

Sindelfingen. Die kleinen Formate der Biennale haben es in sich. Ein gutes Beispiel dafür war das Konzert in der Kirche St. Maria auf dem Goldberg, die erstmals in das Kulturfestival einbezogen wurde.
Im Zentrum des Abends, der mit dem Wortspiel „ZuMUTung“ überschrieben war, standen Texte von Paul Schobel, im Kreis Böblingen als ehemaliger Betriebsseelsorger wohlbekannt. Und was da von Lily Merker an Formulierungen über Arbeit, Gesellschaft, Krieg und Frieden rezitiert wurde, war sprachlich vom Feinsten, inhaltlich aber zum Teil nur schwer zu ertragen.
Paul Schobel redet nicht um den heißen Brei herum, nein, er spricht Klartext. Besonders die Passagen zu Krieg und Frieden waren extrem eindrücklich: so sei etwa dem Menschen – Homo- das Attribut „sapiens“ abzuerkennen, weil er nicht lernfähig sei, letztlich führe der Mensch Krieg gegen sich selbst.
Jo Ambros an der Gitarre und seine Kollegen Uwe Lange (Kontrabass), Jogi Nestel (Schlagzeug) sowie Multiinstrumentalist Carsten Netz (Klarinette, Saxofon, Flöte) rahmten die Rezitationen mit modernem, aber nicht zu experimentellem Jazz ein, lieferten dichte Klanggewebe, von denen sich Lily Merker sichtlich getragen fühlte.
Überhaupt war der Sound in St. Maria, einer der unterschätzen Kirchen Sindelfingens, in seiner Mischung aus Raumakustik und diskreter elektronischer Abmischung sehr angenehm.
In einem kurzen „Zwischenruf“ am Ende des Konzertes meldetet sich dann auch Paul Schobel persönlich noch zu Wort. Eindringlich machte er noch einmal die absolute Sinnlosigkeit von Waffen und Gewalt klar und beschwor den Frieden – als katholischer Priester natürlich getragen von der christlichen Botschaft. Mit dem gemeinsam musizierten „Sag mir wo die Blumen sind“ zog dann am Ende dieses eindringlichen Abends noch ein wenig Flowerpower durch die Kirche.