Wildtierkamera bestätigt Wolf im Kreis Böblingen
Kreis Böblingen. Er ist da – der Wolf. Am Dienstag, 2. April, fotografierte eine Wildtierkamera einen Wolf bei Rutesheim im Landkreis Böblingen. Die Aufnahme wurde von den Fachleuten der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) in Freiburg ausgewertet und lässt eine Bestätigung als sicherer Wolfsnachweis (C1) zu. Dies teilte das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft in Stuttgart am Dienstagnachmittag mit.
Vermutlich ein Einzeltier
Eine Individualisierung des Wolfes auf Grundlage des Bildmaterials sei aber nicht möglich. Ebenso könnten derzeit keine Aussagen zur Herkunft, zum Geschlecht oder zum Alter des Wolfes getroffen werden. Vermutlich handelt es sich um ein durchziehendes Einzeltier. Die Stadt Rutesheim liegt außerhalb der Fördergebiete Wolfsprävention. Die Nutztierverbände sowie die Wildtierbeauftragten der Region sind über den Sachverhalt informiert.
Eventuelle Beobachtungen mit Verdacht auf einen Wolf sollten umgehend der FVA in Freiburg gemeldet werden: info@wildtiermonitoring.de
Für das Monitoring zuständig ist die FVA, auf deren Homepage ausführliche Informationen zum Thema Wolf zu finden sind, auch FAQs zu möglichen Begegnungen von Mensch und Wolf (siehe „Fragen und Antworten“).
Im vergangenen Jahr gab es bereits Hinweise auf einen Wolf, der sich im Gebiet zwischen Ergenzingen und Wolfenhausen (Kreis Tübingen) sowie Bondorf im Kreis Böblingen aufgehalten haben könnte. Eine Jägerin wollte entsprechendes Wolfsgeheul wahrgenommen haben. Allerdings konnte nicht geklärt werden, ob dieses Geheul tatsächlich von einem Wolf stammte und ob das Wildtier tatsächlich in dieser Raumschaft herumgestreift war. Beweise jedenfalls konnten nicht erbracht werden.
Weitere Informationen, auch zum Herdenschutz, sowie Daten zu Wolfssichtungen im Land, gibt es auf der Internetseite des Umweltministeriums: https://um.baden-wuerttemberg.de/wolf
Fragen und Antworten
Wie wahrscheinlich ist es, dass ich in der Natur einem Wolf begegne?
In Gegenden, in denen es Wölfe gibt, ist es grundsätzlich nicht ausgeschlossen, ihnen zu begegnen. Aufgrund der geringen Dichte von Wölfen in Baden-Württemberg ist dies jedoch höchst unwahrscheinlich. Generell sind Wölfe scheue Tiere, die versuchen, den Kontakt mit Menschen möglichst zu minimieren. Auch können Begegnungen vom Menschen unbemerkt stattfinden, da Wildtiere menschliche Präsenz früh wahrnehmen und sich uns gegenüber unauffällig verhalten.
Kommt der Wolf uns zu nahe?
In Deutschland und Europa leben Wölfe in einer intensiv vom Menschen genutzten und teils stark zersiedelten Kulturlandschaft. Daher sind sie die Anwesenheit von Menschen als Teil ihres Lebensraums gewöhnt. Damit einher geht die Anpassung von Wölfen, den Menschen bis auf eine gewisse Distanz zu tolerieren, ohne sich für ihn zu interessieren. Diese Anpassung ist für Menschen unproblematisch. Sichtungen, auch bei Tag in Siedlungsnähe, sind grundsätzlich nicht ungewöhnlich. Wölfe haben kein Interesse an Menschen, sie meiden uns aber auch nicht unbedingt. Daher wird ein vereinzeltes annähern an Siedlungsräume auch nicht als auffälliges Verhalteneines Wolfs bewertet.
Wie wahrscheinlich sind Wolfsangriffe auf Menschen?
Angriffe von Wölfen auf Menschen sind äußerst selten, trotz steigender Wolfspopulation. Das Norwegische Institut für Naturforschung (NINA) veröffentlichte im Jahr 2002 eine Studie, die die historischen Übergriffe von Wölfen auf Menschen recherchierte.
Von 2002 bis 2020 hat es (bei einer Wolfspopulation von 60.000 Wölfen in Nordamerika und 15.000 in Europa) in Nordamerika und Europa 14 Angriffe auf Menschen gegeben, zwei davon waren tödlich (beide in Nordamerika). Seit der Rückkehr der Wölfe nach Deutschland im Jahr 2000 hat es hier keine tödlichen Angriffe und auch keine aggressiven Annäherungen von Wölfen an Menschen gegeben. Weltweit betrachtet ist die Tollwut mit Abstand die häufigste Ursache für Angriffe auf Menschen. In weiten Teilen Europas ist die Tollwut ausgerottet und es ist sehr unwahrscheinlich, in Deutschland einem infizierten Wolf zu begegnen.
Warum laufen Wölfe oftmals nicht vor Menschen, die ihnen begegnen, davon?
Wölfe sind keine Fluchttiere, wie etwa Rehe. Insofern ist es auch nicht ungewöhnlich, wenn Wölfe nicht direkt mit großer Geschwindigkeit vor uns weglaufen. Stattdessen ist es wahrscheinlicher, dass sie sich ruhig entfernen, solange ein sicherer Abstand besteht.
