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Trinkwasser muss in mehreren Sindelfinger Stadteilen weiter abgekocht werden / Netz wird gechlort und gespült / Zahnärzte dürfen wieder behandeln

Verunreinigtes Trinkwasser: Ursache nicht aus dem Netz der Stadtwerke Sindelfingen

Von Jürgen Haar

Sindelfingen - Die Gründe für die bei einer Routine-Untersuchung des Trinkwassers in Sindelfingen am Donnerstag festgestellte Verunreinigung mit Bakterien (die SZ/BZ berichtete) sind immer noch nicht bekannt. „Man kann aber ausschließen, dass die Ursache aus unserem eigenen Versorgungsnetz kommt“, so Stadtwerke-Geschäftsführer Dr.Karl-Peter Hoffmann auf Anfrage der SZ/BZ.

So eine Situation gab es in der 21-jährigen Geschichte der Stadtwerke Sindelfingen noch nie. Nachdem turnusgemäß eine Wasserprobe entnommen und untersucht wurde, kam vom beauftragten Labor am Donnerstag die Meldung über Verunreinigungen des Trinkwassers an die Stadtwerke und das Gesundheitsamt. In kurzer Zeit haben die Stadtwerke über das Internet, die sozialen Medien, die Zeitungen und das Radio über die Situation und das Abkochgebot informiert.

Krisenstab koordiniert die Aufgaben

Die Sindelfinger Feuerwehr setzte sich mit einem knappen Dutzend Fahrzeugen, auch aus Maichingen und Darmsheim, in Bewegung, und informierte in den betroffenen Stadtteilen die Bevölkerung über Lautsprecherdurchsagen. Koordiniert werden die Aufgaben in einem Krisenstab, dem Rainer Just und Marc Finkbeiner vom Amt für Bevölkerungsschutz, zwei Mitarbeiter des Gesundheitsamts und zwei bis drei Vertreter der Stadtwerke angehören.

„Da es in Sindelfingen eine gut funktionierende Zusammenarbeit zwischen den Ämtern und der Feuerwehr gibt, können solche Situationen gemeistert werden“, lobt Dr. Hoffmann (Bild: z) das Zusammenspiel der Beteiligten. Mitarbeiter des Amts für soziale Dienste haben in den Gemeinschaftsunterkünften über die Maßnahmen informiert. Die Feuerwehr machte sich auf den Weg und klapperte Hotels, Schnellrestaurants sowie Alten- und Pflegeheime ab. So hat man in kurzer Zeit die meisten betroffenen Bürger erreicht.

Die Feuerwehr ist auch weiter im Einsatz und spült das betroffene Rohrleitungsnetz durch und unterstützt die Stadtwerke bei der Chlorung. Die Chlorung des Trinkwassers erfolgt innerhalb der gesetzlichen Grenzwerte der Trinkwasserverordnung. „Die Chlorung kann teilweise durch Geruch wahrgenommen werden, diese ist aber nicht gesundheitsgefährdend“, heißt es in einer Mitteilung der Stadtwerke.

Weitere Nachproben

Bis das getroffene Netz vollständig gechlort und gespült ist, gilt ein Abkochgebot für das Trinkwasser. In Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt finden weitere Nachproben statt. „Ergebnisse liegen voraussichtlich am Mittwoch vor“, so die Stadtwerke. Geschäftsführer Dr. Hoffmann rechnet dann damit, dass ab Mittwoch das Trinkwasser wieder ohne Einschränkungen genutzt werden kann.

Derweil laufen die Nachforschungen zur Eingrenzung der Ursache auf Hochtouren. Ausgehend vom Hochbehälter Goldberg, wo die Wasserprobe entnommen wurde, wird jetzt geprüft, wie es zu den Verunreinigungen kommen konnte. Das eigene Rohrleitungsnetz schließen die Stadtwerke aus. Ebenso wie Baumaßnahmen oder einen „Kundeneintrag“, so Dr. Hoffmann. Mögliche Verursacher könnten der Vorlieferant oder Ereignisse am Behälter sein. Zum Beispiel dass durch Risse Regenwasser eingetreten sein könnte. Alle diese Möglichkeiten werden jetzt untersucht.

Zahnärzte dürfen wieder behandeln

Gute Nachrichten gibt es für die im betroffenen Gebiet arbeitenden Zahnärzte. „Behandlungen dürfen nach Aussage des Gesundheitsamts wieder durchgeführt werden“, heißt es in einer Mitteilung der Stadtwerke.

Fragen und Antworten zur Trinkwasserverunreinigung

Wegen der Trinkwasserverunreinigungen in Sindelfingen haben betroffene Bürger viele Frage. Antworten dazu geben die Stadtwerke Sindelfingen in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt auf ihrer Internetseite. Die am häufigsten gestellten Fragen kommen hier.

Welche Gebiete sind von der Trinkwasserverunreinigung betroffen?

Die betroffenen Gebiete sind auf der Homepage der Stadtwerke im Internet im dortigen Plan zu sehen. Die Karte der betroffenen Gebiete wird bei neuen Entwicklungen und Eingrenzungen unmittelbar aktualisiert.

Kann man sehen, ob meine Straße/Haus darunter fällt?

Öffnet man auf der Internetseite den Plan, kann man durch zoomen die Straße samt Hausnummer erkennen.

Wir wohnen direkt an der Grenze. Können wir das Wasser bedenkenlos verwenden?

Aktuell gilt, dass nur das gekennzeichnete Gebiet von der Trinkwasserverunreinigung betroffen ist.

Kann man Gemüse, Geschirr, etc. mit Hand waschen oder sollte man das mit abgekochtem Wasser tun?

Man kann Gemüse, Geschirr, etc. mit Hand waschen, sofern man danach das Geschirr oder Gemüse mehrere Stunden gut trocknen lässt oder gründlich mit dem Küchentuch abtrocknet. Vorsorglich kann man natürlich auf abgekochtes Wasser umsteigen.

Kann man bedenkenlos Duschen und Zähneputzen?

Das Wasser kann als Nutzwasser bedenkenlos verwendet werden. Das heißt, dass Duschen ohne Probleme möglich ist. Beim Zähneputzen sollte vorsorglich abgekochtes Wasser verwendet werden.

Ist das Wasser schädlich für Waschmaschine, Spülmaschine, Raumluftreiniger auf Wasserbasis, etc.?

Nein, dies ist nicht schädlich für Haushaltsgeräte. Den Betrieb von Raumluftreinigern auf Wasserbasis würden wir vorerst nicht empfehlen.

Kann die Waschmaschine und der Geschirrspüler regulär verwendet werden?

Ja, die Waschmaschine und der Geschirrspüler können regulär verwendet werden. Beim Geschirrspüler ist zu beachten, dass nicht das Sparprogramm verwendet wird, damit beim Waschgang ausreichend hohe Temperaturen erreicht werden.

Dürfen Haustiere das Wasser trinken?

Nach Aussage des Gesundheitsamtes ist das Wasser für Haustiere unbedenklich. Aufgrund der Chlorung könnte das Haustier das Wasser verschmähen. Chlor ist jedoch von Natur aus flüchtig, so dass das Wasser nach einer gewissen Zeit wieder getrunken wird. Bei Bedarf abgekochtes Wasser geben.

Weitere Antworten gibt es auf www.stadtwerke-sindelfingen.de


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