

Böblingen. 2023 veranstaltete das Deutsche Bauernkriegsmuseum Böblingen zusammen mit dem Institut für Geschichtliche Landeskunde und Historische Hilfswissenschaften der Universität Tübingen eine gemeinsame Vorlesungsreihe für ein breites Publikum, um neue Erkenntnisse über den Bauernkrieg in Württemberg vorzustellen. Nun ist der Sammelband in der Reihe „landeskundig“ im Jan Thorbecke Verlag anlässlich des Gedenkjahres „500 Jahre Bauernkrieg“ erschienen.Der Aufstand hinterließ in nahezu allen Orts- und Stadtgeschichten Württembergs seine Spuren. Doch was bewegte die Menschen damals wirklich? Wer genauer hinschaut, stellt fest: Nicht alles lässt sich mit den großen Erklärungen der Geschichtsschreibung erfassen. Vieles war regional verschieden – abhängig von den lokalen Verhältnissen, von einzelnen Personen und ihren Handlungsmöglichkeiten.
Gerade diese Perspektive erlaubt einen frischen Blick auf das Geschehen. Und zeigt: Der Bauernkrieg war vielerorts ein ganz eigener Aufstand. Möglich ist ein solcher Blick dank einer guten Überlieferung. Ob Schreiben der Amtmänner oder Strafdokumente der Aufständischen: Diese Quellen erlauben es, einzelne Persönlichkeiten, ihre Entscheidungen und lokale Zusammenhänge besser nachzuverfolgen.
Wie gelang es den Aufständischen in drei Wochen nahezu das gesamte Herzogtum einzunehmen? Was macht das Zusammentreffen des Dagersheimer Bauernhauptmannes Leonhard Schwarz mit dem Abt des Klosters Bebenhausen so besonders? Und wie versuchte ein vertriebener Herzog den Aufstand für seine ganz eigenen Ziele zu nutzen? Der Bauernkrieg wird durch die Beiträge des Bandes nicht nur als großes historisches Ereignis sichtbar, sondern als ein komplexes Zusammenspiel vieler kleiner Geschichten vor unserer Haustüre.
Der Sammelband lädt ein zu einer spannenden Entdeckungstour durch den Bauernkrieg in Württemberg. Er erzählt von den Menschen, Orten und Ereignissen, die den Aufstand prägten – von den Dörfern bis zu den Städten, von einfachen Bauern bis zu vornehmen Hauptleuten. Außerdem zeigt er, wie der Bauernkrieg über die Jahrhunderte hinweg unterschiedlich erinnert und interpretiert wurde – mal als Symbol für Freiheit, mal als warnendes Beispiel oder politisches Instrument. So wird deutlich: Der Bauernkrieg mag zwar 1525 geendet haben – seine Deutung und Bedeutung wirken jedoch bis heute fort.
Mit ihrer Ausrichtung eignet sich die Publikation als Begleitband zur aktuellen Sonderausstellung „500 Jahre Bauernkrieg – Ein Ereignis und seine Gesichter“.Der Sammelband ist zum Preis von 24 Euro im Buchhandel sowie im Deutschen Bauernkriegsmuseum Böblingen erhältlich. Informationen auch online unter: www.bauernkriegsmuseum.boeblingen.de