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Neujahrskonzert am 27. Januar in Böblingen

Feuerwehr-Musikkapelle Dagersheim: Auf Gänsefüßen zur Gänsehaut

Probenfeinschliff für das Neujahrskonzert am 27. Januar in der Kongresshalle Böblingen. Erstmals ist Violinvirtuosin Annika Starc dabei. Die SZ/BZ verlost Eintrittskarten.
Von Bernd Heiden
Dirigent Thomas Scheiflinger probt mit der Feuerwehr-Musikkapelle im Haus der Vereine für das Neujahrskonzert. Bild: Heiden

Dirigent Thomas Scheiflinger probt mit der Feuerwehr-Musikkapelle im Haus der Vereine für das Neujahrskonzert. Bild: Heiden

Dagersheim. „Wir sind jetzt kalt“, sagt der Mann auf dem Dirigentenpodest. Und mahnt damit gleichzeitig die vielköpfige Aktivenschar, die Tonhöhenfeinjustierung zu optimieren. „Intonation!“, lautet so die knappe Anweisung von Thomas Scheiflinger, der damit dem Blasorchester ein Zurück auf Los verordnet – Nochmal von vorn.

Hier im Dagersheimer Haus der Vereine, wo sich die Feuerwehr-Musikkapelle am Sonntagvormittag zur Extra-Probe eingefunden hat, stehen die Zeichen rein zeitperiodisch betrachtet allerdings nicht auf „kalt“, sondern auf „heiß“ mit Tendenz Richtung „heißer“. Das von Thomas Scheiflinger geleitete sinfonische Blasorchester befindet sich auf der Proben-Zielgeraden, die auf den alljährlichen Höhepunkt im Konzertkalender des Orchesters hinsteuert: Kommenden Samstag steht das Neujahrskonzert der Feuerwehr-Musikkapelle im Europasaal der Kongresshalle an. „Kalt“ bezieht sich somit nur auf den Probenmoment: Nach einer 15-Minuten-Probenpause sind die Instrumente ein wenig abegkühlt und zum Start der zweiten Probenhälfte mit der „Generations Fanfare“ von Otto M. Schwarz noch nicht wieder auf vollster Betriebstemperatur.

In der Probenpause erklärt der Vereinsvorsitzende Andreas Lindner die etwas kurios anmutende Konstellation „Neujahrskonzert“. Denn eigentlich, so Lindner, verstehe man unter „Neujahr“ in der Regel einen Einstieg. Zu diesem gängigen Verständnis aber steht das Neujahrskonzert quer. Die Proben laufen seit Ende der Sommerferien vergangenen Jahres, die Probenfrequenz verdichtet sich nun zusehends.

Bereits das Wochenende zuvor absolvierte das Orchester ein Probenwochenende, wo auch zusätzlich engagierte Dozenten so genannte Registerproben leiteten. Register, das sind üblicherweise die bauarttypisch identischen Instrumente wie etwa ein Trompeten- oder Klarinettenregister. Register lassen sich indes auch etwas anders definieren, etwa über vergleichbare musikalische Funktion im Orchester.

So hat Bassklarinettistin Hannah Scholl, seit vergangenem Jahr gemeinsam mit Regina Storz auch stellvertretende Vereinsvorsitzende, beim Probenwochenende eine Registerprobe gemeinsam mit Fagott und Baritonsaxofon absolviert unterm Registernamen „Tiefes Holz“. „Das bringt viele Feinabstimmungen“, erzählt sie von den Justierungen, die bei solchen Kleingruppenproben laufen. Vieles sei dabei Intonationsarbeit, aber auch Klärung der eigenen dynamischen Funktion im am Ende riesigen Orchesterapparat von rund 65 Mitspielern. Anders gesagt: es geht auch darum zu verstehen, was wann wo im Vordergrund steht.

Genau dieser Punkt aber sorgt beim anstehenden Neujahrskonzert für noch mehr Respekt als üblich selbst unter den ganz erfahrenen Orchester-Mitgliedern. Denn in der Kongresshalle wartet auf das Publikum ein Blasmusik-Fremdkörper: Die von Thomas Scheiflinger engagierte Violinistin Annika Starc, die derzeit vor ihrem 2. Violinmaster-Abschluss in Zürich steht, wird die letzten drei Programmpunkte als Solistin gemeinsam mit der Feuerwehr-Musikkapelle spielen. Darunter der Virtuosenkracher „Gipsy Airs“, einer Bearbeitung für Blasorchester und Geige der beühmten Zigeunerweisen von Pablo de Sarasate, einem Arrangement aus dem Thema der Filmmusik zu „Schindlers Liste“ und zum offiziellen, ruhigen Konzertabschluss mit einem Arrangement zum irischen Segenslied „May the Road Rise“.

