Schlossberg: Archäologische Grabung startet im Januar
Böblingen. Die archäologische Grabung auf dem Schlossberg kann im Januar 2024 starten. Hier sollen künftig Bildung und Kultur zusammengeführt werden – mit einem Neubau für die Musik- und Kunstschule, Räumen für Gastronomie, Vereine und Veranstaltungen sowie Freiräumen mit Blick über die Stadt. Der Gemeinderat hatte die Verwaltung mit einem Grundsatzbeschluss im Oktober 2021 beauftragt, das Projekt einer Schlossberg-Bebauung weiterzuverfolgen.
Schon im Rahmen der Machbarkeitsstudie wurden erste Gespräche mit dem Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart geführt. Denn der Schlossberg ist für Böblingen stadthistorisch bedeutsam: Es befinden sich dort Kulturdenkmale (Dekanatsgebäude, Altes Amtsgericht, Oberamtei, Pfarrkirche St. Dionysius) und die weitestgehend original erhaltene Stollenanlage. Kleine Sondierungen, die zur Vorbereitung des Wettbewerbs im Jahr 2001 durchgeführt worden waren, lassen darauf schließen, dass sich im Boden habhafte Überreste der Burg, des Schlosses und der ehemaligen Wehranlagen befinden.
Weil der gesamte Schlossberg als archäologisches Kulturdenkmal eingestuft ist, ist eine archäologische Grabung Voraussetzung für jede Veränderung. Funde und Befunde müssen geborgen, dokumentiert werden und sollen möglicherweise auch erhalten werden. Im November 2022 hatte der Gemeinderat den Grundsatzbeschluss für eine solche archäologische Grabung gefasst und die Verwaltung beauftragt, diese mit dem Landesamt für Denkmalpflege abzustimmen und vorzubereiten.
So geht es weiter
In der ersten Phase wird der südliche Bereich des Schlossberg-Plateaus untersucht. Ab 2. Januar wird die Baustelle eingerichtet und die Oberfläche geräumt. Weil das Landesamt für Denkmalpflege eine Untersuchung der gesamten Fläche im Bereich von Südflügel und Schlosskeller verlangt, gehört dazu auch das Entfernen der verbliebenen Bäume in diesem Bereich. Im Frühjahr 2023 war die Stadtverwaltung noch davon ausgegangen, dass der Baumbestand über die Grabungszeit hinweg teilweise erhalten bleiben kann. Die Anforderungen des Landesdenkmalamts sowie eine zwischenzeitlich ausführlich durchgeführte Bestandsaufnahme der Bäume hat ergeben, dass sich die Bäume (älter als 30 Jahre, Exemplare der Gattung Crataegus) im Endstadium ihres Lebenszyklus befinden, sich durch das vermehrte Austrocknen des Standorts nicht in einem guten Zustand befinden und aus Verkehrssicherungsgründen sehr wahrscheinlich in absehbarer Zeit entfernt oder ersetzt werden müssten. Die Baumstandorte im Bereich der Kirche (drei Linden, Tilia cordata) werden erhalten. Die Schaffung von ökologisch wertvollem und vor allem klimaangepasstem Grün auf dem Schlossberg ist selbstverständlich wesentlicher Bestandteil jeder weiteren Planung.
Ab 15. Januar beginnt dann die eigentliche Arbeit der Archäologen. Da aus den Sondagen bekannt ist, dass hier 2 bis 2,5 Meter historische Schichten vorhanden sind, die bei einer Bebauung gefährdet wären, werden die Geschichte des Schlossberg Schicht für Schicht ergraben und die Erkenntnisse dokumentiert sowie dabei die Teile des Kulturdenkmals festgestellt, die eines Erhalts bedürfen. Die Geschichte beginnt spätestens im 11./12. Jahrhundert mit dem Bau einer ersten Burg, möglicherweise aber auch früher, worauf wenige Scherben früh- bis hochmittelalterlicher Keramik hindeuten könnten. Durch die Grabung wird diese prominente Keimzelle der späteren Stadt Böblingen in ihrer Entstehung und Entwicklung erfasst und leistet dabei einen wichtigen Beitrag für die Stadtgeschichte. Auch der Schlosskeller wird dokumentiert und 3D-vermessen, um auch seine Baugeschichte besser greifen zu können und eine Integration in eine spätere mögliche Bebauung planen zu können.