

Sindelfingen. "Das ist ein Angebot in einer Art, wie es das bis dato in Sindelfingen nicht gibt", sagt Hartmut Knoch bei der Projektvorstellung im Technik- und Umweltausschuss. Und der Chef des Amtes für Grün und Umwelt legt nochmal nach: Vergleichbares sei in Sindelfingen noch nicht einmal ansatzweise vorhanden.Denn der Parcours, der im Gegensatz zu einem Hochseilgarten die mickrige maximale Fallhöhe von 60 Zentimtern hat, wird nicht nur ein eintrittfreies Angebot für alle Generationen von Kindern über Jugendliche bis zu reiferen Jahrgängen sein. Der Niederseilgarten wird auch einen extra für Rollstuhlfahrer nutzbaren Abschnitt haben.Letztlich sei es darum gegangen, ein weiteres attraktives Freizeitangebot zu schaffen, das nach Möglichkeit ohne massive Eingriffe in den Baumbestand auskomme, begründet er das Projekt. "Das soll wirklich ein Waldspielplatz sein", so Hartmut Knoch.
Bespaßung der Bürgerschaft mag ein starkes Motiv für den Bau der Anlage sein. Es gibt aber auch den Aspekt der Stadtentwicklung. So gebe es in dem Bereich für Kinder derzeit nichts, sagt Baubürgermeisterin Dr. Corinna Clemens und holt weiter aus: "Wir wollen die Bevölkerung in das Gebiet holen, bevor sie sich den Fuß gebrochen hat". Womit sie darauf anspielt, dass das Gros des Publikums derzeit auf die Steige kommt, um das Krankenhaus aufzusuchen. Tatsächlich soll das auf 270000 Euro taxierte Parcours-Projekt flott realisiert werden und bereits diesen Sommer betriebsbereit sein. Denn 2023 ist das erste Festivaljahr der Internationalen Bauausstellung IBA27. Bekanntlich ist die Konversion des Krankenhausareals in ein Stadtquartier ein IBA-Projekt. Zu dem sind im Rahmen des diesjährigen IBA-Festivals Aktionen am Wasserturm geplant.
Zum Niederseilgarten: Dessen etwa 600 Quadratmeter großes, von einem Buchenbestand umgebene Areal soll mit einer Netzbrücke, Balancierleine, Kletterslalom, Knüppel-Schaukelbrücke, Schlaufenbrücke, Zickzackbrücke, Hängebrücke, Schaukelbrücke und dem Rollstuhlparcours bestückt werden. Zugang erfolgt über den Weg zum Schwarzwaldvereinsheim. So sind die Reaktionen der Ausschussmitglieder zwar positiv bis überschwänglich. "Das bietet sich da oben an", sagt Georg Schindler (CDU). "Tolles Projekt. Vor allem, dass alle hinkönnen ohne Eintritt zu zahlen", sagt Kerstin Schöller-Todt (Grüne). Zustimmung signalisiert auch Hasso Bubolz (Freie Wähler). "Der Standort ist ideal", sagt Axel Finkelnburg (SPD) und findet den Preis für den Niederseilgarten im Vergleich zu den Hallenbadplänen "ein Schnäppchen". Bei aller Begeisterung verdeutlicht Ulrich Röhm die monetären Zusammenhänge. So etwas werde gemacht, wenn man zuviel Geld habe, sagt der Freie-Wähler-Stadtrat: Die Anlage sei ein "Nice-to-have" – frei übersetzt ganz prima aber prinzipiell verzichtbar.
Allerdings regen sich doch erhebliche Bedenken in einigen Fraktionen. So bekundet Georg Schindler Sorge, dass Eltern ihre Kinder über den asphaltierten Weg zum Schwarzwaldvereinsheim direkt an den Parcours fahren werden statt an den Waldparkplätzen an der Arthur-Gruber-Straße zu parken. Auch Johannes Mescher, sachkundiger Einwohner für die SPD, warnt vor Autoverkehr direkt zum Niederseilgarten.
Die Baubürgermeisterin bekundet offen Verwunderung angesichts der Annahme, dass Eltern ihre Kinder zum Spielplatz fahren könnten. "Doch!", mahnt spontan Christoph Grüninger, sachkundiger Einwohner der Grünen, mit einem Zwischenruf. "Wir wollen keinen Drive-In-Spielplatz", stellt Dr. Corinna Clemens klar. Dass das Auto im Vordergrund stehe, wenn man zum Waldspielplatz geht, das verwundert auch Hartmut Knoch. Zumal der Fußweg von den Parkplätzen am Wasserturm sehr kurz ist. Zum bei Familien beliebten Waldspielplatz am Forsthof dagegen müsse ein Fußweg von hin und zurück 2,5 Kilometer absolviert werden. Und, so Hartmut Knoch, das funktioniere. Im übrigen sehe die Verwaltung nicht, dass dort ein städteübergreifender Tourismus mit Pkw entstehe. "Ich finde es überraschend, dass die Verwaltung denkt, da fährt keiner mit dem Auto hin", bekundet Stadtrat Georg Schindler seinerseits Verwunderung
Der Gemeinderat nimmt die Pläne für den Niederseilgarten mit Begeisterung zur Kenntnis. Er stimmt am Ende einstimmig für den Bau der Anlage, nachdem Amtsleiter Hartmut Knoch nochmals versichert hatte, für ein etwaiges Problem mit Parkern am neuen Spielplatz werde es Lösungen geben."