

Plakate hängen, Handzettel verteilen, Infostände auf dem Marktplatz, Podiumsdiskussionen, Stadtteilrunden: Für die Kommunalwahl-Kandidaten und ihre Helfer geht heute ein Wahlkampf-Marathon zu Ende.
Ein Wahlkampf, der Zeit und Kraft gekostet hat. Mancher wird am Sonntag die Belohnung für die Mühen ernten, andere werden leer ausgehen oder enttäuscht sein. Das gehört zur Demokratie, in der die Wähler sagen, wohin die Reise gehen soll.
Eines sollte man nicht vergessen: Die Kandidaten für die Kommunalwahl sind ehrenamtlich aktiv. Hut ab vor diesem Engagement für unsere Demokratie. Denn die Kandidaten investieren nicht nur viel Zeit, sie müssen auch viel einstecken. Dass die ehrenamtlichen Kommunalpolitiker im Wahlkampf gerne auch für die Landes- oder Bundespolitik verantwortlich gemacht werden, ist nicht fair.
Mancher mag im Gemeinderat vielleicht sein Übungsfeld für spätere, vermeintlich höhere Aufgaben sehen. Der schnelle oder gar einfache Weg in die professionelle Politik ist dem Gemeinderat aber sicher nicht.
Wer sich ehrenamtlich kommunalpolitisch engagiert, tut das in erster Linie, weil er seine Gemeinde, seine Stadt mitgestalten will. Dass das auf den meisten Listen auch viele junge Menschen tun wollen, ist ein gutes Zeichen. Ein Zeichen, das Unterstützung durch eine hohe Wahlbeteiligung verdient hat.
Ja, am komplizierten Verfahren bei den Kommunalwahlen kann man manches kritisieren. Und dass bei Wahlen in Deutschland das Wort Digitalisierung aus einer anderen Welt zu stammen scheint, ist kein Ruhmesblatt.
Zum Feigenblatt für Wahlverweigerer taugen diese Mängel aber nicht. Wer die Wahl hat, hat die Qual? Wie leicht sagt sich das dahin. In Wahrheit ist es so, dass in vielen Teilen der Welt die Menschen froh wären, sie hätten eine Wahl. Sie nicht zu haben, das ist eine wirkliche Qual.
Natürlich ist es gut und richtig, dass in Deutschland niemand zur Wahl gezwungen wird. Gerade deshalb ist jede einzelne Stimme wichtig. Weil sie das Zünglein ander Waage sein kann. Weil sie die Richtung mitbestimmt, mit der in den nächsten Jahren Politik gemacht wird. Im Europäischen Parlament, in der Regionalversammlung, im Kreistag und im Gemeinderat.
Wer nicht wählt, überlasst anderen diese Entscheidung und stärkt damit, ob bewusst oder unbewusst, die extremen Ränder und damit diejenigen, die unsere Demokratie nur benutzen um sie letztlich zu bekämpfen.
Wer die Wahl hat, hat die Qual? Nein. Wer die Wahl hat, hat ein großes Privileg. Wir sollten es nutzen.



