

Kreis Böblingen/Kreis Calw. Die Buchstabendfolge LEADER ist die Abkürzung für ein Förderprojekt der Europäischen Union und steht für „Liaison entre actions de développement de l‘économie rurale“. Stark verkürzt gesagt geht es um die Entwicklung und Stärkung des ländlichen Raums. Das Heckengäu wurde 2015 als LEADER-Kulisse anerkannt. Die erste Förderperiode dauerte von 2015 bis 2022, beziehungsweise wurden auch 2023 noch Projekte mit Fördergeldern aus diesem Zeitraum bezahlt. Aktuell läuft die zweite Förderperiode und in diesem Jahr feiert LEADER Heckengäu das Zehnjährige.
„LEADER Heckengäu hat der ganzen Gebietskulisse sehr gut getan und bringt diese besondere und hochgradig schützenswerte Region auf vielen Ebenen voran“, betont der Vorstandsvorsitzende Martin Wuttke, gleichzeitig stellvertretender Landrat und Dezernent für Umwelt und Klima im Landkreis Böblingen. „Die wichtigsten Kennzahlen sind rund 7,4 Millionen Euro an Fördergeldern, die für die stolze Zahl von 240 Projekten eingesetzt wurden. Damit wurden im Heckengäu Gesamtinvestitionen im Wert von 20 Millionen Euro getätigt.“
Die Fördergelder teilen sich dabei auf in EU-, Bundes- und Landesförderungen. Interessant ist zudem, dass der Großteil der 240 Projekte von Privatleuten oder Vereinen eingebracht wird – ein Umstand, der nicht in allen LEADER-Regionen so ist. Im Heckengäu liegt der Anteil bei rund 60 Prozent. Insgesamt 180 verschiedene Projektträger gab es bisher. „Die Vielfalt der geförderten Dinge ist groß“, so Wuttke weiter. „Es wurden sowohl große Bauvorhaben als auch Klein- und Kleinstprojekte gefördert. Allein beim Regionalbudget, das sich ja ausschließlich auf kleine Projekte fokussiert, wurden 1,1 Millionen Euro ausbezahlt.“
Die Region hat sich zu Beginn ein Entwicklungskonzept gegeben und drei Handlungsfelder (HF) definiert. In eins dieser drei muss ein Projekt jeweils „passen“. HF 1 ist überschrieben mit „Leben und Arbeiten auf dem Land in Einklang von Familie und Beruf“ und steht für Dinge wie Existenzgründungen, aktives Miteinander und ehrenamtliches Engagement oder auch generationen-übergreifende Projekte. Die meisten Projekte, rund 60 Prozent, entfallen auf dieses HF. Rund 30 Prozent gehören ins HF 2, „Kultur und Natur – naturnaher, ländlicher Erholungs- und Erlebnistourismus“ und etwa 10 Prozent ins HF 3, „Nutzung, Pflege und Schutz von Landschaft und Natur“.
Ein Beispiel für ein gelungenes LEADER-Projekt im Landkreis Böblingen ist die „Insektenfreundliche Kommune“. Hier wird seit 2020 die Umgestaltung kommunaler, privater und gewerblicher Flächen zu artenreichen Blühlandschaften gefördert. In Zusammenarbeit mit dem Landschaftserhaltungsverband Böblingen wurden in mehreren Gemeinden Saatgut verteilt, Schulungen angeboten und Umweltbildungsaktionen durchgeführt – von Wettbewerben über Infotafeln bis hin zu Mitmach- und Umweltbildungsaktionen in Kitas und Schulen. Ziel ist es, dem Insektensterben auch im Siedlungsraum entgegenzuwirken und das Bewusstsein für Biodiversität zu stärken. Aufgrund des großen Erfolgs wurde das Projekt auf weitere Kommunen im Landkreis ausgeweitet.
Ein weiteres Vorzeigeprojekt sind gezielte Fördermaßnahmen für die örtlichen Backhäuser. So konnten schon in mehreren Kommunen im LEADER-Gebiet veraltete Holzöfen, die einst mit Reisigbüscheln befeuert wurden, durch moderne Elektrobacköfen ersetzt werden. Diese Aufwertung macht die Nutzung deutlich einfacher und für eine breitere Bevölkerungsschicht zugänglich. Ziel ist, mit solchen Investitionen die erhaltenswerte Kultur und Backhaustradition nicht zu erhalten, sondern ihr eine Renaissance zu ermöglichen – zur Stärkung örtlicher Strukturen und einem generationenübergreifenden Miteinander im ländlichen Raum. Siehe auch im Internet unter www.leader-heckengaeu.de
Landkreis Böblingen: Bondorf, Deckenpfronn, Jettingen, Mötzingen und Weissach, Landkreis Calw: Althengstett, Bad Liebenzell (Möttlingen, Monakam, Unterhaugstett), Calw (Heumaden, Stammheim, Holzbronn), Egenhausen, Gechingen, Haiterbach, Nagold, Ostelsheim, Rohrdorf, Simmozheim und Wildberg, Enzkreis: Friolzheim, Mönsheim, Neuhausen, Tiefenbronn, Wiernsheim, Wimsheim und Wurmberg und Landkreis Ludwigsburg: Eberdingen.
Betrachtet man die Aufteilung der Fördergelder unter den an der LEADER Heckengäu-Kulisse beteiligten Landkreise Böblingen, Calw, Enzkreis und Ludwigsburg, so ergibt sich folgendes Bild: Die meisten Projekte entfallen mit 86 Stück auf den Landkreis Calw, der mit insgesamt 9 Kommunen (oder knapp 43 Prozent) auch den größten Flächenanteil hat. Im Enzkreis liefen 31 Projekten (6 Kommunen, 28,5 Prozent), im Landkreis Böblingen 30 (5 Kommunen, knapp 24 Prozent) und im Landkreis Ludwigsburg 13 (1 Kommune, knapp 5 Prozent).