, die Einwohner Grados sind wieder weitgehend unter sich. Sie treffen sich natürlich jetzt erst recht in Pinos legendärer Bar (siehe „Meine Bar in Italien“). Dort wird jetzt die Sommer-Bilanz gezogen, werden Pläne geschmiedet, es wird gelacht, gestritten und natürlich - wir sind in Italien - übers Essen geredet. Und manchmal wird auch gekocht.

Grados Gulaschmeister

„Denn in Pinos Bar – ja, in ganz Grado – hat jeder seine Bestimmung. Und sei es nur für einen einzigen Tag im Jahr. Und auf diesen Tag bereitet sich Lele, der viele Jahre als Kellner in den Hotels gearbeitet hat, mit Eifer vor, und er lässt es auch jeden wissen. Denn Lele ist Grados Gulaschmeister. „Bald ist es soweit“, raunt er uns ins Ohr. Was seine Einflüsterungen besonders effektiv macht, ist die Tatsache, dass er im Stehen so groß ist wie wir alle im Sitzen. So kann er sich rasch von Tisch zu Tisch bewegen und die Leute kirre machen. Sein Gulasch ist das beste der Welt, sagt er, einmal im Jahr lädt er die ganze Bar ein, und die Vorbereitungen beginnen schon Wochen vorher“, schreibt Stefan Maiwald.

Stefan Maiwald

Stefan Maiwald  Bild: Heike Bogenberger

 

Leles handschriftlich notiertes Gulasch-Rezept ist wie Pinos Bar selbst eines der Medikamente, mit denen die Gradeser den Winter-Blues und die kalte Bora bekämpfen. Ob es um den lokalen Fußball-Club Gradese Calcio geht, der nicht mehr absteigen kann, weil er ohnehin in der unteren Spielklasse spielt oder um den Cocobello-Mann, der tatsächlich auch ein Leben abseits des Strandes führt: Stefan Maiwald begegnet dem Ort und seinen Bewohnern immer mit Respekt und mit großer Zuneigung. Und so ist das Buch nicht zuletzt eine wunderbare Liebeserklärung an Grado.

Nebenbei werden wir übrigens Zeuge eines innerfamiliären Wettbewerbs. Stefan Maiwald will endlich seiner Frau, ehemalige italienische Doppel-Meisterin im Tennis, auf dem Platz Paroli bieten. Ob es geklappt hat, wird hier nicht verraten. Wir können „Alle weg“ trotzdem guten Gewissens allen empfehlen, die Lust auf ein weitgehend unentdecktes Stück Italien haben.

Streifzüge durch die ewige Stadt

Hinter die Kulissen schaut Stefan Maiwald auch in dem Buch „Zu Gast in Rom. Ein kulinarischer Streifzug durch die ewige Stadt“. Rom ist nicht nur eine Stadt voller Geschichte, sondern auch ein Paradies für Feinschmecker. „Zu Gast in Rom“ zeigt die kulinarische Seele der Ewigen Stadt – von kleinen Trattorien in versteckten Gassen bis zu legendären Cafés, die seit Generationen bestehen.

Neben authentischen Rezepten wie Cacio e Pepe, Carciofi alla Romana und Saltimbocca erzählt das Buch Anekdoten über die römische Esskultur und ihre Wurzeln. 25 Köche haben dem Autor für das Buch 50 Rezepte verraten.

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Detaillierte Insidertipps verraten, wo Einheimische selbst einkaufen, essen und ihren Aperitivo genießen. In dem Buch sind junge Wilde wie Mirko Pelisi und seine Enoteca „L‘Antidoto“ in Trastevere oder Sarah Cicolinivom „Saltopiano“ im Süden Roms ebenso vertreten wie die absolute Spitzenküche, allen voran „La Pergola“ im Hotel Cavalieri. Im einzigen Drei-Sterne-Restaurant Roms setzt ausgerechnet ein Deutscher seit vielen Jahren Maßstäbe. Heinz Beck setzt voll aus Saisonalität und kauft die Produkte für seine Küche hauptsächlich von biodynamischen Betrieben aus der römischen Umgebung. Und er sagt: „Ich koche kaum nach Rezept. Denn die Qualität der Zutaten wechselt täglich.“

Andrea di Lorenzo, einer der bekanntesten Food-Fotografen Italiens, steuert nicht nur großartige Bilder bei, die auf jeder Seite römische Atmosphäre atmen. Er hat dem Autor auch so manche Tür geöffnet. Stefan Maiwald: „Der gebürtige Römer hat mich an die Hand genommen und mir Einblicke und Kontakte ermöglicht, ohne die das Buch niemals hätte entstehen können. Grazie, Andrea!“

Das aufwändig und elegant gestaltete Buch ist eine ansprechende Mischung aus Reiseführer und Kochbuch. Und damit das perfekte Geschenk für Italien-Liebhaber, Hobby-Köche und Genießer.

Info

Stefan Maiwald: Alle weg. Mein Winter an der Adria. ISBN 978-3-222-15147-7. Molden Verlag.

Stefan Maiwald: Zu Gast in Rom. ISBN 978-3-7667-2822-7. Callwey Verlag.