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Netzwerk steht, aber wer macht weiter?

Wohnen in Sindelfingen: Programm in der Sackgasse

Hohe Miete, kleine Zimmer, ein Problem – und ein Programm dagegen. Aber: Der Förderzeitraum für das „Bündnis Wohnraum für Sindelfingen“ ist ausgelaufen, das Netzwerk geknüpft – und wer macht jetzt weiter?
Von Jürgen Wegner
Das Hinterweil aus der Vogelperspektive. Auch hier sind günstige Wohnungen dünn gesät.       Bild: Dettenmeyer

Das Hinterweil aus der Vogelperspektive. Auch hier sind günstige Wohnungen dünn gesät. Bild: Dettenmeyer

Sindelfingen. „Es ist so viel Vorarbeit da. Das muss man doch nutzen, das kann man nicht liegen lassen“, sagt Jens Junginger. Der Pfarrer der Martinskirche spielt den Ball zur Stadt Sindelfingen in der Hoffnung, dass die Arbeit von Bernd Spindler fruchtet und nicht versandet. Dessen Auftrag: Partner zu vernetzen, damit Menschen in bezahlbare Wohnungen kommen.

Der Förderzeitraum für das „Bündnis Wohnraum für Sindelfingen“ ist ausgelaufen. Die Initiative der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde Sindelfingen und des Hauses der Familie wurde von Landesmitteln übertragen. Ein dreiviertel Jahr hatte sich das Gemeindemitglied Bernd Spindler durch Akten gewühlt, Behörden angerufen, bei Bauträgern vorgesprochen und ein Netzwerk geknüpft, damit Menschen in bezahlbare Wohnungen kommen. Die Prämisse: „Es geht darum, für jedes Hindernis eine Lösung zu finden.“

Da scheint es eine ganze Menge zu geben, denn die Beobachtungen von Gaby Gettler aus dem Haus der Familie, selbst ehemals Kirchengemeinderätin, waren eindrücklich: „Es nimmt einen schon mit, wenn klar wird, wie viele Menschen in Sindelfingen in überteuerten und viel zu kleinen Wohnungen leben. Für Kinder ist es unmöglich, zum Beispiel in Ruhe Hausaufgaben zu erledigen. Eltern haben keine Chance, zur Ruhe zu kommen“, sagt Bernd Spindler.

Gleichzeitig stehen Wohnungen leer. Oder Menschen leben in viel zu großen Häusern, nachdem ihre Kinder ausgezogen sind. Dass eine alleinerziehende Mutter ins Gartenhaus gezogen ist und ihre Kinder abgeben musste, sei nur ein Beispiel, wohin das führen kann. Deshalb arbeitet das Bündnis daran, Wohnungsgebende und -suchende, Beratungsstellen oder ähnliche In zu vernetzen.

Doch ist das eigentlich nicht eine Aufgabe der Stadt? Jens Junginger: „Als Kirche haben wir eine soziale Verantwortung ganz besonders für Benachteiligte. Wenn wir über die mit uns verbunden Einrichtungen wie dem Haus der Familie und deren Arbeit bei Familie am Start Benachteiligung von Kindern und Kindern Familien wahrnehmen, sorgen wir uns um deren seelisches und soziales Wohl, und – wenn es niemand anders tut – um die Verbesserung der Lebens- Wohn und der politischen Rahmenbedingungen.“ Bernd Spindle, sprach bei Bauträgern vor mit unterschiedlicher Resonanz, sei bei der Flüwo auf offene Ohren gestoßen und bei den Wohnstätten weniger, war in den Gemeinderatsfraktionen und der Verwaltung vorstellig.

Und wie geht es weiter? Vonseiten der Stadt heißt es auf Anfrage der SZ/BZ unter anderem: „Die Stadtverwaltung beschäftigt sich mit dem Thema Wohnen. Im Handlungskonzept Wohnen 2025 sind zahlreiche Maßnahmen aufgelistet und werden sukzessiv umgesetzt. Seit Beschlussfassung konnten eine erhebliche Anzahl von Bauvorhaben mit neuen Wohneinheiten einschließlich preisgebundener Wohneinheiten, genehmigt werden. Die Aktivitäten der Evangelischen Kirche stellten einen interessanten Ansatz dar.“