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Wahlen 2024

Kreis Böblingen: Freie Wähler bleiben stärkste Kraft im Kreistag

Im neuen Gremium sind neun Parteien oder Vereine vertreten, sechs davon haben Fraktionsstatus. Die Grünen verlieren deutlich, die AfD legt deutlich zu.
Von Thomas Oberdorfer
Roland Mundle und Thomas Sprißler diskutieren, Prof. Dr. Dieter Maurmaier und Tobias Brenner verfolgen die Ergebnisse, Ingrid Pitterte ist in eine Liste vertieft.

Roland Mundle und Thomas Sprißler diskutieren, Prof. Dr. Dieter Maurmaier und Tobias Brenner verfolgen die Ergebnisse, Ingrid Pitterte ist in eine Liste vertieft.

Bild: Oberdorfer

Im künftigen Kreistag sind sechs Fraktionen vertreten, insgesamt sind es neun Parteien. Nach absoluten Zahlen ist Sindelfingens Oberbürgermeister Dr. Bernd Vöhringer der Stimmenkönig. Die Grünen haben Federn gelassen, nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis haben sie sechs Sitze verloren. Die CDU gewann hinzu, sie bleibt hinter den Freien Wählern die zweitstärkste Kraft. Die AfD war mit drei Mitgliedern im Kreistag vertreten, nun sind es zehn. Die Wahlbeteiligung lag bei 61,14 Prozent.

Der Böblinger Kreistag hat 72 Sitze. Durch zahlreiche Ausgleichsmandate wächst das neue Gremium auf 86 Mitglieder an. Sechs Fraktionen sitzen künftig im Kreistag, sie haben wenigstens drei Mandate: Die Freien Wähler, CDU, die Grünen, SPD, FDP und AfD. Dazu kommen drei weitere Partien, die allerdings keinen Fraktionsstatus besitzen sondern den einer Gruppe: Die Linken, S:ALZ und Volt – ÖDP. Stärkste Kraft bleiben die Freien Wähler, sie haben künftig 23 Sitze, Zwei weniger als in der abgelaufenen Amtsperiode. Die CDU kommt auf 20 Sitze, sie gewinnt zwei Sitze hinzu. Die deutlichsten Verluste mussten die Grünen hinnehmen, sie haben rund fünf Prozentpunkte verloren, von 16 Sitzen ging es herunter auf zwölf. Im Kreistag zweigt sich ebenfalls der bundesweite Trend: Die AfD verzeichnet die größten Gewinnen, von ehedem drei Sitzen kletterte sie auf elf.

Ein Drittel ist neu

„Etwa ein Drittel der Kreistags-Mitglieder sind neu gewählt, zwei Drittel wurden wiedergewählt“, sagte der Böblinger Landrat Roland Bernhard, „das ist eine gute Mischung aus Kontinuität und frischem Wind.“ Spannend ist die Zusammensetzung mit neun Parteien allemal, erstmals in dem Gremium ist Volt – ÖDP vertreten.

„Wir stellen wieder die stärkste Fraktion, die CDU hat aber aufgeschlossen“, sagte Thomas Sprißler von den Freien Wählern im Rahmen einer so genannten Elefantenrunde. Dort waren die Fraktionsvorsitzenden der Parteien vertreten, mit einer Ausnahme: Die AfD glänzte durch Abwesenheit. Offenbar war sie nicht in der Lage, einen Vertreter zu schicken. „Für 2024 ist es ein zufriedenstellendes Ergebnis“, sagte Sprißler. Helmut No führte die Fraktion der CDU in der vergangenen Wahlperiode, im künftigen Gremium ist er nicht mehr vertreten, er stellte sich nicht mehr zur Wahl. „Wir haben den zweiten Platz gehalten und ausgebaut. Im Vordergrund muss in der kommenden Legislatur das Gemeinwohl des Kreises stehen“, sagte Noé.

Der Sindelfinger Roland Mundle ist Fraktionsvorsitzender der Grünen. „Es gibt nichts zu beschönigen, dass wir verloren haben“, sagte Mundle. Er setzte die Verluste allerdings in Relation zu dem „sensationellen Ergebnis“ aus dem Jahr 2019. „Wir mussten damit rechnen, dass wir nicht mehr so gut abschneiden. Ich gehe davon aus, dass wir zwölf Sitze erreichen“, sagte er gestern am späten Vormittag. Nachdem auch Leonberg am Nachmittag ausgezählt hatte bewahrheitete sich diese Überlegung. „Auf den Wahlständen habe er gehört, dass die Bevölkerung sehr verunsichert sei. Wir müssen gemeinsam eine Linie finden und anständig untereinander umgehen. Wir demokratischen Parteien dürfen uns nicht gegenseitig anfeinden“, sagte Mundle.