Und obwohl das Programm auch ohne Violine gespickt ist mit einigen Herausforderungen für das Blasorchester, Andreas Lindner benennt die wahren Schwierigkeiten ohne große Vorbehalte: rein bläsertechnisch sei die Aufgabe eine Violine zu begleiten fast am schwierigsten. Man müsse unheimlich drauf achten, sich der Violin-Intonation anzupassen und ganz viel im Piano spielen. „Das strengt unheimlich an“, sagt der Vereinsvorsitzende. Dazu komme noch die geforderte Flexibilität, um sich der Interpretation der Violinsolistin in puncto Tempischattierungen, sprich beschleunigen oder abbremsen, anzupassen. „Wo Noten aufhören, fängt die Interpretation an“, sagt Andreas Lindner.

Aus Noten Musik machen

Eine analoge Formel nutzt Dirigent Scheiflinger, um die Aufgabenstellung für die finale Probenphase zu beschreiben. „Aus Noten Musik machen. Musik entsteht, wo die Noten aufhören“, sagt der Dirigent. Letztlich gehe es darum, die berühmte Gänsehaut bei Musikern und Publikum zu erzeugen.

Auf welch kurzen Gänsefüßchen dafür der Dirigent sein Orchester nun in den letzten Proben bisweilen laufen lässt, das macht diese Sonntagsprobe überdeutlich. Den ersten Ton hören, aufbauen bis Takt 3 und dann Diminuendo schärft Thomas Scheiflinger dem Orchester ein, nachdem als nächstes nun das Violinstück „Schindlers Liste“ auf den Pulten liegt. Der Dirigent gibt den Einsatz. Und bricht nach einem Takt schon wieder ab. Das folgende Kommando ist altbekannt: „Nochmal!“.

Infos zum Konzert

Das Neujahrskonzert der Feuerwehr-Musikkapelle am Samstag, 27. Januar, 19.30 Uhr im Europasaal der Böblinger Kongresshalle wird eröffnet von der Jugendkapelle unter Leitung von David Torres mit „The Final Countdown“, „Viva la vida“ und „Cartina Carnival“. Im Anschluss spielt das Aktivenorchester „Krönungsmarsch“ von Tschaikowsky, „Suite from Hymn of Highlands“ und fährt nach der Pause fort mit „Generations Fanfare“, „Noah's Ark“ von Bert Appertmont und den drei Stücken mit Soloviolinistin Annika Starc „Gipsy Airs“ nach Sarasate, „Theme from Schindlers List“ und „May the Road Rise“.

Karten im Vorverkauf in Dagersheim bei Friseur Thomas Urbiks, Wiesenstraße 1 und Kirsten und Ellen's Backstube, Aidlinger Straße 2 sowie in Sindelfingen beim i-Punkt am Marikplatz 1. Saalöffnung 18.30 Uhr.

Ein kostenloser Buspendelservice von Dagersheim zur Kongresshalle ist eingerichtet (Abfahrt 18.15 Uhr ehem. Krada-Betriebshof, 18.17 Uhr Schützenweg, 18.19 Uhr Haltestelle Kirche, 18.22 Uhr Haltestelle Volksbank/Hauptstraße, 18.25 Uhr Haltestelle Haus der Vereine/Rosenstraße. Rückfahrt nach Dagersheim direkt nach Konzertende und 1 Stunde nach Konzertende.

Karten gewinnen

Die SZ/BZ verlost für das Neujahrskonzert der Feuerwehr-Musikkapelle Dagersheim zwei mal zwei Eintrittskarten. Wer gewinnen will, schickt eine E-Mail mit dem Stichwort „Neujahrskonzert“ an gewinnspiel@szbz.de

Einsendeschluss ist Mittwoch, 24. Januar, 13 Uhr. Die Gewinner werden benachrichtigt, der Rechtsweg ist ausgeschlossen.