

Ziel der Schülerfirmen ist, den Jugendlichen Einblick in das Wirtschaftsleben zu vermitteln. Sie sollen lernen, wie eine Firma funktioniert – von der Idee bis zur Buchhaltung, vom Einkauf bis zu Werbung und Verkauf. In drei Stufen steigen die Schwierigkeiten je nach Alter. Fast alle der angetretenen 33 Schülerfirmen aus 27 Schulen wurden von Elftklässlern geführt, die sich mit diesem Einsatz die mündliche Abi-Prüfung in einem Fach ersparen. Aber auch Jungs aus der 6. Klasse der Förderschule in Mosbach waren dabei mit selbst gemachten Longboards, von denen sie eins auf der Messe verkaufen konnten.
Die Geschäftsideen waren breit gefächert, angefangen bei Kochbüchern, entwickelt von Schülern für Schüler, die zeigen wollen, dass gesunde Ernährung auch gut schmeckt (AEG, Reutlingen; „Cook it better“ aus Karlsbad; „Das Esspapier“ aus Ludwigsburg).
Mehrere Firmen recycelten Holzabfälle und kreierten daraus Dekorationen für die Wohnung („Bellegno“ aus Rastatt, „Holzhunger“ aus Engen und „GaR’s Wood-Art“, Oberndorf) oder tragbare Tische mit drei Löchern drin, in denen Flaschen beim Strandaufenthalt die Beine bilden („Casual Factory“ aus Friedrichshafen). Memoboards stellten die Gymnasiasten aus Schwäbisch Gmünd her und die in Baden-Baden folierten Bilderrahmen – wie in der Industrie – im Wasserbad.
Holzständer für Smartphones gab es in mehreren Variationen. Sogar einen Flaschenkorken, auf den das Kabel der Kopfhörer aufgewickelt wird, damit es sich in der Jackentasche nicht verfitzt („72 Sound“ aus Reutlingen).
Mit Kaffeebechern aus wiederverwendbarem Bambus oder Maisstärke, mit denen die Jungunternehmer den Müll reduzieren wollen, konkurrierten die Firmen „My cup goes green“ aus Schwäbisch Gmünd und „Morgenmad“ aus Rottweil. Bei Letzteren wird sogar mit Blindenschrift auf dem Deckel erklärt, wo man ihn aufdrücken muss.
Ebenfalls aus Altmaterial fertigen die Schüler der WUM – Winnender Uhr Manufaktur – Wanduhren, nämlich aus großen Schallplatten oder Holz, auf dem die Ziffern mit Domino-Steinen oder Kronkorken markiert werden. Aus alten Kassetten gestalten Schüler aus Baden-Baden Bleistifthalter und Tesafilmabroller und sogar Lampen mit LED-Bändchen drin. Alte Konservendosen werden in Reutlingen zu Blumentöpfen und Cookies in nachhaltige Tüten verpackt.
Die Mädels des Goldberg-Gymnasiums Sindelfingen holten die alten Landkarten aus dem Keller und verarbeiteten sie unter dem Firmennamen MAPsle zu Mäppchen zum Motto „Ein Stück Urlaub in den Alltag“. Pfiffig ist auch die Idee aus dem Justus-Knecht-Gymnasium in Bruchsal, Schlampermäppchen mit Löchern zu versehen, sodass man sie in Ordner einheften kann. Im Reutlinger Isolde-Kurz-Gymnasium arbeiten die Unternehmerinnen der „Wannabe Wallaby Company“ Fairtrade-Hoodies (Kapuzenpullis) um, indem sie statt der Eingriffstaschen eine Reißverschlusstasche über den Bauch einnähen, worin Schlüssel und Ähnliches verstaut werden können.
Viel Arbeit machten sich auch die Schüler des Otto-Hahn-Gymnasiums Böblingen mit ihrer Firma „Lucerna“. Sie stellten Lampenschirme für Tischlampen aus Eisstielen und für eine große Stehlampe aus Paletten-Sperrholz her, das sie in 50 Stunden in Streifen sägten und mit einer farbigen Innenbeleuchtung versahen.
Die Jugendlichen des Johannes-Keppler-Gymnasiums in Leonberg laufen Reklame für ihre Stadt, indem sie die Koordinaten Leonbergs auf weiße T-Shirts drucken lassen, und „Mister Wipe“ vom Friedrich-Schiller-Gymnasium in Marbach am Neckar verschönert Toilettenpapier, damit es im Bad nicht so eintönig ist.
Das Stiftsgymnasium Sindelfingen stellt ein Diskussionsforum für politische Themen ins Internet, auf dem sich 14- bis 25-Jährige etwa über den ÖPNV informieren und austauschen können. Interviews mit Lokalpolitikern sind schon in der Entwicklung. „Es fehlen uns noch Sponsoren, dann können auch die User Texte und Fotos reinstellen“, erläutert Oliver Ries.
Ganz aus der Reihe tanzt die Geschäftsidee der Marketingwerkstatt „Droxmedia“ des Richard-Wagner-Gymnasiums in Baden-Baden. Die Jugendlichen haben zu den 900 Euro Startkapital, die sie mit Anteilscheinen aber erst erwerben müssen, noch draufgelegt und eine Drohne gekauft.
Schon beim Auspacken drehten sie einen Film für die Herstellerfirma „Dji“ und versahen ihn kundenfreundlich mit Daten und Text. Nun fliegen sie für mittelständische Firmen, wie Makler, Handwerker, Restaurants, Museen und sogar den Rastatter Jugendfußballverein über die Stadt („Wir haben die Genehmigung der Bürgermeisterin.“) und stellen für sie Filme her. „Das hat die Chance, über dieses Jahr weitergeführt zu werden“, urteilte die Jury.
In der Kategorie „Präsentation des besten Werbespots“ erhielt von der Jury aus Johannes Krumme (Geschäftsführer Schule-Wirtschaft BaWü), Ute Grewe (Uni Tübingen) und Center-Manager Jürgen Ehlen „Morgenmad“ aus Rottweil den ersten Platz und „Lucerna“ aus Böblingen den zweiten. Als schönste Messestände befanden sie „WUM“ und „Bellegno“ und als beste Geschäftsideen „Droxmedia“ und den Longboardbau und -verkauf von „Neonboards“.
Oliver Ries (von links), Michael Bauser, Jan Lehmann und Jan Reichl vom Stiftsgymnasium Sindelfingen suchen noch Sponsoren für ihr Diskussionsforum im Internet. Bilder: Lück
Jannik Scheuble (von links), Florian Herp, Manuel Sazinger und Johannes Schmollinger vom OHG Böblingen stellen Lampenschirme aus Eisstielen und Palettenholz her.