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SZ/BZ-Talk

Sindelfinger OB-Wahl: Triell im Z-Druck

Der SZ/BZ-Talk bringt die aussichtsreichsten Kandidaten Markus Kleemann, Max Reinhardt und Lukas Rosengrün zusammen.
Von Daniel Krauter
Beim SZ/BZ-Talk im Z-Druck (von links): Tim Schweiker, Lukas Rosengrün, Max Reinhardt, Markus Kleemann und Jürgen Wegner.

Beim SZ/BZ-Talk im Z-Druck (von links): Tim Schweiker, Lukas Rosengrün, Max Reinhardt, Markus Kleemann und Jürgen Wegner.

Bild: ANNETTE NUESSLE

Sindelfingen. Der SZ/BZ-Talk zur Sindelfinger Oberbürgermeisterwahl brachte die bei der Wahl am 11. Mai aussichtsreichsten Kandidaten Markus Kleemann, Max Reinhardt und Lukas Rosengrün im Z-Druck zusammen. Sie stellten sich den Fragen von SZ/BZ-Redaktionsleiter Tim Schweiker und Chefreporter Jürgen Wegner. Die Plätze waren begrenzt, 120 SZ/BZ-Abonnenten waren dabei und nutzten die Möglichkeit, den Kandidaten auch selbst auf den Zahn zu fühlen.

Nummer-eins-Thema für Sindelfingen

Max Reinhardt: „Der Zusammenhalt in unserer Stadtgesellschaft. Zusammenhalt bedeutet: Treffpunkte für Jung und Alt, gute Pflege und Gesundheit, Kitaplätze für jedes Kind, sanierte Schulen und eine lebendige Innenstadt mit Gemeinschaft stiftenden Veranstaltungen wie „Sindelfingen rockt“. In unseren Vereinen werden Zusammenhalt und Miteinander gelebt. Die Stadt muss Vereine unterstützen – durch Räume, weniger Bürokratie und echte Wertschätzung. Auch die Amtsführung eines OBs kann den Zusammenhalt stärken: mit Nähe zu den Menschen, guter Kommunikation und echtem Herzblut für die Heimat wachsen Rathaus und Stadt wieder zu einer starken Einheit zusammen.“

Der SZ/BZ-Wahl-Talk zum Nachhören: Hier geht es zum Podcast

 

Lukas Rosengrün: „Mein Nummer-1-Thema für Sindelfingen ist: endlich umsetzen. Sindelfingen hat in den letzten Jahren viele gute Ideen, Konzepte und Leitbilder entwickelt – doch zu oft bleibt es bei Absichtserklärungen. Wir müssen vom Reden ins Handeln, vom Planen ins Machen kommen. Ich möchte, dass wir klar priorisieren, Entscheidungen treffen und Projekte aktiv vorantreiben. Es gibt eine Geschichte des Zauderns in Sindelfingen. Jahre vergehen, bis Entscheidungen fallen – wertvolle Zeit, in der sich Frust bei den Menschen aufbaut und Vertrauen in die Handlungsfähigkeit der Stadt schwindet. Sindelfingen braucht mehr Umsetzungskraft, mehr Verlässlichkeit und mehr Tempo bei zentralen Zukunftsprojekten.“

Markus Kleemann: „Ich will ein modernes und zukunftsfähiges Sindelfingen für alle. Die zentrale Frage lautet: Was müssen wir heute tun, damit unsere Stadt auch in 10, 20 oder 30 Jahren noch lebenswert und liebenswert ist? Für mich stehen dabei fünf Punkte im Mittelpunkt: 1.Mehr Sauberkeit und Sicherheit, 2.Die Stärkung von Wirtschaft, Jobs und Wohlstand, 3.Gute Bildungschancen mit modernen sowie gut ausgestatteten Kitas und Schulen, 4.Eine nachhaltige und klimafreundliche Stadtentwicklung sowie 5.Innovative Mobilitätslösungen.“

