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Am Sonntag

Kreis Böblingen: Seltene Einblicke am Tag des offenen Denkmals

Am Sonntag, 10. September, findet der alljährliche Tag des offenen Denkmals statt. Auch im Kreis Böblingen öffnen viele Denkmale, die sonst nicht zugänglich sind, ihre Pforten.
Von Isabell Gospodarczyk
In der Rohrauer Sandmühle sind noch alle Arbeitsgeräte vorhanden, die veranschaulichen, wie Stubensand produziert wurde.  Bild: z

In der Rohrauer Sandmühle sind noch alle Arbeitsgeräte vorhanden, die veranschaulichen, wie Stubensand produziert wurde. Bild: z

Kreis Böblingen. Jedes Jahr am zweiten Sonntag im September öffnen in ganz Deutschland Denkmale ihre Pforten und enthüllen die in ihrem Innern verborgenen Schätze, die man sonst nie zu Gesicht bekommt. Auch im Kreis Böblingen haben mehrere Denkmale am 10. September geöffnet. Das diesjährige Motto: „Talent Monument“. Der Fokus soll auf diejenigen Talente gerichtet werden, die sich für den Erhalt von Monumenten einsetzen. Kommunen, ehrenamtliche Helfer und Vereine tragen mit ihrer unermüdlichen Arbeit zur Breitenwirkung von Denkmalen bei.

Böblingen

Ein Blick in eines der ältesten Häuser Böblingens

Das Haus in der Unteren Gasse 9 zählt zu den ältesten noch erhaltenen bäuerlichen Häusern in Böblingen. Das Besondere an diesem Haus: Es wurde 1580 errichtet und direkt an die Stadtmauer angebaut, die um 1290 existiert hat. Die Stadtmauer und der Wehrgang, der sich in ihr befindet, sind denkmalgeschützt.

Das ist die Stadtmauer, darin der Wehrgang mit Schießscharten. Bild: Gospodarczyk

Am Tag des offenen Denkmals sind das Wohnhaus, der Keller und der Wehrgang allerdings nicht geöffnet, da es in so großen Gruppen nicht machbar ist. Aber Besucher können einen Blick in die Scheune werfen, die um 1800 angebaut worden ist und ebenfalls die Stadtmauer als Außenwand hat. Hier erhalten Besucher einen Einblick, wie das bäuerliche Leben damals aufgebaut war.

Am Tag des offenen Denkmals erklären der Leiter des Amtes für Kultur, Sven Reisch, sowie der Abteilungsleiter Veranstaltungen, Museen und Archiv, Andreas Wolfer, welche zukünftigen Pläne es für das Haus in der Unteren Gasse 9 gibt. Es wird überlegt, ein Museum in der Unteren Gasse zu eröffnen.

Von 16 bis 18 Uhr ist die Scheune geöffnet.

Die Scheune. Bild: Gospodarczyk

Ehemaliges Offizierskasino der Panzerkaserne

Von 14.00 bis 15.00 Uhr ist das ehemalige Offizierskasino der Panzerkaserne (heute „Firehouse“, Feuerwache der US-Armee, Waldburgstraße 104) geöffnet. Besucher können den Ball- und Festsaal mit dem imposanten Wandgemälde von Josef und August Braun bestaunen. Stadtarchivarin Frau Dr. Tabea Scheible und die Leiterin der Städtischen Galerie, Frau Corinna Steimel, beleuchten die historischen und künstlerischen Aspekte.

„Erinnerungsräume“ in der Aussegnungshalle auf dem Alten Friedhof

Zwischen 15.00 und 17.00 Uhr sind die „Erinnerungsräume“ in der Aussegnungshalle auf dem Alten Friedhof, Herdweg 41, geöffnet. Hier werden Werke des Künstlers Marinus van Aalst präsentiert, die sich mit der Aufarbeitung und Wahrnehmung der Stadtgeschichte im Zweiten Weltkrieg beschäftigen.

Die historischen Pirschgänge, zu der nur eine Gruppe von 30 Teilnehmern darf, ist bereits seit Anfang der Woche ausgebucht.

Gärtringen-Rohrau

Die Rohrauer Sandmühle in der Hildrizhauser Straße 5 in Gärtringen und die alte Schmiede werden am Sonntag ab 11 Uhr geöffnet sein. Museumsdirektor Siegfried Schmid wird rund um den Abbau und die Verarbeitung des Sandsteins zu „Rauhremer Silbersand“ erzählen und einen Einblick in das karge und beschwerliche Leben der Sandbauern geben.

Die Ausstellung in der Sandmühle veranschaulicht, wie einst Gips und Stubensand hergestellt wurden, und die schwierigen Lebensbedingungen der Menschen, die dieser Arbeit nachgingen. Alle Arbeitsgeräte und Vorrichtungen, die zur Produktion verwendet wurden, sind noch vorhanden: so zum Beispiel der große Mühlstein aus Buntsandstein, mit dem die auf den Mahlgang gestreuten Gips- und Sandbrocken durch Pferdeantrieb pulverfein gemahlen wurden, oder das Sieb, mit dem das gemahlene Gut nach dem Mahlvorgang in schon feines oder noch grobes Material getrennt wurde.

Die Ausstellung gibt Einblicke in die beschwerliche Arbeit. Bild: z

Ehningen

In Ehningen hat am Sonntag von 13 bis 16 Uhr die denkmalgeschützte Zehntscheuer in der Königstraße 49 geöffnet. Das Gebäude ist bei vielen Ehningerinnen und Ehningern vor allem durch den „historischen Ortsrundgang“ oder durch das „Café im Zehntscheuerhof“ in den Sommermonaten bekannt. Am 10. September bietet die Zehnscheuer einen einmaligen Einblick, der vielen bisher noch unbekannt ist.

Von außen schlicht, verbirgt das Gebäude in seinem Inneren eine Überraschung, die bisher nur wenige Bürger zu Gesicht bekommen: einen bemerkenswerten Dachstuhl. Am Tag des offenen Denkmals werden Besucher in Gruppen durch die Zehntscheuer geführt. Dort erhalten sie Einblicke in die oberen Geschosse und können die historische Dachkonstruktion bewundern. Außerdem können sie einen Blick in den Farrenstall und in den Sprungstand werfen.

Neben den Führungen wird ein Info-Café angeboten. Dort haben die Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit, sich bei Kaffee und selbstgebackenen Kuchen über die Zehntscheuer auszutauschen. Der Förderverein „Denkmal Ehningen!“ informiert über seine Arbeit und Projekte.

Hildrizhausen

In Hildrizhausen öffnet die Nikomedeskirche, die um 1050 erbaut wurde und in ihren alten Mauern eine interessante Geschichte verbergen könnte. Darauf wird Siegfried Martin Schaal in einem Vortrag um 15 Uhr eingehen. Bei seinen Recherchen ist der Hobbyhistoriker auf eine interessante Spur zu einem bisher ungelösten Rätsel gestoßen. In alten Urkunden aus dem 8. Jahrhundert werden eine Ortschaft namens „Waldowe“ und eine Basilika erwähnt, die bisher nie verortet werden konnten. Schaal hat Hinweise gefunden, dass die Basilika sich auf die Nikomedeskirche beziehen könnte. Er wird außerdem auf Details zum Bau der Kirche eingehen.

Besucherinnen und Besucher werden in der Kirche nachmittags von 14 bis 18 Uhr Fachkundige vorfinden, die die Geschichte der Gebäude erklären können.

Sindelfingen nimmt dieses Jahr nicht am Tag des offenen Denkmals teil.