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Hitze und Trockenheit

Kreis Böblingen: Heftige Einbußen bei Sommergerste

Der Renninger Landwirt Martin Kindler berichtet im SZ/BZ-Interview von Ernte-Problemen.
Von Esther Elbers
Viele Felder sind schon abgeerntet, wie hier bei Gärtringen. Bild: Nüßle

Viele Felder sind schon abgeerntet, wie hier bei Gärtringen. Bild: Nüßle

Kreis Böblingen. Große Hitze und anhaltende Trockenheit: Mit Sorge haben die Landwirte der diesjährigen Getreideernte entgegengeschaut. Der Landwirt Martin Kindler, Vorsitzender des Ortsbauernverbands Renningen/Malmsheim, erklärt im Gespräch mit der SZ/BZ, ob sich die düsteren Prognosen bestätigt haben.

Wie ist die bisherige Ernte gelaufen?

Martin Kindler: „Raps und Gerste sind bereits eingefahren. Leider war die Ernte der Sommergerste, die zum Bierbrauen benötigt wird, nicht so gut, da gibt es Einbußen von bis zu rund 50 Prozent, weil viele Körner sehr klein ausgefallen sind. Wobei das je nach Standort unterschiedlich sein kann. Für uns Landwirte sind solche Einbußen ein großes Problem, denn wir leben schließlich vom Verkauf des Getreides.“

Jetzt wird der Winterweizen geerntet. Wie sieht es da aus?

Martin Kindler: „Regen ist einerseits gut, wir brauchen ihn. Aber im Moment leidet die Qualität des Winterweizens unter den Niederschlägen. Der Weizen benötigt einen Eiweißgehalt von über 12,5 Prozent, um eine gute Backqualität zu erreichen. Wenn der Weizen reif und es dann anhaltend so nass ist wie jetzt, kann es vorkommen, dass die Pflanze wieder zu keimen beginnt und der Eiweißgehalt sich zum Negativen verändert.“

Wie wirkt sich das Wetter auf den Mais aus?

Martin Kindler:„Der Regen tut dem Mais sehr gut. Dadurch steigt die Chance, dass sich zwei schöne Kolben pro Pflanzen bilden. Da das Längenwachstum vielerorts abgeschlossen ist, ist allerdings die Ernte geringer.“

Welche Themen treiben Sie als Landwirt derzeit noch um?

Martin Kindler: „In der EU sollen aus Umweltschutzgründen vier Prozent der Agrarflächen stillgelegt werden. Um drohenden Hungersnöten durch den Ukraine-Krieg entgegenzuwirken, war das ausgesetzt worden. Jetzt überlegt Bundesagrarminister Cem Özdemir, die Flächen doch für ein Jahr stillzulegen. Für uns fällt damit wichtiges Ackerland zur Erzeugung von Lebensmitteln weg.“