

Böblingen. Der Bauer als erster Demokrat und Linker? Zur Themenführung der Sonderausstellung „500 Jahre Bauernkrieg – Ein Ereignis und seine Gesichter“, am Sonntag, 1. Juni, um 15 Uhr lädt das Deutsche Bauernkriegsmuseum ins Museum Zehntscheuer (Pfarrgasse 2) ein. Im Fokus stehen die Gesichter des Bauernkrieges im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert.
Im 19. Jahrhundert, geprägt von tiefgreifenden politischen und gesellschaftlichen Umbrüchen, rückte der Bauernkrieg von 1525 erstmals in ein neues Licht. Statt als Aufstand der Ungebildeten und Gewaltbereiten wurde er nun als früher Ausdruck von Freiheitsdrang und sozialer Gerechtigkeit verstanden.
Der württembergische Pfarrer Wilhelm Zimmermann verfasste eine der ersten positiven Darstellungen des Geschehens – gefolgt von Denkern wie Friedrich Engels, die den Aufstand alle aus ihrer politischen Perspektive neu interpretierten.
Auch in der Weimarer Republik wurde der Bauernkrieg politisch vereinnahmt – sowohl von linken als auch von rechten Kräften. Die Deutung der Vergangenheit wurde zum Mittel politischer Gegenwart. Warum der Aufstand des „Armen Konrad“ zum Vorbild eines der bekanntesten Arbeiterkalender wird, der wenige Jahre nach seinem Erscheinen der Zensur anheimfällt? Wie kann der Bauernkrieg die junge KPD bei ihrem Kampf um Wählerstimmen unterstützen? Die Deutungen des Bauernkrieges sind so vielfältig wie politisch und führen uns doch allesamt zu der Frage, der auf den Grund gegangen wird: Welchen Zweck soll das Bild des Bauernkrieges erfüllen?
Im Museum und im öffentlichen Raum in Böblingen hinterlässt das 500. Gedenkjahr des Bauernkrieges seine Spuren: Die Sonderausstellung „500 Jahre Bauernkrieg – Ein Ereignis und seine Gesichter“ stellt die verschiedenen Perspektiven und Deutungen aus 500 Jahren bis heute in den Mittelpunkt. Für die Sonderführung wird eine Gebühr von 5 Euro erhoben. Mehr Informationen unter www.bauernkriegsmuseum.boeblingen.de