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Kreis Böblingen/Kreis Calw: Aufsichtsrat will heute über die künftige Geschäftsführung entscheiden / Pflegedirektorin wechselt nach Karlsruhe

Landrat Bernhard stellt Klinikverbund Südwest in Frage

Im zweiten Versuch will der Aufsichtsrat heute die offene Führungsfrage im Klinikverbund Südwest klären. Vor zwei Wochen hatte sich das Gremium nach einer turbulenten Sitzung auf den heutigen 29. Oktober vertagt.
Von Chefredakteur 
Jürgen Haar
Klinikum Sindelfingen

Klinikum Sindelfingen

Die Trennung vom bisherigen Geschäftsführer Dr. Jörg Noetzel im Sommer sorgt im Klinikverbund Südwest (Bild: z) weiter für Wirbel. Der Weggang von Dr. Noetzel, der auf eine langjährige Erfahrung im medizinischen Management verfügt, wurde sowohl innerhalb der Kliniken als auch bei den Kreisärzteschaften und Kreisräten bedauert (die SZ/BZ berichtete). Jetzt geht wegen der Nachfolge des bisherigen medizinischen Geschäftsführers ein Riss durch den Klinikverbund.

Für zusätzlichen Zündstoff sorgt der Weggang von Pflegedirektorin Elvira Schneider ins Klinikum Karlsruhe. Schneider kam 2017 zum Klinikverbund und hatte mit einer Bildungspartnerschaft mit der Dualen Hochschule Stuttgart eine Vorreiterrolle des Klinikverbunds in der Pflegeausbildung angestoßen. Dass Schneider jetzt schon wieder geht, dürfte auch mit den Turbulenzen im Klinikverbund Südwest zu tun haben. „Eigentlich nicht gut, wenn solche Menschen ein Unternehmen verlässt“, sagte ein Mediziner zur SZ/BZ.

Es ist hoch hergegangen, am 15. Oktober in der Kongresshalle, berichten Teilnehmer der SZ/BZ. Die von Bad Liebenzell nach Böblingen verlegte Sitzung des Aufsichtsrats des Klinikverbunds Südwest nahm teilweise „einen unwürdigen Verlauf“, hieß es hinterher von Aufsichtsräten. Nach den fünfstündigen Diskussionen war der Böblinger Landrat und Aufsichtsratsvorsitzende Roland Bernhard mit dem Versuch gescheitert, den derzeitigen kaufmännischen Geschäftsführer des Klinikverbunds, Martin Loydl, als Alleingeschäftsführer zu installieren. Während die Böblinger Kreisräte hinter den Plänen von Bernhard stehen, legten die Calwer Aufsichtsräte ein Veto ein, das ihnen laut Gesellschaftsvertrag zusteht.

Nach Informationen der SZ/BZ stört sich die Calwer Seite am Vorgehen des Böblinger Landrats. Roland Bernhard hatte im Juli in einem Interview mit der SZ/BZ angekündigt, dass im Herbst „die Gesellschafter über die künftige, strategische Ausrichtung des Klinikverbunds diskutieren werden.“ Dabei sollte auch die Frage debattiert werden, ob der Klinikverbund weiter von einer Doppelspitze geführt wird. Doch vor Klärung dieser Frage, wollte Bernhard gleich Martin Loydl als Allein-Geschäftsführer durchdrücken.

Bestandteil dieser Personalie soll eine Stärkung der Ärztlichen Direktoren sein. Bernhard hatte dazu den Chefärzten ein Papier vorgelegt, um sie mehr in die Verantwortung zu nehmen. Die Mediziner gaben dazu im Aufsichtsrat Statements ab.

Dieser Weg des Aufsichtsratsvorsitzenden stieß bei den Calwer Aufsichtsräten angesichts des riesigen Investitionsvolumen von rund einer Milliarde Euro und den Herausforderungen durch die Corona-Krise auf Widerstand. Was wiederum bei der Böblinger Seite gar nicht gut ankommt. Ein CDU-Kreisrat kritisiert gegenüber der SZ/BZ die harte Haltung von Calws Landrat Helmut Riegger (CDU)

Am Ende der hitzigen Diskussion stand das Veto der Calwer Seite und ein genervter Landrat Bernhard, der die derzeitige Konstellation des Klinikverbunds in Frage stellte und offen damit gedroht haben soll, dass man sich von Calw trennen und mit den Kliniken im Landkreis Esslingen zusammen gehen könne.

Drei Fragen

Zur Personaldiskussion im Aufsichtsrat hatte die SZ/BZ drei Fragen an Landrat Bernhard gestellt: „Hat es eine Entscheidung über die Nachfolge von Dr. Noetzel gegeben? Wurde der Vertrag von Herrn Loydl verlängert? Wurde über die künftige, strategische Ausrichtung des Klinikverbunds gesprochen?“

Von Seiten des Landratsamts heißt es dazu lediglich: „Die Entscheidungsfindung über die künftige Ausrichtung der Geschäftsführung im Klinikverbund Südwest ist noch nicht abgeschlossen. Deshalb können wir dazu derzeit noch keine Aussage treffen.“