Wirtschaft

Lukas Rosengrün: „Für eine starke Wirtschaft braucht es den engen Schulterschluss zwischen Unternehmen, Verwaltung und Kommunalpolitik. Ich werde als OB ein
„Sindelfinger Wirtschaftsforum“ ins Leben rufen: Eine Plattform für den regelmäßigen, direkten Austausch zwischen Wirtschaft, Rathaus und Gemeinderat. Ziel ist es, unnötige Bürokratie abzubauen, Investitionen zu beschleunigen, Unternehmensgründungen zu fördern und bestehende Betriebe zu stärken. Wir müssen unsere Stärken besser nutzen – und mutiger nach vorne denken. Das Softwarezentrum Böblingen-Sindelfingen, an dem Sindelfingen beteiligt ist, hat mit dem AI xpress gezeigt, wie man das erfolgreichste Gründerzentrum des Landes aufbaut. Dieses Know-how müssen wir für Sindelfingen nutzen.“

Max Reinhardt: „Unser größter Arbeitgeber Mercedes-Benz hat kürzlich mit dem Spatenstich für die neue Lackiererei ein starkes Bekenntnis zum Standort gesetzt, investiert rund 1 Milliarde Euro. Wir müssen uns breiter aufstellen. Es kann nicht sein, dass wir interessierte Firmen nach Holzgerlingen oder Gärtringen schicken müssen, da wir keine passenden Gewerbeflächen für sie zur Verfügung stellen können. Als OB werde ich zusätzliche Gewerbeflächen schaffen, um Ansiedlungen mittelständischer und großer Betriebe zu ermöglichen und neue Arbeitsplätze zu sichern. Ein OB muss oberster Wirtschaftsförderer sein. Software- und KI-Firmen sollen in einem Sindelfinger Technologiezentrum auf dem Krankenhausareal angesiedelt werden.“

Markus Kleemann: „Ein starke Wirtschaft schafft durch Gewerbesteuereinnahmen nicht nur den notwendigen finanziellen Spielraum, sondern stellt auch wohnortnahe Arbeitsplätze für Sindelfinger bereit. Wirtschaftsförderung ist für mich daher Chefsache. Mit einem aktiven Ansiedlungsmanagement, einer konsequenten Entbürokratisierung sowie der Weiterentwicklung und zügigen Umsetzung der Wirtschaftsflächenstrategie werde ich dafür die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen. Ergänzend werde ich ein regelmäßiges Format zum Austausch der Stadtspitze mit der Wirtschaft institutionalisieren.“

Die SZ/BZ-Abonnenten konnten Fragen an die Bewerber stellen. Diese Möglichkeit nutzt hier 
Dieter Baisch.

Die SZ/BZ-Abonnenten konnten Fragen an die Bewerber stellen. Diese Möglichkeit nutzt hier Dieter Baisch. Bild: Nüßle
 

Kandidaten fragen Kandidaten

Tim Schweiker und Jürgen Wegner gaben den OB-Kandidaten die Möglichkeit, sich gegenseitig eine Frage zu stellen. Großen Applaus bekam Lukas Rosengrün für seine Frage an Max Reinhardt, ob er denn, wenn er zum
OB gewählt würde, gegen die Plakate-Flut im Wahlkampf vorgehen würde? Dies sei eine „wahre Materialschlacht“, so Lukas Rosengrün. „Selbstverständlich würde ich mich bei meiner OB-Kampagne zur Wiederwahl in acht Jahren dann dafür einsetzen, dass es hier eine Obergrenze gibt “, sagte Max Reinhardt mit einem Schmunzeln.

