Menü
Böblinger Waldorfschule hilft

300 Plätze für ukrainische Kinder gesucht

Hilfsaktion für Geflüchtete an der Freien Waldorfschule Böblingen.
Von Celine Imensek
Die Väter bleiben in der Ukraine zurück. Kinder sind oft mit ihren Müttern oder alleine auf der Flucht.
Bild: Adobe Stock/ 489249521

Die Väter bleiben in der Ukraine zurück. Kinder sind oft mit ihren Müttern oder alleine auf der Flucht. Bild: Adobe Stock/ 489249521 489249521

Böblingen. In den frühen Morgenstunden des 24. Februar marschierten russische Truppen in die Ukraine ein. Vilena Sterling ist Russisch-Lehrerin an der Freien Waldorfschule Böblingen und wartet nicht lang. Sie steht mit den Eltern der ukrainischen Partnerschule in Odessa in Austausch und erhält Hilferufe der dort lebenden Familien. Noch am selben Tag startet sie eine private Hilfsaktion, um Flüchtlinge im Kreis Böblingen aufzunehmen.

Große Resonanz

Zunächst wendet sie sich an die Eltern, deren Kinder 2019 am letzten Schüleraustausch vor der Pandemie teilgenommen haben. „Hier war die Resonanz bereits groß. Die Eltern waren bereit in den Familien zusammen zu rücken, um Platz für Gäste aus Odessa zu machen“, so die mitverantwortliche Heidi Pussel. Eltern und Lehrer geben die Bitte um Hilfe in ihren Netzwerken weiter. Somit ist der Kreis der Helfer bereits über die Grenzen der Schule gewachsen.

Im Moment gibt es 50 Unterkunftsangebote, doch nach jetzigem Stand werden 300 Plätze benötigt. Tendenz steigend. Über die Website https://familienspielraum.de/odessa/ kann sich jeder als Helfer registrieren. Die Vermittlung von Gästen und Gastgebern erfolgt über Andreas Rysavy. Auch er ist Lehrer an der Böblinger Schule.

Auf der Internetseite kann man sich nicht nur als Gastgeber anmelden. Heidi Pussel gibt an, dass auch materielle und immaterielle Hilfe dringend gebraucht wird. So benötigt man für die Ankommenden Dolmetscher für Behördengänge, psychologische Unterstützung zur Bewältigung etwaiger Traumata und Paten, die die Menschen unterstützen in der neuen Umgebung anzukommen.

Austauschen und unterstützen

Heidi Pussel nimmt die Registrierten dann in eine Gruppe des sozialen Netzwerks Signal auf. Dort können sich die Helfer austauschen und gegenseitig unterstützen. Für den Austausch von Hilfsgütern, wie Bettwäsche, Kleidung oder Spielsachen, wurde zusätzlich das Projekt „Odessa-Hilfe aus der Waldorfschule Böblingen“ über die Website https://wachstumswende.de/project/odessa-hilfe-aus-der-waldorfschule-boebl/ ins Leben gerufen.

Am 27. Februar traf der erste alleinreisende Jugendliche in Böblingen ein. Er war Teil des Schüleraustauschs 2019 und ist mittlerweile 17 Jahre alt. Heidi Pussel gibt an, dass man nicht sagen könne, ob auch jüngere Kinder allein unterwegs sind. Männer dürfen die Ukraine nicht mehr verlassen, die Frauen bleiben in vielen Fällen bei ihrem Partner. „Die Eltern wollen aber ihre Kinder in Sicherheit wissen und schicken sie deshalb ohne Begleitung los“, so Heidi Pussel.

Probleme an der Grenze

Im Moment komme es an der polnischen und rumänischen Grenze zu Problemen bei der Überquerung. Als Grund nennt Heidi Pussel den biometrischen Pass, der vielen Jugendlichen fehle. Trotzdem bittet sie um weitere Unterkunftsangebote: „Sobald die Kinder und Familien hier ankommen, brauchen sie dringend einen Platz zum Schlafen.“