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Sindelfingen ist Spitzenreiter im Kreis

Landkreis Böblingen mit viel Kaufkraft für den Einzelhandel

Der Landkreis Böblingen schneidet unter den Landkreisen der Region Stuttgart besonders gut ab, wenn es um die Kaufkraft im Einzelhandel geht.
Von Peter Maier
Im Kreis Böblingen haben die Meschen einen große Kaufkraft für den Einzelhandel. Bild: Jung

Im Kreis Böblingen haben die Meschen einen große Kaufkraft für den Einzelhandel. Bild: Jung

Kreis Böblingen. Wie eine Untersuchung der IHK- Bezirkskammer Böblingen ergab, sind die Bewohner des Landkreises überdurchschnittlich wohlhabend. Insgesamt verfügen sie im Jahr 2023 über etwa 3,3 Milliarden Euro an einzelhandelsrelevanter Kaufkraft, das entspricht einem Siebtel der regionalen beziehungsweise knapp vier Prozent des landesweiten Nachfragepotenzials. Pro Einwohner bedeutet das 8256 Euro, womit der Landkreis in der Region Stuttgart bei diesem Kriterium auf dem ersten Platz liegt – vor der Landeshauptstadt und den Landkreisen Ludwigsburg und Esslingen.

„Die Kaufkraft im Landkreis Böblingen ist vergleichsweise stark“, sagt Marion Oker, Leitende Geschäftsführerin der IHK- Bezirkskammer Böblingen. „Die Wirtschaft ist erfolgreich und die Einwohner verdienen gut, weshalb sie auch mehr Geld im Einzelhandel ausgeben können als in den meisten Kreisen Deutschlands. Von den über 400 Stadt- und Landkreisen der Republik liegt unser Landkreis immerhin auf Rang 18; in Baden- Württemberg sind nur die Einwohner des Landkreises Lörrach und Baden-Badens wohlhabender“, erläutert Oker weiter.

Trotzdem bedeute dies nicht volle Kassen im örtlichen Einzelhandel, stellt die Leitende Geschäftsführerin klar. Der innerörtliche Handel hätte sich schon vor der Pandemie zwischen peripheren Lagen und dem Internet in Bedrängnis befunden und wäre dann durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie und die Folgen des Ukraine-Krieges in noch größere Nöte geraten. Denn ein gutes Potenzial für Handelsunternehmen bewahre sie nicht vor dem schon vor den Corona-Schließungen erkennbaren Trend zum Online-Handel. Und dies habe sich dann noch dramatisch verschärft. Die Folge seien zunehmend Geschäftsaufgaben und Leerstände auch in den Kernlagen. Das Problem vieler inhabergeführten Betriebe, Nachfolger zu finden, sei ebenfalls zu größeren Teilen diesem Umstand geschuldet. Der Ukraine-Krieg mit den Störungen der Lieferketten, den Unsicherheiten in der Energieversorgung und der Inflation hätte ein Übriges getan. Die Kunden seien verunsichert und hielten ihr Geld zurück.

Oker fügt hinzu: „Eine große Kaufkraft ist das eine; wichtig ist aber, dass das Geld auch im lokalen Einzelhandel ankommt. Konkrete Herausforderungen jedoch gilt es beinahe überall anzugehen. Die IHK wird dazu bis Ende 2024 vom Land geförderte Innenstadtberater einsetzen können, um mittelgroße Kommunen bei der Bewältigung dieser Herausforderungen zu unterstützen. Alle Akteure müssen gemeinsam die Ärmel hochkrempeln und mit anpacken, damit unsere Innenstädte weiter attraktiv bleiben.“ Ihre Aussage ergänzt sie um einen weiteren Aspekt: „Wichtig scheint uns auch die Erfahrung, dass Unternehmen, die bereits in einem relevanten Maß digitalisiert sind, leichter durch die Krise kommen. Auch hierbei unterstützt die IHK.

Auf kommunaler Ebene kann sich Sindelfingen den Spitzenplatz sichern. Über 730 Millionen Euro klingeln dort in den Kassen der Händler. Auch bei den Pro-Kopf-Werten liegt Sindelfingen vorn: 11.176 Euro bedeuten 78 Prozent über dem Bundeswert. Es folgen Jettingen mit über 10.500 Euro und Böblingen mit gut 9000 Euro pro Einwohner. Verantwortlich sind dafür vor allem großflächige Einzelhandelsbetriebe - allesamt nicht in den Innenstädten, sondern außerhalb in Gewerbegebieten. Sie ziehen Kaufkraft von anderen Gemeinden und den eigenen Innenstädten ab. In vielen Kommunen ist die Versorgung der Bewohner allerdings nicht mehr gesichert; in Magstadt erzielen die örtlichen Händler beispielsweise nur etwas mehr als 2000 Euro pro Kopf an Umsatz.