Die SPD landet bei zehn Sitzen und hat damit ihr Ergebnis von 2019 gehalten. „Ich bin nicht zufrieden mit dem Ergebnis, ein oder zwei Sitze mehr hatte ich mir schon erhofft“, sagte der Fraktionschef Tobias Brenner. Die Grundlast aus Berlin habe seine Partei nicht wettmachen können. Er bezieht sich auf die Ampelkoalition im Bund. Letztlich sei die SPD mit einem blauen Auge davon gekommen. Brenner: „Wir werden weiterhin gut, vertrauensvoll und konstruktiv in dem Gremium zusammenarbeiten.“

AfD bei Treffen nicht dabei

„Wir sind zufrieden, wir haben das Ergebnis gehalten“, sagte für die FDP Prof. Dr. Dieter Maurmaier. Sechs Mandate haben die Liberalen im Kreistag, diese Zahl hatten sie auch in der vergangenen Periode. Bei den zwei Wahlen zuvor waren es jeweils vier, vor diesem Hintergrund freute sich Maurmaier über den stabilen Auftritt der Liberalen. Deren Zugpferd war der Magstadter Bürgermeister Florian Glock, er hatte das beste Ergebnis seitens der FDP.

Als Fraktion sind die Linken nicht mehr vertreten, mit zwei Kandidaten sind sie aber weiterhin im Gremium vertreten, Ingrid Pitterle und Angelika Hohl. Albrecht Frank hält die Fahne von S:ALZ hoch, Hasso Heiner Kraus die von Volt – ÖDP.

AfD war bei dem Treffen der Spitzenkräfte des Kreistags nicht dabei. Deren elf Mitglieder des Gremiums, darunter der Bundestagsabgeordnete Markus Frohnmaier, verpassten somit die Chance, ihre Sicht zum Ausgang der Wahl zu schildern. Über den Umgang mit der AfD wurde dafür geredet. „Eine Zusammenarbeit mit der AfD können wir uns schlechterdings nicht vorstellen. Es wird keine gemeinsamen Anträge oder Absprachen geben“, sagte Tobias Brenner, in diese Richtung argumentierte auch Thomas Sprißler. Deutliche Kritik übte Helmut Noé an den bisherigen AfD-Mitgliedern des Kreistags, sie sind allesamt im neuen Gremium nicht mehr vertreten: „Durch einen besonders hohen Intelligenzquotienten haben sie nicht geglänzt“, sagte Noé.

Die Mitglieder des neuen Kreistags:

Freie Wähler: Tobias Heizmann, Dr. Dorothee Kadauke, Dr. Joachim Quendt, Markus Nau, Klaus Brenner, Thomas Sprißler, Achim Gack, Martin Killinger, Jürgen Katz, Dr. Melanie Lederer, Ioannis Delakos, Dr. Björn Schittenhelm, Annette Odendahl, Wilhelm Tafel, Matthias Bock, Hans Michael Burkhardt, Bernd Dürr, Wolfgang Faißt, Erwin Heller, Daniel Gött, Matthias Schöck, Ingolf Welte, Martin Thüringer.

CDU: Marc Biadacz, Paul Nemeth, Prof. Dr. Axel Prokop, Dr. Bernd Vöhringer, Alexander Baisch, Walter Arnold, Dr. Ulrich Vonderheid, Gerhard Schwarz, Dieter Haarer, Susanne Widmaier, Andreas Kindler, Klaus Finger, Dr. Wolfgang Miller, Thomas Riesch, Thomas Rott, Benjamin Schmid, Markus Mezger, Prof. Dr. Martin Jäckle, Christina Almert, Dr. Michael Hofbauer.

Grüne: Dr. Stefan Belz, Heidrun Behm, Roland Mundle, Hanna Bacherle, Angie Weber-Streibl, Caroline von Monsjou, Cornelia Epple, Sarah Voigt, Lea Salemi, Maria Rapp, Elke Anders, Dr. Sonja Nolte.

SPD: Florian Wahl, Axel Finkelnburg, Sabine Luise Duffner, Günther Wöhler, Tobias Brenner, Hans-Josef Straub, Hans Günter Artschwager, Anna Walther, Lukas Rosengrün, Wilhelm Friedrich Kern.

FDP: Prof. Dr. Manfred Teufel, Maximilian Reinhardt, Josefa Schmid, Wilhelm Bührer, Hans Dieter Scheer, Florian Glock.

AfD: Markus Frohnmaier, Andreas Schaab, Hannes Ernst, Dr. Thomas Hartung, Christine Schäfer, Jörg-Achim Bauer, Dr. Hans-Peter Vögele, Rainer Schillhorst, Pascal Stephany, Uwe Mardas, Harald Bühler

Linke: Angelika Hohl, Ingrid Pitterle

S:ALZ: Frank Albrecht

Volt – ÖDP: Hasso Heiner Kraus