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Die 43. Ausgabe könnte die Letzte dort sein

Sindelfingen: Der Weihnachtssession wird die Stadthalle zu teuer

Wegen stark gestiegener Mietkosten Zukunft des Kultevents am Schnödeneck ab 2024 fraglich.
Von Bernd Heiden
Axel Finkelnburg, Wolfgang Emmerich und Joachim Pflieger vor der Sindelfinger Stadthalle. Bild: Heiden

Axel Finkelnburg, Wolfgang Emmerich und Joachim Pflieger vor der Sindelfinger Stadthalle. Bild: Heiden

Sindelfingen. Die Weihnachtszeit steht vor der Tür. Und die 43. Sindelfinger Weihnachtssession hat sogar schon mehr als einen Fuß über die Schwelle gesetzt. Wie seit 1979 jährlich bis auf zwei Corona-Unterbrechungen 2020/21 steigt wieder das Kult-Event am 26. Dezember, bei dem sich zahlreiche Bands die Klinke in die Hand geben. Die 43. Ausgabe könnte die letzte in der Stadthalle der CCBS sein.

"Die Preise laufen davon", sagt Joachim Pflieger vom Vorstand des Session-Vereins, der seit 2017 als Veranstalter des Events firmiert. "30 Prozent mehr Miete für die Stadthalle", gibt er den Kosten eine Ziffer: "Das ist auch durch Erhöhung der Eintrittspreise nicht auffangbar. Das ist nicht mehr machbar." Rund 2000 Euro mehr Kosten für die Stadthallenanmietung im Vergleich zum Vorjahr, nennt Axel Finkelnburg, Teil des Weihnachtssession-Vorstandes dazu eine absolute Zahl. Wolfgang Emmerich, zuständig für die Finanzen des Sessionvereins, sagt zu massiv gestiegenen Mietkosten für die Stadthalle: "Wir gehen davon aus, dass wir nicht die einzigen mit einem Problem sind."

Die Ballettschule müsste 45 Euro pro Karte verlangen

Damit hat er recht. Angesichts sprunghaft gestiegener Kosten für die Stadthallenanmietung sieht beispielsweise auch Chana Spiridon, Leiterin der Sindelfinger Ballettschule Stage Dance keine Chance mehr, die traditionell in der Stadthalle veranstaltete Ballett-Gala mit Tanz-Darbietungen der Schülerinnen und Schüler weiterhin dort aufzuführen. Ansonsten müsste sie 45 Euro pro Ticket verlangen, was für ihre Kunden, hauptsächlich junge Familien und Berufsanfänger, unzumutbar sei.

Zu den Gründen für die im Vergleich zum Vorjahr nun stark angehobenen Stadthallenpreise teilt die zuständige CCBS mit ihrem Geschäftsführer Thomas Fenzl mit: Es handle sich um angemessene Preiserhöhungen, die auf wirtschaftlich verschiedenen Faktoren basierten. Die Kosten für Material, Dienstleistungen und Energie seien in den letzten drei Jahren aufgrund von hoher Inflation, Energiekrisen und geopolitischen Ereignissen und Tarifentwicklungen im Dienstleistungsgewerbe anders als erwartet gestiegen. Die Preisanpassungen der letzten Jahre seien notwendig gewesen, um die Qualität der Dienstleistungen aufrechtzuerhalten und weiterhin erstklassigen Service bieten zu können.Zu möglicher Förderung lokaler Vereine durch die CCBS selbst verweist Barbara Volkmann, zuständig für Marketin und PR der CCBS in diesem Zusammenhang darauf, dass man als GmbH keinen expliziten kulturellen Auftrag von den Städten Sindelfingen und Böblingen erhalten habe. Die Verantwortung für die Förderung lokaler Vereine liege in den Händen der Stadtverwaltungen.

Dass Sindelfingen für lokale Vereine die Hälfte der Stadthallenkosten übernimmt und auch die Weihnachtsession in den Genuss dieser Förderung kommt, das weiß auch das Vorstandsteam um Joachim Pflieger. Spätestens seit vergangenem Jahr ist man auch mit der Kulturförderung vertraut, die bis zu 3000 Euro Abmangelsicherung hoch ist. Die hatte die Session vergangenes Jahr beantragt, obwohl damit eine seit der 1. Session 1979 durchgehaltene Tradition gefährdet war: Spende aus dem Verantsaltungserlös an eine gemeinnützige Einrichtung. Dass von der 2022er-Session dann doch jeweils 1000 Euro an Thamar, den Kinderschutzbund und Nachbarn in Not gingen, weil man die Abmangelsicherung über die Kulturförderung nicht in Anspruch nehmen musste, lag nicht zuletzt an schwarzen Zahlen wegen 600 zahlenden Besuchern und vor allem großzügigen Sponsoren.

Obowohl aber die kommende 43. Weihnachtssession in der Stadthalle am 26. Dezember 2023 ausgemachte Sache ist und der Vorstand um Joachim Pflieger alle gegenwärtigen Fördermöglichkeiten kennt, man sagt klipp und klar: Wenn sich nicht noch ein neuer Großsponsor finden sollte, dann wird man sich angesichts der Stadthallenpreise für 2024 auf die Suche nach einer Location-Altlernative begeben. Vorstellbar wäre für das Vorstandstrio die Klosterseehalle oder das Maichinger Bürgerhaus. Joachim Pflieger stellt klar: "Wenn wir nicht eine andere Halle finden, dann ist das für mich durch."

Im Kulturamt der Stadt hat man die Sorgen um stark gestiegene Kosten für die Stadthallenmiete vernommen. "Wir sind dran. Wir sehen die Kostenentwicklung", sagt Sindelfingens Kulturamtsleiter Markus Nau: "Wir prüfen, wie wir darauf reagieren können und schauen uns verschiedene Stellschrauben an." Eine mögliche Entschärfung des Problems wolle man kommendes Jahr vorlegen. Eine Stellschraube hat Axel Finkelnburg, Vorsitzender der Gemeinderatsfraktion der SPD, schon im Blick. Er will einen möglichst von vielen Fraktionen unterstützten Antrag initiieren: Erhöhung der bisherigen Förderquote von 50 Prozent Kostenübermnahme durch die Stadt bei Stadthallenanmietung durch lokale Vereine.