Stadtmarketing bald komplett
Seit Anfang Februar ist Julian Spohn schon in Böblingen, um sich in seinen neuen Job einzuarbeiten. Dabei geht es auch schon ganz konkret um die Planung für den verkaufsoffenen Sonntag zum Stadtfest. Zuvor war der 42-jährige Familienvater, der aus Mühlacker stammt, sechseinhalb Jahre lang Geschäftsführer beim Tübinger Handels- und Gewerbeverein. In dieser Funktion war er auch für das Stadtmarketing zuständig, das die Uni-Stadt ihren Geschäftsleuten überlassen hat. Gemeinsam mit städtischen Stellen organisierte Spohn auch zentrale Veranstaltungen der Stadt, wie den Umbrisch-Provenzalischen Markt.
Dabei kommt er beruflich aus einer ganz anderen Ecke: Böblingens neuer Stadtmarketingmanager ist studierter Vor- und Frühgeschichtler. Nach dem Studium schloss sich eine Weiterbildung zum Fachreferenten für Kulturtourismus und Kulturmarketing an. Außerdem hat er ein berufsbegleitendes Studium zum City-, Stadt- und Regionalmanager begonnen, das derzeit noch nicht abgeschlossen ist.
„Ich bin froh, dass Julian Spohn (Bild: Jung) zu uns gekommen ist. Er hat unter allen Bewerbern im Gespräch die beste Performance geliefert. Es ist für ihn sicher auch einfacher, sich hier zurechtzufinden, da er aus der Region kommt“, sagt Simeon Schad, Vorsitzender des Stadtmarketing-Vereins. Damit endet die über einjährige Vakanz, nachdem sich der Verein von Spohns Vorgängerin Jeniffer Willms getrennt hatte. Spätestens zum 1. April soll ein weiterer Stuhl in Sachen Stadt-Promotion wieder besetzt werden. Zum Bedauern des Vereins hatte sich Annabelle Burster im letzten Jahr als Citymanagerin verabschiedet. Nun hat der Verein eine Nachfolgerin gefunden, die aus der Region kommt. Allerdings sind noch nicht aller Verträge unter Dach und Fach.
Der Fall von Annabelle Burster ist symptomatisch für den Vereinsvorsitzenden. Derzeit sind die Verträge für die hauptamtlichen Protagoniosten des Stadtmarketings befristet. Alle fünf Jahre entscheidet der Gemeinderat neue über den Mitgliedsbeitrag beim Stadtmarketing-Verein. Dieser Beitrag dient in erster Linie zur Finanzierung der Hauptamtlichen. Doch: Es bleibt damit stets ein Stück Ungewissheit für die Stelleninhaber über ihre Beschäftigungsdauer. „Geeignete Leute für eine befristete Stelle sind kaum zu bekommen und sie sind schnell wieder weg, wenn sie eine langfristige Stelle angeboten bekommen. Das muss uns nicht wundern“, sagt Simeon Schad.
Das Problem ist bei Stadt und Gemeinderat bekannt. Deshalb arbeitet derzeit Dominic Schaudt, Amtsleiter für Wirtschaftsförderung im Böblinger Rathaus, Modelle aus, wie die drei Stellen im Stadtmarketing künftig unbefristet finanziert werden. Bis zur Sommerpause sollen diese Vorschläge dem Gemeinderat vorgelegt werden.
Die Dritte im Bunde ist Rita Fischer, die sich künftig vor allem um die Geschäftsstelle kümmert und Tourismusprojekte beackern wird, beispielsweise Netzwerke zu knüpfen, einen neuen Hotel- und Gaststättenführer aufzulegen und nicht zuletzt den Auftritt auf der CMT vorzubereiten. Rita Fischer: „Nach der CMT ist vor der CMT“.
Während die neue Citymanagerin vor allem für die Innenstadt zuständig ist, kümmert sich Julian Spohn um die Außenwirkung der Stadt und die Förderung der Aufenthalts- und Lebensqualität. Dabei wird es auch immer wieder Überschneidungen geben. Als Ziele nennt der Stadtmarketingmanager unter anderem die Entwicklung von Alternativen zum verkaufsoffenen Sonntag, Kundenbindungsmaßnahmen oder auch eines Leitsystems nicht nur für Besucher: Siemeon Schad: „Wer am Bahnhof aussteigt, weiß erst mal nicht, wo er was in der Stadt findet“. Außerdem stehen unter anderem auf der Agenda: ein zentraler Veranstaltungskalender oder auch gemeinsame Kernöffnungszeiten der Geschäfte. Und, so Simeon Schad: „Wir wünschen uns einen Regionalmarkt. Es gibt so tolle Manufakturen in der Umgebung. Aber die Produkte schaffen es nicht in die Märkte der Stadt.“