

Die Idee des jungen Kaufmanns Hans Emmerich und seines älteren Bruders, des Ingenieurs Heinz Emmerich, war, leichte, kompakte Zweitaktmotoren zu entwickeln und herzustellen, die es zu dieser Zeit auf dem Markt nicht gab.
In einer kleinen Werkstatt in der Blautopfstraße beginnen die Arbeiten. Und der erste Motor wird in die Gartenspritze von Hans Emmerichs Schwiegervater in spe eingebaut – ohne dessen Wissen und zunächst auch nicht zu seiner Freude. Erst als der das erste Mal mit dem Gerät arbeitet, legt sich der Unmut über die Eigeninitiative der beiden Jungunternehmer. Er ist mehr als angetan von der Arbeitserleichterung. Motivation genug für Hans und Heinz Emmerich, sich mit dem Thema Pflanzenschutz intensiver zu befassen.
Das Ergebnis: das erste rückentragbare Motorstäubgerät der Welt und ein Jahr später, 1951, das erste rückentragbare Motorsprühgerät der Welt. Die Geräte werden schnell zum Verkaufsschlager. Auch, weil nun Arbeiten, für die bisher mehrere Personen notwendig waren, allein – also solo – ausgeführt werden können. Die beiden nennen ihr neu entwickeltes Sprühgerät daher Solo und den ersten Kunden gefällt das so gut, dass daraus der Markenname entsteht.
Damit beginnt eine Unternehmensgeschichte, in deren Verlauf der erste Rasenmäher mit Sichelmesser in Deutschland ebenso entsteht wie 1958 die erste direktgetriebene Motorsäge Europas: die Solo Rex. Die Mitarbeiterzahl und die Umsätze steigen von Jahr zu Jahr signifikant. Ebenso wie der Exportanteil, sodass auch in vielen Ländern Niederlassungen und Verkaufsbüros entstehen. Insbesondere das afrikanische Land Ghana – bekannt für seinen Kakaoanbau – bestellt große Stückzahlen des Motorsprühgerätes.
Der Erfolg bietet der immer noch jungen Firma Spielraum für neue Entwicklungen und Gedanken. Insbesondere Mitbegründer Heinz Emmerich ist hier der treibende kreative Kopf. Ein Beispiel ist die Solo Combi Modellreihe in den 60-er Jahren. Die Idee: Ein kompakter Motor, der auf viele Anbaugeräte wie Rasenmäher, Hacke, Balkenmäher, Wasserpumpe und sogar Außenborder werkzeuglos gewechselt werden kann.
Die 70-er Jahre werden in den Maichinger Werkshallen vom Zweiradboom dominiert. Das Solo Mofa erobert die Straßen und gehört als feste Größe bald vielerorts zum Stadtbild. In den Hochzeiten wurden jährlich bis zu 50 000 Mofas und Mopeds in Maichingen produziert. Unter anderem auch für das Versandhaus Quelle, das die Fahrzeuge über den Katalog unter der Eigenmarke Mars vertrieb. Mit dem Solo Elektra war auch das erste für den Straßenverkehr zugelassene Elektromofa mit dabei.
Doch die damaligen Batterien halten den Anforderungen nicht stand. Als in den 80-er Jahren auch für Mofas Helmpflicht und Prüfbescheinigung eingeführt werden, ist damit das Ende dieser Ära besiegelt.
Die Solo Kleinmotoren GmbH hat mit den Garten-, Forst- und Pflanzenschutzgeräten weitere Standbeine. Die starke Diversifikation der 60-er und 70-er Jahre hat jedoch Ressourcen gebunden. Andere Hersteller haben sich fokussiert und Solo hat im eigentlichen Kerngeschäft Marktanteile verloren. Eine Tendenz, die in Kombination mit zunehmenden Raubkopien und günstigen Produkten aus Fernost – ein Motorsägen-Joint-venture in China bringt Solo außer Verlusten nichts – im Jahr 2014 dazu führt, dass man sich von Garten- und Forstgeräten trennt, mit dem Ziel, sich fortan auf den Bereich Pflanzenschutz zu konzentrieren. Ein massiver Einschnitt, der auch die Zahl der Beschäftigten drastisch reduziert. Die sich anschließende Restrukturierung gelingt, die beiden Geschäftsführer Wolfgang Emmerich (Technik und Entwicklung) und Andreas Emmerich (kaufmännischer Bereich und Vertrieb) schaffen die Wende.
Mit ihnen ist die zweite Generation der Familie Emmerich in der Unternehmensführung. Das Unternehmen wird von Grund auf umgebaut, auf Pflanzenschutz und damit auf einen Exportanteil von derzeit 85 Prozent ausgerichtet. Durch neue Niederlassungen in Chile und Moskau verfolgen die beiden Geschäftsführer konsequent die internationale Expansion weiter. Produziert werden die Geräte, neben dem Hauptstandort in Maichingen, im amerikanischen Newport News und in China. Neben Spritzen und Sprühgeräten gehört auch eine Trennschleifer-Linie zum Produktprogramm.
Das Wissen im Bereich Motorenentwicklung und -bau sowie der Kunststoffbearbeitung fließt 2016 in die neue Solo-Clean-Line ein. Nun ist es möglich, mit speziellen Spritzen auch aggressive Reinigungs- und Desinfektionsmittel auszubringen. Zwar ein neuer Markt jenseits von Garten und Landwirtschaft, aber auch die Chance zur Steigerung von Produktivität und Stückzahlen.
Das Unternehmen befindet sich nach wie vor in Familienbesitz: Neben den beiden Geschäftsführern Wolfgang und Andreas Emmerich gehören noch Mutter Hilde, Schwester Ute und Bruder Roland Emmerich zu den Gesellschaftern. Die letzten beiden haben ja einen anderen Weg eingeschlagen: als Filmemacher in Hollywood.
Hans Emmerich
Heinz Emmerich
Einsatz in den Weinbergen: Rückenspritze im Jahr 1951.
Das Produktprogramm der Solo Kleinmotoren GmbH besteht heute aus Spritzen, Sprühgeräten und Trennschleifern. Bilder: z