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Ausflugstipps

Wenn der Hochschwarzwald leuchtet: Licht und Schatten der Adventszeit

Wie Schwarzwälder Feuerbräuche und Lichterfeste den Winter erhellen.
Von Annette Nüßle

Wo glimmende Scheiben fliegen, Lichtbäche fließen und Feuerräder rollen, zeigt sich der Süden Deutschlands von seiner stimmungsvollen Seite. Zwischen tief verschneiten Tälern und dunklen Tannenwäldern pflegt man hier jahrhundertealte Bräuche, die in den dunklen Monaten ein warmes Leuchten über Dörfer und Landschaft legen.

Ob knisternde Feuer an Berghängen, kunstvoll geschichtete Fackeltürme über dem Nagoldtal oder gemütliche Abende am Kachelofen – im Schwarzwald verbindet sich die Adventszeit mit einer besonderen Form des Zusammenkommens. Für die Einheimischen sind diese Rituale Ankerpunkte im Jahreslauf, für Gäste unvergessliche Begegnungen mit lebendiger Tradition. Zwischen Outdoor-Erlebnissen in klirrender Winterluft und dem behaglichen Flackern eines Kaminfeuers entsteht so ein Advent voller Licht, Wärme und Geschichten.

Nikolausfeuer in Hirrlingen

Eine außergewöhnliche Interpretation der Feierlichkeiten zum Nikolaustag wird in Hirrlingen gepflegt. In der Gemeinde bei Tübingen weisen die Einwohner dem Heiligen den Weg durch ein Feuer. Am 5. Dezember wird an einem Hang in der Nähe des Dorfes ein großes Feuer aufgeschichtet. Sobald das Feuer brennt, warten die Teilnehmenden auf die Ankunft des Nikolaus. Neben dem Feuer zaubern die „Harzfackeln“ der Kinder eine ganz besondere Stimmung. Dabei handelt es sich um selbst gemachte Laternen, die mit Kerzen beleuchtet sind und von den Kindern umhergetragen werden. Im Anschluss kehrt der Nikolaus mit seinem Begleiter Knecht Ruprecht in einige Häuser ein.

www.hirrlingen.de

Weihnachtsfackeln in Altensteig

Ein beeindruckendes Schauspiel ist das jährliche Altensteiger Weihnachtsfackeln. Die Altensteiger „Fackler“ schichten an Heiligabend oberhalb der Stadt im Schwarzwald ab 6 Uhr morgens zwei runde Türme aus Holzscheiten auf. Sie sind bis zu zwölf Meter hoch und an der Spitze von einer Tanne geschmückt. Mit dem Abendläuten nach dem Gottesdienst werden die Holzstöße zum Brennen gebracht. Wenn die Flammen zum Himmel lodern, entfachen die „Fackler“ daran ihre bis zu fünf Meter langen Fackeln und postieren sich auf den Bergwiesen. Nach und nach zünden auch die Zuschauer Hunderte von Handfackeln an und schwenken sie zusammen mit den „Facklern“, bis ein ganzes Lichtermeer über dem Nagoldtal wogt.

www.altensteig.de

„Z’Licht go“ und „Stube“ im Hochschwarzwald

Wenn der Winter Einzug hält, die Tage kürzer werden und der kalte Wind um die Häuser pfeift, rückt man in den Schwarzwaldhöfen schon seit Generationen näher zusammen. Familie, Freunde und Nachbarn versammeln sich dann zur „Stube“ in der guten Stube, wo im Kachelofen das Feuer knistert, spielen gemeinsam Karten, musizieren, erzählen, schnitzen, sticken und schnabulieren. Entstanden ist die gemütliche Tradition einst aber nicht nur aus dem Wunsch nach Geselligkeit: Das Versammeln in der Stube eines Hofes sparte außerdem Brennholz und Energie. Deswegen nennt man den alten Brauch des Zusammenkommens auch „Z’Licht go“: miteinander zum Licht gehen.

Für viele Hochschwarzwälder gehört das Kartenspiel Cego mit dazu. Das badische Kartenspiel lernt man am besten von den Eltern oder Großeltern. Wer das Spiel hingegen nicht zuhause gelernt hat, kann Cegobrüder oder -schwestern immer noch in zahlreichen Wirtshäusern im Hochschwarzwald antreffen. Andere wiederum kümmern sich eher um Kreatives, mit dazu gehören allerlei Handarbeiten. Wer zusammensitzt, genießt auch auf vielfältige Art und Weise. Ob etwas Hochprozentiges in flüssiger Form oder in der traditionellen Torte, das Kirschwasser kommt dabei auch gerne auf den Tisch.

www.hochschwarzwald.de