Jungbestandspflege ist die Basis für den Wald von morgen
Ehningen. Rund 50 Bürger, darunter etliche Gemeinderäte, informierten sich über die aktuellen Themen des Ehninger Gemeindewaldes. Bevor es zu einzelnen Stationen ging, erläuterte Bettina von Schaper, Lehrerin an der Friedrich-Kammerer-Gemeinschaftsschule, das Wald- und Naturkonzept. Die Schüler sind regelmäßig im Wald, lernen dort die Natur kennen und schätzen. „Dazu bilden wir auch sogenannte Waldassistenten in den Klassen sechs bis zehn aus, die wiederum die Grundschüler am Waldtag begleiten und die Lehrkraft unterstützen. Unser Wald ist ein sogenannter Schulwald, das heißt auch, dass wir in enger Zusammenarbeit mit dem Forst hier helfen und Erfahrungen und Wissen sammeln. Selbst erfahren, was unter anderem dazu gehört, konnten die Teilnehmer bei einer Übung, in der es darum ging, was alles nicht in den Wald gehört. Nach Farben sortiert wurde Müll abgelegt. „Dass das alles nicht in den Wald gehört, ist klar, aber anhand der unterschiedlichen Menge lernen die Schüler auch, dass die Farben des Waldes zur Tarnung beitragen und das eben leider auch beim Müll.“ Naturerfahrungen seien wichtig, so von Schaper, „denn nur was ich kenne, kann ich auch wertschätzen und schützen.“
Beim anschließenden Waldrundgang waren neben der Jungbestandspflege die Eckdaten des Ehninger Waldes gefragt. Der laubholzdominierende Wald mit einer Größe von rund 600 Hektar, davon 287 Hektar im Gemeindebesitz, ist vor allem durch seine Eichenbestände geprägt. Laut der letzten Baumartenerhebung 2017 steht die Eiche mit 32 Prozent ganz vorne, gefolgt von der Buche mit 23 Prozent. Dazu gehören unter anderem rund 90 Hektar Waldfläche, auf denen Bäume mit einem Alter über hundert Jahre stehen. „Die ältesten Eichen werden mindestens 300 Jahre alt sein und haben einen Durchmesser von einem Meter“, sagt Revierförster Jochen Müller, während die stellvertretende Leiterin des Amts für Forsten im Landratsamt, Alexandra Radlinger, anhand einer Grafik die Altersverteilung erläuterte. „Der Altersknick macht deutlich, wann die großen Stürme waren, hier fehlt einfach Holz“, sagt sie und betont, dass es gerade deshalb wichtig sei, den Jungbestand der Bäume zu pflegen und Bedingungen zu schaffen, dass dieser als gesunder und auch wirtschaftlich attraktiver Wald heranwachsen kann.
Pflege für die Zukunft
Anhand eines Gebietes mit Jungbestand erläuterte Jochen Müller, dass dort viele Jahre Pflege ohne Ertrag erfolgt. Das Gebiet selbst sei aus einer reinen Naturverjüngung entstanden und hat den Charme vieler Baumarten. Es gelte jetzt, einen nach heutigen Erkenntnissen klimaresistenten Wald herauszuarbeiten. Dazu werden in mehreren Durchgängen Bäume entfernt, die sich gegenseitig behindern. „Forstwirte arbeiten hier selbstständig und entscheiden, was hier in Zukunft gute Bedingungen zum Wachsen haben soll“, sagt Radlinger und verwies darauf, dass das Bestreben sei, den Wertholzanteil zu erhalten. „Dies geschieht, ohne dass wir wissen, was in 60 oder hundert Jahren gebraucht wird und was unter den Klimabedingungen Bestand hat. Um dies zu erreichen, ist eine Baumartenvielfalt wichtig. Häufig werden Weiden oder auch Eschen herausgenommen, während andere Baumarten wie Birken oder Haselnuss zunächst bestehen bleiben. „Hier muss man ein besonderes Augenmerk darauf haben, da diese Arten schnell wachsen und unter Umständen anderen Baumarten wie der langsam wachsenden Eiche das Licht wegnehmen.“
Die Eiche, die robust, trockenresistent und ökologisch wertvoll ist, habe Priorität und es gilt hier, gute Bedingungen zu schaffen. „Sie ist Lebensraum für unzählige Insekten, Vögel, Flechten und Moose“, erläuterte Jochen Müller, bevor er zu einem weniger positiven Thema kam. „Während der Borkenkäfer auch hier im Gemeindewald aktiv ist, sind wir aktuell vom Eichenprachtkäfer unseres Wissens nach noch verschont“, sagt er. Anders als der Borkenkäfer, der gesunde Fichten befällt, geht der Eichenprachtkäfer an geschädigte, geschwächte Eichen und bohrt sich unter die Rinde. „Dies würde nicht allein zu einer Wertminderung führen, die Ausflugslöcher des Käfers öffnen aber anderen Insekten die Türe ins Holz und können so zu einer Wertminderung beitragen“, erläuterte Müller. Man müsse die Eichenbestände im Blick behalten, könne aber von Glück sagen, dass landesweit aktuell noch kein Problem bestehe.