Sicherheit und Sauberkeit

Markus Kleemann: „Ich werde konsequent gegen wilden Müll vorgehen. Bei all‘ den nötigen Maßnahmen fallen Müllvermeidung und -beseitigung aber auch in den Bereich der Eigenverantwortung. Wir müssen die Bürger durch geeignete Kampagnen dafür sensibilisieren, dass Zigarettenstummel und Abfälle nicht achtlos weggeworfen werden, sondern in den Mülleimer gehören. Umweltsensibles Verhalten soll dabei früh gefördert werden. Daher müssen die Schulen in die Kampagnen miteinbezogen werden. Das Ziel ist, dass am Ende allen klar ist, dass der beste Müll der ist, der gar nicht erst entsteht. Das Thema Sicherheit hat für mich Priorität. Der OB ist Chef der Ortspolizeibehörde und kann deshalb viel für die Sicherheit der Menschen tun. Zu jeder Tages- und Nachtzeit muss sich jeder in Sindelfingen, Maichingen und Darmsheim sicher fühlen können – dies gilt vor allem für junge Familien, Frauen sowie ältere Menschen.“

Lukas Rosengrün: „Zum einen spreche ich mich für ein Rauchverbot auf dem Marktplatz außerhalb von Gastronomieflächen aus. Darüber schlage ich ein kombiniertes Rauch- und Alkoholverbot am Busbahnhof vor. Wenn wir es mit dem Thema Sauberkeit ernst meinen, müssen wir als Stadt sichtbare Zeichen setzen. Die Kampagne ‚Sindelfingen sauber und sicher‘ und die Sauberkeitshotline des Amts für Grün und Umwelt sind wichtige Instrumente, aber wir müssen den nächsten Schritt gehen. Eine Verhaltensänderung ist schwer zu erreichen, wenn der Eindruck entsteht, alles sei erlaubt. Sindelfingen ist keine unsichere Stadt – aber dort, wo Menschen sich unsicher fühlen, müssen wir als Stadt handeln.
Sicherheit entsteht auch durch Präsenz, Sauberkeit und soziale Aufmerksamkeit. Deshalb ist mir ein ganzheitlicher Ansatz wichtig, der städtebauliche, soziale und ordnungspolitische Aspekte verbindet – und bei dem das Sicherheitsempfinden der Menschen ernst genommen wird.“

Max Reinhardt: „Wilder Müll ist ein großes Problem und Ausdruck von Respektlosigkeit gegenüber dem öffentlichen Raum. Doch die Stadt kann handeln: Das Aktionsprogramm „Sindelfingen sauber und sicher“, das 2020 auch auf meinen Antrag hin beschlossen wurde, muss gezielt weiterentwickelt werden – mit intensiveren Kontrollen an Hotspots wie Altglas- und Altkleidercontainern. Bei wiederholten Verstößen ist auch Videoüberwachung denkbar. Die intensive Prüfung auf Verursacher und höhere Bußgelder sollen abschrecken. Auch der Abbau überflüssiger Altkleidercontainer kann Teil der Lösung sein. Auch beim Thema Sicherheit ist Videoüberwachung an Brennpunkten – als letztes Mittel – eine Möglichkeit.“

Stadtentwicklung und Wohnraum

Lukas Rosengrün: „Wir brauchen klug geschnittene, kleinere Wohnungen, die sich Singles, Alleinerziehende und ältere Menschen leisten können. Dafür müssen wir neue Wege gehen: Serielle Modulbauweise kann helfen – effizient, hochwertig und kostensparend. Auch die Umnutzung leer stehender Büroflächen zu Wohnraum gehört dort auf die Agenda, wo sie baulich und rechtlich möglich ist. Mit den Wohnstätten haben wir einen starken Partner, aber auch der Bund ist gefordert: Wir brauchen endlich wieder klare Anreize für den Bau bezahlbaren Wohnraums, denn gute Ideen scheitern nicht selten an der Realität des Marktes.“

