

Kreis Böblingen. Wir sind rücksichtslos, werfen das Geld aus dem Fenster, pfeifen auf die Umwelt und verbrennen die Reserven. So lässt sich zusammenfassen, was sich in und um die grüne, blaue, schwarze oder gelbe Tonne abspielt. Von anderen Ländern ganz zu schweigen.
Bioabfall senkt nicht nur den Restmüllpegel. Geschickt verwertet, und das ist der Gedanke des Kreislaufs der Abfallwirtschaft, wird er durch Kompostierung zu humusreicher Erde oder durch Vergärung zu Biogas. Beides trägt die Prädikate besonders wertvoll. Das Konzept scheitert daran, dass der nette Mensch von nebenan jeden Dreck, Kippe und Alufolie in die Tonne wirft – vorausgesetzt, das Zeug landet nicht auf der Straße oder im Wald. Gut, dass der Landkreis jetzt in die Biotonnen schaut.
Auf der anderen Seite ist das System noch lange nicht ausgereizt. Denn auch Müll ist Wertstoff und wird im Heizkraftwerk zu Fernwärme. Deshalb sollte man ihn eigentlich im Sommer lagern, um ihn im Winter zu verbrennen. Ein Gedanke, den die Sindelfinger Stadtwerke längst spinnen, der in der Praxis aber schwierig umzusetzen ist. Stichworte: Gestank, Hallenkapazitäten.
Die Schweiz macht es vor, wie es geht. Das Berner Energieunternehmen lagert aktuell 6000 Ballen gepressten Abfall, um diesen im Winter zu verbrennen. Eine Tonne Müll kann dabei 318 Haushalte für einen Tag mit Energie versorgen. Der Inhalt besteht aus brennbaren Reststoffen aus Industrie, Gewerbe und von Baustellen.
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