

Kreis Böblingen. Wie halten wir‘s mit dem Spaß am Leben? Mit dem Auto? In Deutschland? Wenn die Zahl der Cabrios dafür ein Indikator ist, sieht‘s schlecht aus: Die Zahl der Menschen, die das Dach wegklappen können, um Sonnentage oben ohne zu genießen, sinkt bundesweit: 2,18 Millionen Cabrios meldet das Kraftfahrt-Bundesamt in seiner jährlichen Bestandsanalyse. Im Kreis Böblingen haben dabei 15 085 Sonnenhungrige ein Cabrio zugelassen. Das sind 54 weniger als 2024. Cabrios haben wir im Kreis Böblingen damit 5,68 Prozent im Pkw-Bestand.
Ganz anders sieht‘s bei den Allradlern aus, die laufen den einstigen Spaßmobilen inzwischen den Rang ab: Deutschland kommt weiter zunehmend auf allen Vieren daher, wie die Bestandsanalyse des Kraftfahrt-Bundesamtes ergibt: Bundesweit lag die Zahl der Allrad-Fahrzeuge Anfang 2025 bei 7,04 Millionen Pkw. Davon waren im Kreis Böblingen exakt 49 212 Fahrzeuge beheimatet. Das sind 3028 mehr als im Vorjahr. Allradantrieb haben damit rund 18,53 Prozent des Pkw-Bestands.
Die beiden Werte reichen im bundesweiten Vergleich zu Platz 36 in der Allradler-Liga und zu Platz 36 in der Cabrio-Bundesliga unter 399 Städten und Kreisen. Die Spitzenplätze besetzen bayerische Landkreise: Im Kreis Starnberg gibt es mit rund 8,58 Prozent der Pkw die meisten Cabrios. Bei den Allradlern führt der Kreis Freyung-Grafenau mit 29,79 Prozent Allradlern im Pkw-Bestand die Bundesliga an. Aber mit Spaß am Leben könnten auch die Allradler zu tun haben: Erstens gibt‘s auch Cabrios mit Allradantrieb. Und zweitens sind unter den Allradlern auch reichlich SUV, mit denen auch Stadtmenschen Freizeitgelüsten frönen.
Ein Cabrio als Neuwagenkauf kommt deutlich seltener vor als der Erwerb eines anderen Pkw-Typs: Allerdings ist das dann auch eher eine Anschaffung fürs Leben und für die sonnigen Tage darin. Die Bestandsentwicklung bei uns sieht so aus: Die Zahl der Cabrios im Kreis Böblingen sank im Vergleichszeitraum um 0,36 Prozent gleich 54 Fahrzeuge auf 15 085 Fahrzeuge (Anteil am Bestand: 5,68 Prozent). Bundesweit nahmen die Cabrios um 24 047 Exemplare oder 1,09 Prozent, auf jetzt 2,18 Millionen Fahrzeuge ab.
Der Rückgang sieht inzwischen nach Trend aus, weil die Ersatzbeschaffung die Verluste durch den Zahn der Zeit nicht mehr ausgleicht: 2023 hatte die Zahl der Cabrios bei uns noch bei 15 058 gelegen. Was dahintersteckt, ist ein Wandel im Lebensgefühl. Sozusagen vom Traumwagen zum Makelmobil, weil das Auto halt zeigt, dass Besitzer oder Besitzerin es sich leisten kann: Dazu kommt: „Diese Zahlen bestätigen einen Trend, den wir in unserer Branche schon länger beobachten“, sagt ein Sprecher vom Verband des Kraftfahrzeuggewerbes in Stuttgart: „Das Cabrio, einst Symbol für automobile Freiheit, steht unter Druck durch SUVs und E-Mobilität.“
Wobei die SUV ja auch einerseits von den Käuferinnen und Käufern geliebt werden, andererseits beispielsweise von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) als „Stadtpanzer‘‘ (Jürgen Resch) verteufelt werden. Wobei dieser zwei Dinge in einen Topf wirft: SUV sind eigentlich nichts anderes als Kombis, nur höhergelegt und auf geländegängig getrimmt (manchmal nur optisch, weil der Vierradantrieb fehlt). Bei E-Autos als Konstruktionsmodell beliebt, weil die tonnenschwere Batterie optimal im Boden unterzubringen ist. Und groß (definiere „übergroß‘‘) sind vor allem Geländewagen.
Kurz und knapp zusammengefasst: Die meisten Allradler sind SUV, frei übersetzt „sportliche Vielseitigkeitsvehikel‘‘. Aber nicht alle: Manche fallen in die Gruppe der echten Geländewagen. Die sind durch die entsprechende Fahrzeuggruppe im Kfz-Schein leicht zu identifizieren. Heißt, den echten SUV-Bestand, der sich ja besonderer Kritik in der Klimadebatte erfreut, in präzise Zahlen zu fassen, geht dagegen nur näherungsweise.
Das Kraftfahrt-Bundesamt erfasst diese Fahrzeuge zwar in der Neuzulassungsstatistik nach Klassen, in der Bestandsstatistik wird alles mit vier angetriebenen Rädern unter der Rubrik Allrad geführt. Das führt zu Unschärfen. Auf der lokalen Ebene werden also alle Allradler in einen Statistiktopf geworfen. Dies vorausgesetzt, lässt sich der aktuellen Bestandsanalyse des Kraftfahrt-Bundesamtes Folgendes entnehmen: Im Kreis Böblingen stieg die Zahl allradgetriebener Autos vom Jahr 2024 auf 2025 um 3 028 oder 6,56 Prozent auf 49 212 Pkw. Zum Vergleich, im Bund stieg der Bestand der Allradler um 269 351 oder 3,98 Prozent auf rund 7,04 Millionen. Nehmen wir alle lokal zugelassenen Pkw zum Vergleich, dann liegt der Allradler-Anteil bei uns aktuell bei 18,53 Prozent. Er ist also trotz seines hohen Anteils bei den Neuwagen im Bestand noch eine kleine Minderheit.
Der DUH ist das freilich egal. Nachdem sich eh kaum einer mehr ein Cabrio zum vergnüglichen Herumfahren kauft, sind jetzt die SUV zunehmend im Fadenkreuz: „Wir fordern ein sofortiges Verbot von übergroßen Monster-SUVs und Pick-ups in Innenstädten. Ergänzend braucht es ordnungsrechtliche Vorgaben, damit Autos wieder kleiner und effizienter werden. Die Bundesregierung plant mit ihrem neuen Steuerpaket das Gegenteil: Teure Luxus-Stadtpanzer ohne jegliche Effizienzvorgabe sollen noch stärker gefördert werden. Es darf nicht länger sein, dass das Luxus- und Protzbedürfnis einiger SUV-Fans mehr zählt als die körperliche Unversehrtheit‘‘, flatterte neulich als DUH-Pressemitteilung auf den Tisch. Und wer regelmäßig Zeitung liest, weiß: Der Kampf gegen die „Stadt-Panzer‘‘ wird von Teilen der Bevölkerung dabei mit härteren Bandagen geführt als gegen Cabrios: SUV werden inzwischen schon mal angezündet.