Max Reinhardt: „Ich stehe für Wachstum mit Augenmaß: Wo Zuzug erfolgt, muss auch die soziale Infrastruktur mitwachsen – von Kita-Angebot bis Nahversorgung. Beim Krankenhausareal setze ich auf innovative Unternehmen und Forschungseinrichtungen, bei gleichzeitigem Erhalt des naturnahen Charakters. Moderate Wohnraumentwicklung am Waldrand ist möglich.
Besonders gefragt sind bezahlbare Ein- bis Drei-Zimmer-Wohnungen für Erwerbstätige mit kleinem Einkommen. Die Wohnstätten GmbH soll hier trotz schwieriger Marktbedingungen mit modularer, serieller Bauweise vorangehen. Auch neue Wohnformen wie Mehrgenerationenprojekte oder Aufsiedlung von Garagenflächen sind wichtig. Private Bauherren brauchen bessere Bedingungen: schnellere Genehmigungen, moderne Bebauungspläne, höheres Bauen, Umnutzungen von leerstehenden Büros – wir brauchen eine Kultur des Möglichmachens.“

Markus Kleemann: „Unbestritten fehlt in Sindelfingen Wohnraum für alle Generationen und Lebenslagen. Junge Menschen müssen wegziehen, wichtige Fachkräfte können nicht zu uns kommen, weil (bezahlbarer) Wohnraum fehlt. Für mich steht die Nachverdichtung und Innenentwicklung vor der Erschließung neuer Wohngebiete. Für die weitere städtebauliche Entwicklung bietet das Krankenhaus-Areal großes Potenzial.
Unsere städtische Wohnbaugesellschaft muss weiterhin schwerpunktmäßig bezahlbaren Wohnraum schaffen und erhalten. Modulares und serielles Bauen kann Umsetzungsprozesse beschleunigen und Baukosten senken – ohne Qualitätseinbußen. Die erweiterten Spielräume der Landesbauordnung müssen wir voll ausschöpfen. Das städtische Baurechtsamt möchte ich leistungsfähiger aufstellen, damit Bauvorhaben zügiger bearbeitet werden.

Die Entscheidung der Redaktion

Die SZ/BZ hat weit über 100 Beiträge zur OB-Wahl veröffentlicht. Zu Kandidaten, Veranstaltungen und Terminen und vor allem zu den drängenden Themen Sindelfingens und wie die Kandidaten dazu stehen.

Der SZ/BZ-Wahltalk im Z-Druck ging bewusst mit Markus Kleemann, Max Reinhardt und Lukas Rosengrün über die Bühne. SZ/BZ-Verleger Dr. Christian Röhm begründete dies: „Redaktionelle Arbeit bedeutet abwägen und Entscheidungen treffen. Journalismus ist nicht neutral, sondern strebt nach Objektivität.“ Neutralität bedeute Verzicht auf Einordnung. Bei der Bundestagswahl im Februar traten 41 Parteien zur Wahl an. Neutralität würde nun bedeuten, der Tierschutzpartei gleichviel redaktionelle Berichterstattung einzuräumen, wie den Grünen.

Objektivität bedeute Einordnung. Entscheidungen müssten getroffen werden. „Die Grünen haben objektiv ein deutlich größeres Wählerpotenzial, viel mehr Mitglieder, umfangreichere Strukturen, als die Tierschutzpartei – sie erhalten daher mehr redaktionellen Fokus“, so Christian Röhm. Gleiches gelte für die redaktionelle Arbeit der SZ/BZ zur OB-Wahl. Es gibt offiziell neun Kandidaten. „Wir wägen ab und ordnen ein, mit lokalem Sachverstand, auf Basis einer Vielzahl von Gesprächen und sogar durch die Erhebung eines Stimmungsbilds der Sindelfinger Wähler. Markus Kleemann, Max Reinhardt und Lukas Rosengrün gelten als aussichtsreichste Kandidaten.

Die SZ/BZ stellte aber auch die Standpunkte der weiteren Bewerber dar, weniger umfangreich aber dennoch detailliert – auch das ist uns wichtig. Bewusst hat die Redaktion entschieden, das Diskussionsformat für die drei aussichtsreichen Kandidaten zu gestalten. Denn wir wollen tief in die Themen einsteigen, intensiv diskutieren, wir wollen Unterschiede herausarbeiten“, verdeutlicht Christian Röhm.

Alles zur Sindelfinger OB-Wahl ist hier nachzulesen: www.szbz.de/ob-wahl-sindelfingen