"Die Bürokratie frisst uns auf“
Schönaich. Nach über 40 Jahren gibt Klaus Lux seine Zahnarztpraxis in Schönaich auf. Im Stadtgespräch Böblingen bei Regio TV erklärt er die wichtigsten Gründe: zunehmende Bürokratie und kein Nachfolger in der Familie. Zudem spricht er über große Änderungen in der Zahnheilkunde in den letzten vier Jahrzehnten.
Warum haben Sie aufgehört?
Klaus Lux: „Ich war begeisterter Zahnarzt und habe meinen Beruf sehr geliebt. Vielleicht hätte ich auch noch ein wenig weitergemacht, aber die Bürokratie frisst uns alle. Deshalb finden wir auch so schwer Nachfolger. Die Einzelpraxis vor Ort im Dorf wird langfristig sterben. Es geht der Trend zu Versorgungszentren, bei denen Investoren das Sagen haben. Dort geht es vor allem um Umsatzziele.“
Welche Vorschriften belasten Zahnärzte?
Klaus Lux: „Ein Teil kommt von der Europäischen Union. Wir Deutschen sind besonders genau und setzen alles zu 150 Prozent um. Es drohen ständig Prüfungen und es herrscht ein Papierkrieg. Es gibt unangemeldete oder kurzfristig gemeldete Praxisbegehungen. Die intensivste ist die des Regierungspräsidiums. Hier kommen Leute, die jede Schublade öffnen können. Davor haben viele Praxen Angst, denn es gibt immer irgendwelche Dinge, die zwar nicht zum Nachteil des Patienten sind, aber nicht zu 100 Prozent so umgesetzt werden, wie es Bürokraten vorschreiben. In meiner rund 37-jährigen Tätigkeit in der Standespolitik musste ich leider erkennen, dass wir politisch leider nicht den Einfluss hatten, um etwas an den Verfahren zu beeinflussen.“
Wie verlief Ihre Familiengeschichte in der Zahnheilkunde?
Klaus Lux: „Es tut schon weh, dass sie aufhört. Aber meine Kinder haben sich für andere Berufe entschieden. Mein Urgroßvater Ferdinand war zunächst Gold- und Silberschmied und Feinmechaniker gewesen. Bis 1869 der Norddeutsche Bund die Kurierfreiheit eingeführt hat. Sie ist die Basis dafür, dass nicht approbierte Heilberufe am Menschen praktizieren dürfen. Das führte dazu, dass viele Feinmechaniker sich selbstständig machen konnten als Zahnärzte, denn damals gab es in ganz Deutschland nur wenige Hundert. Auf diese Zeit der Dentisten, also der handwerklichen Zahnbehandler, führt meine Familiengeschichte zurück.“
Was hat sich in den letzten Jahrzehnten geändert?
Klaus Lux: „Es gibt immer wieder gewaltige Entwicklungsschritte wie die schnelllaufende Turbine nach dem Zweiten Weltkrieg, die Einführung von Kunststoffen als Füllungen oder auch die letzte Zäsur zu Jahresbeginn 2025, als Amalgam verboten worden ist. Die Implantologie hat gewaltige Fortschritte gemacht. Ich hätte mir zu Beginn meiner Laufbahn nicht vorstellen können, künstliche Zahnwurzeln in den Kiefer einzupflanzen.“
Das ganze Stadtgespräch Böblingen mit Klaus Lux ist Montagabend ab 18 Uhr bei Regio TV zu sehen.

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