

Brigitte Armbruster, die stellvertretende Bürgermeisterin und Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler im Gemeinderat, stellte die Höhepunkte in den beiden Amtsperioden von Dr. Merz heraus, die am heutigen Montag offiziell zu Ende gehen: vor allem das Verkehrskonzept und die Ortskernsanierung. Als sie feststellte: „Sie sind der Bürgermeister, der Magstadt 16 Jahre richtig gut getan hat“, brandete erstmals an diesem Abend großer Beifall auf.
Dr. Merz habe stets das Ziel gehabt, Magstadt voranzubringen. Das Ergebnis sei eine eindrucksvolle Bilanz. „Sie haben sich um Magstadt verdient gemacht“, sagte sie, als sie ihm die Urkunde zur Ehrenbürgerwürde überreichte. Mit den Stimmen der Freien Wähler, der SPD und einem Teil der CDU hatte ihm diese der Gemeinderat verliehen.
In der Nachkriegsgeschichte ist Dr. Merz damit der zweite Ehrenbürger der Gemeinde Magstadt. Der erste war Erich Bohlinger, sein Vorvorgänger im Amt.
Landrat Roland Bernhard sprach von einer „ganz großartigen Leistung“ und bedankte sich bei Dr. Merz für dessen Einsatz für die an der B 464 geplante Ansiedlung der Straßenmeisterei. Besonders beeindruckt habe ihn die Hartnäckigkeit des scheidenden Schultes’ und seine klaren Vorstellungen. Außerdem sei es ihm sehr gut gelungen, an Fördertöpfe heranzukommen.
Der Landrat räumte ein, dass er auch betroffen war, wenn Dr. Merz „mit den Oberen“ hart ins Gericht ging, lenkte aber schnell davon ab: „Einen hohen Politiker hat er einen Grasdackel genannt. Ich verrat’ nicht wen, aber er hat recht g’habt.“
Der Herrenberger Oberbürgermeister Thomas Sprißler, der für den Gemeindetag und die Bürgermeister im Landkreis sprach, meinte: „Es gibt zwei Möglichkeiten, Karriere zu machen. Man leistet etwas oder man behauptet, etwas zu leisten. Ratsam ist die 1. Methode, denn da gibt es weniger Konkurrenz.“ Dr. Merz habe diese gewählt und da sei die Ehrenbürgerwürde die passende Würdigung. Er sei grad raus, ehrlich – und das habe der Bürgermeisterriege gut getan. In Anspielung an Dr. Merz’ Jagdleidenschaft sagte Sprißler: „Jetzt kannst du Böcke schießen so viel du willst.“
Die Pfarrer Dieter Heugel und Hans-Georg Unckell hoben sein soziales Engagement, etwa beim Diakonieverein, hervor. Schulleiterin Irene Wilfinger lobte, sie habe immer das Gefühl gehabt, dass Dr. Merz die Anliegen der Schule wichtig sind. Sie habe ihm gegenüber immer auf diplomatische Schnörkel verzichten können und ihn nie bauchpinseln müssen.
Peter Haug, der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der örtlichen Vereine, kramte in seinen Erinnerungen und fand keinen Fall, in dem der Schultes einem Antrag eines Vereins nicht stattgegeben hat. Höhepunkt in der Ära Merz sei für ihn die 900-Jahr-Feier gewesen. Cornelia Steegmüller, Chefsekretärin und Personalratsvorsitzende der Gemeinde in Personalunion, sagte, Dr. Merz sei nichts zu viel gewesen und er habe stets die Ruhe bewahrt. Der Personalrat habe zwar nicht immer alles erreicht, doch man habe immer einen guten Kompromiss gefunden.
Hatte Dr. Merz direkt nach der Verleihung der Ehrenbürgerwürde noch gemeint, er sei etwas sprachlos, so konnte davon bei seiner Abschiedsrede keine Rede sein, obwohl ihm das Manuskript abhandengekommen war.
Als Erster bekam Roland Bernhard eine Breitseite ab: „Bei Landrat Bernhard habe ich gelernt, dass nicht alles, was vom Landratsamt kommt, unbesehen übernommen werden darf.“ Vor allem, dass die Ihinger Straße (K 1006) noch offen ist, obwohl sie längst geschlossen sein müsste, tue ihm weh: „Damit haben plötzlich alle recht, die glauben, dass sich Behörden nicht an Gesetze und Verordnungen halten.“ Für ihn sei da eine Welt zusammengebrochen: „Das ist mit ein Grund, weshalb ich nicht für eine dritte Amtsperiode kandidiert habe.“
Dr. Merz berichtete auch davon, dass er und seine Familie im Streit um das Verkehrskonzept zu Hause ungebetenen Besuch von einem Motorradfahrer bekamen und bedroht wurden. Dabei habe er sonst Arbeit und Sorgen aus dem Rathaus nie mit nach Hause genommen.
In seinen beiden Amtszeiten von 2002 bis 2018 habe er zusammen mit dem Gemeinderat viel erreicht. Vieles, wie das Mahnmal für die im 3. Reich umgekommenen Magstadter Sinti, Ortskernsanierung oder Osttangente, sei noch zu erledigen. Er lobte das ehrenamtliche Engagement („Ohne das Einsetzen für andere läuft unsere Gesellschaft gegen die Wand“), sagte aber auch, das Verhältnis zwischen Bürgermeister und Gemeinderat sei wie das eines Schäfers zu seiner Herde: „Wenn er sich in die Mitte stellt, passiert nichts. Er muss vorausgehen.“
Info
Der neue Bürgermeister, Florian Glock, wird am morgigen Dienstag im Rahmen einer öffentlichen Gemeinderatssitzung um 19 Uhr in der Festhalle in sein Amt eingesetzt.
Stehende Ovationen für den scheidenden Bürgermeister am Freitagabend in der Magstadter Festhalle. Für den musikalischen Rahmen der offiziellen Verabschiedung sorgte das Duo Saxakkord, das aus dem Magstadter Klaus Kreczmarsky und seinem Sindelfinger Musikschullehrerkollegen Igor Petrov besteht. Bilder: Reichert
Seine Stellvertreterin Brigitte Armbruster (von links) überreichte Dr. Merz die Urkunde zur Ehrenbürgerschaft, die weiteren Stellvertreter Rudi Franko (SPD) und Hans-Ulrich Protzer (CDU) die Geschenke des Gemeinderats (Bilder von Gerhard Eberle mit den Titeln „Ortsmitte“ und „Weide im Erschel“). Auf dem Geschenk der Gemeinde, einer vom Bauhof gezimmerten Bank, konnte Dr. Merz am Freitagabend schon mal für den Ruhestand üben.
Dr. Hans-Ulrich Merz: Ohne die Last des Amtes fällt das Lachen leichter.