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Böblingen/Holzgerlingen: Arbeiten an der Schönbuchbahn laufen nach dem harten Winter wieder auf Hochtouren / Hoffen auf Wiederinbetriebnahme im Dezember

Rammen und stopfen in drei Wochen

Eidechsen, Fels und grimmiger Frost sorgten bislang dafür, dass der Ausbau der Schönbuchbahn dem Fahrplan ein wenig hinterherhinkt. Doch mit steigenden Temperaturen soll das Versäumte in den nächsten Wochen und Monaten wieder aufgeholt werden. Dies hat Auswirkungen auf Anwohner und Fahrgäste.
Von unserem Redakteur Hansjörg Jung

Nach dem Holzgerlinger First geht es für die Schönbuchbahn bergab. Rund sieben Meter unter dem Straßenniveau rauscht sie mit bis zu 100 Stundenkilometern künftig durch den Trog in Richtung Haltestelle Hülben. Derzeit laufen die Bauarbeiten in der riesigen Betonwanne aber noch auf Hochtouren. Rund einen Meter dick ist die Grundplatte, nicht viel schmaler die unteren Seitenwände. Rund 250 Tonnen Baustahl stecken hier in jeweils 100 Kubikmeter Beton. Der Trog liegt im Grundwasser. Da braucht es viel Gewicht, damit er nicht auftreibt. „Die Baustelle ist nicht trivial. So etwas lässt das Herz des Bauingenieurs höherschlagen“, sagt der Eisenbahn-Experte Kurt Retter, der den Zweckverband für den Bau der Schönbuchbahn berät. Damit die Bahn künftig nicht mehr oder weniger auf der Betonplatte rattert, wird eine Art Gummimatte unter dem Gleisbett verlegt, um Vibrationen und Lärm zu vermeiden. Für das 100-Millionen-Euro-Projekt Schönbuchbahn-Ausbau, investiert der Zweckverband allein im Holzgerlinger Trog rund 14,5 Millionen Euro.

Die Felsarbeiten im Schwarzen Jura, die Anwohner werden es mit Freuden quittiert haben, sind zwar seit Ende Januar vorüber, doch am Südende des Trogs türmt sich noch ein hoher Erdwall in die Höhe, wo einmal die Eisenbahntrasse verlaufen soll. Daran wird sich bis Sommer wenig ändern. Denn auf dem Erdwall verläuft die provisorische Umgehungsstraße zur Böblinger Straße. Erst wenn die neue Straßenbrücke über den Trog gebaut ist, geht es auch hier mit der Gleistrasse weiter. Dies wird voraussichtlich in den Sommerferien so weit sein.

Am Holzgerlinger Bahnhof sind die Arbeiten schon weit gediehen: Der Mittelbahnsteig ist gebaut und die beiden Gleise, eines in Richtung Dettenhausen und das Stumpfgleis, das am Bahnhof endet und für den 15-Minuten-Takt gebraucht wird, sind verlegt. Deshalb kann demnächst die Stopfmaschine anrücken und die Gleise in der Höhen- und Seitenachse exakt ausrichten. Ein Dach als Witterungsschutz am Haltepunkt, eine Wartehalle und der Zugang zum Bahnsteig werden ebenfalls noch gebaut. Mit dem neuen Zugang sind es lediglich rund 50 Meter Entfernung zwischen Bus- und Zughaltestelle.

Apropos Bus: Der Verkehr der Züge zwischen Dettenhausen und dem Holzgerlinger Bahnhof wird während der Osterferien und auch an den drei Wochenenden davor – 10. und 11. März, 17. und 18. März, 24. und 25. März – eingestellt. In dieser Zeit fährt eine Arbeitsmaschine auf dem Abschnitt, um die Fundamente für die Oberleitungsmasten in den Boden zu rammen. Als Ersatz sind so lange Busse unterwegs. Nach den Osterferien sollen die Züge vor allem auch für den Schülerverkehr wieder fahren.

In rund drei Wochen wird die Ramme dann auch in Böblingen unterwegs sein. „Das heißt acht bis zehn Minuten Radau, bis sie weiterziehen“, sagt Kurt Retter. Auch die Stopfmaschine rollt dann bereits über die neuen Gleise, die zwischen der Danziger Straße und dem Böblinger Bahnhof dann zweigleisig verlegt sind. Denn auch hier wird es Begegnungsverkehr beim 15-Minuten-Takt geben. Dies bedeutet auch, dass es beim Schulzentrum künftig zwei Bahnsteige geben wird – einen Richtung Schönbuchlichtung, einen Richtung Bahnhof. Dies bringt unter anderem auch ein Mehr an Sicherheit, wenn die Menge der wartenden Schüler auf zwei Bahnsteige verteilt wird, sagen die Experten der Schönbuchbahn. Der alte Durchgang an der Haltestelle Danziger Straße ist bereits geschlossen, der neue ist breiter und höher und bietet somit auch mehr Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer.

Wenn die Probleme mit der Stromversorgung und der Schnittstelle zwischen dem Böblinger Bahnhof und dem neuen Betriebshof der Schönbuchbahn (die SZ/BZ berichtete) gelöst sind, hofft Zweckverbands-Geschäftsführer Reinhold Bauer auf die Wiederinbetriebnahme der Bahn mit dem Fahrplanwechsel im Dezember. Dann allerdings immer noch mit den alten Diesel-Fahrzeugen.

Für das Frühjahr 2019 erwartet der Zweckverband vier ehemalige S-Bahn-Züge, die er von der Bundesbahn mietet. Dann ist auch der 15-Minuten-Takt möglich. Im Dezember 2020 beginnt dann endgültig das Elektrozeitalter auf der Schönbuchbahn mit den neuen Zügen aus Spanien. „Die Vorbereitung für diese Züge ist längst in der Detailplanung“, sagt Ines Tuma, beim Zweckverband Projektleiterin für die neuen Fahrzeuge. Der erste Prototyp soll bereits im April im Montagewerk in Zaragoza auf die Schiene gesetzt und anschließend getestet werden.

In rund drei Wochen ist die Lücke zwischen Bahnhof und Haltestelle Danziger Straße geschlossen und die Arbeitsmaschinen richten die Gleise und setzen Fundamente für die Oberleitung. Bilder: Jung

Nach der einwöchigen Frostpause herrscht im Trog in Holzgerlingen rund sieben Meter unter dem Straßenniveau Hochbetrieb.

Die Bahnüberführung über die Herrenberger Straße wird demnächst ausgeschalt. Die Straße soll im Oktober für den Verkehr wieder geöffnet werden.