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Keine Chance den neuen Helden

Achtung, Rutschgefahr: Man muss nicht so weit gehen wie die Titanic, die überhaupt nicht in die Jubelarien einstimmt. Das Satiremagazin will die deutschen Eishockeyspieler tatsächlich abstrafen. „Eishockey-Versager blamieren unser Land!“ ist da zu lesen nach einem „3:4 gegen das unbekannte Land „OAR“. Das kann doch wohl nur ein Witz sein.

Gut, Deutschland hat noch nie ein olympisches Finale verloren. Aber mal ganz ehrlich: Deutschland hat auch noch nie eins erreicht – und konnte vor vier Jahren nicht einmal sagen, Dabei sein sei alles. Nach dem Drama von Bietigheim und dem schwäbischen Cordoba war Österreich narrisch und Sotschi futsch. Autsch, da hatte Eishockey-Deutschland die Kufe nicht bekommen und war ganz schön böse ausgerutscht. Das Schöne: Von da an konnte es ja nur besser werden.

Deshalb fühlte sich das 2:5 gegen Finnland gar nicht so schlimm, das 0:1 gegen Schweden beinahe in Ordnung und das 2:1 gegen Norwegen nach Penaltyschießen fast schon wie ein richtiger Sieg an. Anschließend verspielte das Team um den Gechinger Marcel Goc jedoch fahrlässig den Status des Außenseiters und löste eine eiskalte Sympathiewelle aus, die sogar den Sindelfinger Klostersee zufrieren ließ. Erst im Finale hatte der Spuk ein Ende. Das späte 3:4 gegen als OAR getarnte Russen lässt wenigstens noch ein kleines bisschen eisige Luft nach oben.

Diese Lücke können freilich nur neue Helden füllen, die dafür wie in Sindelfingen fleißig üben müssen – was die Fallhöhe gefährlich auf alpines Niveau heben würde. Zum Glück hat die Stadt schnell schlau reagiert und das „Betreten-verboten-Schild“ hängen lassen. Denn wenn es so weiter geht, drohen schlimme Einbrüche (Bild: fotoknobi).

Von Jürgen Wegner