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zu: Leserbrief von Michael Kriese. (SZ/BZ vom 4. März)

Keine grüne Alleinentscheidung

Der Atomausstieg war keine grüne Alleinentscheidung – 85% des Bundestages, getragen von Union, SPD, Grünen und Teilen der FDP, stimmte 2011 für den Ausstieg.

Von Marko Vasilj, Sindelfingen

Diese parteiübergreifende Einigung zeigt, dass die Entscheidung auf einem breiten gesellschaftlichen Konsens beruhte.

Erst 2023 importierte Deutschland erstmals seit 20 Jahren etwas mehr Strom als es exportierte – der Importüberschuss lag bei rund 2 Prozent des gesamten Stromverbrauchs.

Ein Blick auf neue Atomkraftwerke zeigt außerdem, dass deren Bau extrem teuer ist. Projekte wie Hinkley Point C in Großbritannien oder Flamanville in Frankreich haben sich massiv verteuert. In Hinkley sind sogar chinesische Investoren ausgestiegen, weil die Risiken und Kosten zu hoch wurden.

Günstiger Atomstrom aus Nachbarländern ist ein Mythos. In Frankreich sind die Strompreise zuletzt deutlich gestiegen, weil staatliche Preisbremsen und Zuschüsse weggefallen sind. Die tatsächlichen Kosten der Atomkraft werden dort jetzt sichtbar. Alter Atomstrom aus längst abgeschriebenen Anlagen kann zwar günstig produziert werden, doch neue Atomkraftwerke liefern Strom zu Preisen, die weit über denen von Wind- und Solarenergie liegen. In vielen Fällen wird Atomstrom zudem durch Subventionen künstlich verbilligt.

Eine langfristig sichere, bezahlbare und klimafreundliche Energieversorgung kann nur mit erneuerbaren Energien, effizienten Netzen und modernen Speichern gelingen.

Marko Vasilj, Sindelfingen