Bei vielen dokumentierten Begegnungen, bei denen der Wolf einen vertrauten Eindruck machte, befanden sich die beobachtenden Menschen innerhalb von Fahrzeugen. Dass Wölfe vor Fahrzeugen oder auch vor Reitern oft wenig Scheu zeigen, haben sie mit vielen anderen Säugetierarten gemeinsam. Dies ist keine ungewöhnliche oder kritische Verhaltensweise. Gerade junge Wölfe können Menschen gegenüber neugieriger und weniger ängstlich als erwachsene Tiere sein. Sie zeigen teilweise eine geringere Fluchtdistanz, ohne dass dies ein besorgniserregendes Verhalten wäre.
Geht von Wölfen, die sich Siedlungen nähern, eine Gefahr aus?
Es ist grundsätzlich nicht besorgniserregend, wenn sich Wölfe und andere Wildtiere gelegentlich Siedlungen nähern. Auch das Queren einer Siedlung, vor allem in den Nachtstunden, ist für einen Wolf kein ungewöhnliches Verhalten. Das liegt daran, dass die nahezu allgegenwärtige, menschliche Infrastruktur wie beispielsweise Häuser, Straßen oder landwirtschaftliche Maschinen von Wölfen, nicht als Gefahr wahrgenommen wird. Es bleibt daher nicht aus, dass Wölfe nachts Häuser passieren. Allein das sporadische Auftauchen eines Wolfes in der Nähe menschlicher Strukturen ist daher kein Grund zur Besorgnis und ungefährlich.
Ist die Anwesenheit von Wölfen gefährlich für Kindergärten und Schulen?
Es gibt keine Hinweise darauf, dass die öffentliche Sicherheit durch Wölfe gefährdet ist. In Deutschland ist es auch in Gebieten mit aktuell hohem Wolfsvorkommen für Kinder möglich, im Wald zu spielen. Wölfe nehmen Menschen grundsätzlich nicht als Beute wahr, dies gilt auch für Kinder, die beispielsweise mit einer Kindergartengruppe im Wald unterwegs sind. Generell gilt es, die für alle wehrhaften Wildtiere gültigen Verhaltensempfehlungen zu beherzigen (siehe unten).
Kann ich weiterhin Pilze sammeln, biken, reiten, zelten, generell im Wald unterwegs sein?
Seit rund 20 Jahren breitet sich der Wolf wieder in Deutschland aus, ohne dass dabei aggressives Verhalten gegenüber Menschen registriert wurde. Ganz grundsätzlich besteht in Europa auch nachts keine Gefahr für Menschen bei einer Begegnung mit einem oder mit mehreren Wölfen.
Ausgewachsene, gesunde Wölfe haben normalerweise kein Interesse an Menschen und meiden Nahbegegnungen. Besondere Verhaltensweisen oder Einschränkungen bei Freizeitaktivitäten sind nicht notwendig.
Muss ich bestimmte Verhaltensregeln beachten, wenn ich im Wald unterwegs bin?
Generell ist kein besonderes Verhalten notwendig. Grundsätzlich gelten die gleichen Verhaltensempfehlungen wie bei Begegnungen mit anderen wehrhaften Wildtieren:
- Begegnen Sie den Tieren mit Respekt und halten Sie Abstand.
- Gehen Sie nie auf die Tiere zu und bedrängen Sie diese nicht, auch nicht, wenn sich das Tier in einer Notsituation befindet (etwa verletzt ist oder in einer Falle).
- Unter keinen Umständen füttern! Wenn Wölfe daran gewöhnt sind, von Menschen gefüt tert zu werden, können sie ein aufdringliches oder aggressives Verhalten entwickeln. Auch eine indirekte Fütterung (zum Beispiel das Liegenlassen von Speiseresten und Schlachtabfällen) ist zu vermeiden.
- Respektieren Sie insbesondere bei Ihrem Freizeitverhalten Wildruhezonen und -gebiete und beachten Sie die für diese bestehenden Empfehlungen.
Sollte der Wolf bei einer Begegnung nicht unmittelbar weglaufen:
Kann ich aktiv werden, wenn ich mich unwohl fühle?
- Damit der Wolf sich frühzeitig zurückziehen kann, machen Sie sich durch lautes Reden, Rufen oder Klatschen bemerkbar.
- Bleibt der Wolf stehen, entfernen Sie sich unter lautem Reden langsam.
Was gibt es zu beachten, wenn ich mit meinem Hund im Wald unterwegs bin?
- Leinen Sie Ihren Hund an oder halten Sie ihn nah bei sich, da er von Wölfen als Eindring- ling oder Beute angesehen werden kann.
- Ziehen Sie sich bei einer Begegnung langsam zurück.
- Wenn sich der Wolf dennoch dem Hund nähert, gehen Sie langsam rückwärts, machen Sie den Wolf durch Rufen und Gestikulieren auf sich aufmerksam und werfen Sie gegebenen-falls mit Gegenständen nach ihm.
- Die Leinenpflicht ist während der Brut- und Setzzeit und Wäldern mit besonderer Ausweisung – unabhängig von der Anwesenheit von Wölfen – zu beachten.
Was soll ich tun, wenn ich einen verletzten oder toten Wolf finde?
Bitte das Tier weder anfassen noch verfolgen. Informieren Sie sofort die Naturschutzbehörde, die Forstbehörde oder die Polizei. Schildern Sie Ihre Beobachtung der Naturschutzbehörde (Landratsamt, kreisfreie Stadt oder Regierungspräsidium) oder dem FVA-Wildtierinstitut. Mail an: info@wildtiermonitoring.de

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