Menü
Volles Programm und ein Festakt

Böblingen und Sömmerda feiern 35 Jahre Deutsche Einheit

Eine Delegation mit Oberbürgemeister Dr. Stefan Belz besuchte drei Tage die thüringische Partnerstadt.
Von Philipp Hamann
Gruppenbild der beiden Delegationen aus Böblingen und Sömmerda mit den beiden Oberbürgermeistern Ralf Hauboldt (blauer Mantel und beige Hose) und Dr. Stefan Belz (blaues Jackett).Bild: z

Gruppenbild der beiden Delegationen aus Böblingen und Sömmerda mit den beiden Oberbürgermeistern Ralf Hauboldt (blauer Mantel und beige Hose) und Dr. Stefan Belz (blaues Jackett).Bild: z

Bild: z

Böblingen. Anlässlich des 35. Jahrestags der Deutschen Einheit war eine Delegation der Stadt Böblingen unter Leitung von Oberbürgermeister Dr. Stefan Belz vom 2. bis 4. Oktober in der thüringischen Partnerstadt Sömmerda zu Gast. Der Besuch stand ganz im Zeichen des Austauschs, der Erinnerungskultur und der gelebten Städtepartnerschaft. Den Auftakt bildete am Donnerstag, ein gemeinsames Abendessen im Ratskeller, bei dem Sömmerdas Bürgermeister Ralf Hauboldt die Gäste aus Böblingen herzlich willkommen hieß. Neben Mitgliedern des Gemeinderats und der Stadtverwaltung waren Vertreter*innen des Jugendgemeinderats sowie ein Vertreter des Böblinger Kunstvereins mitgereist.

Am Freitagmorgen startete der Tag mit einer Stadtführung, die die Delegation zunächst zum denkmalgeschützten Dreyse-Haus inklusive Rundgang im angrenzenden Rosengarten führte. Im Dreyse-Haus finden die Stadt- und Kreisbibliothek ebenso wie das Historisch-Technische Museum um seinen Namensgeber Nicolaus von Dreyse, der mit der Erfindung des Zündnadelgewehrs maßgeblich zur industriellen Entwicklung Sömmerdas beigetragen hat, ihren Platz. Ein weiterer Halt in der Sömmerdaer Lokalgeschichte war das – rundum erneuerte – Schaudepot des Historisch-Technischen Museums. Zu sehen gab es eine beeindruckende Bandbreite an Erzeugnissen aller Produktionsbereiche des Büromaschinenwerks Sömmerda, dem zu DDR-Zeiten größten Arbeitgeber der Region.

Oberbürgermeister Dr. Stefan Belz zeigte sich besonders nachhaltig beeindruckt vom Besuch des erst im Januar dieses Jahres eingeweihten „Tor 8“. Der Bildungs- und Gedenkort erinnert an 1 300 jüdische Häftlingsfrauen, die von September 1944 bis April 1945 im Außenlager Sömmerda des Konzentrationslagers Buchenwald inhaftiert waren und im Werk der Rheinmetall-Borsig AG Zwangsarbeit verrichten mussten. „Diese Aufarbeitung der Zwangsarbeit zur Zeit des Nationalsozialismus in der Stadt Sömmerda könnte für uns in Böblingen Vorbild sein“, lobte Dr. Belz. Bürgermeister Ralf Hauboldt erklärte der Delegation vor Ort, dass man mit „Tor 8“ nicht nur ein Mahnmal, sondern vor allem eine Bildungsstätte schaffen wollte. Dies zeigt sich unter anderem daran, dass an zwei Audiostationen originale Tagebuchaufzeichnungen Einblicke in das Leben dreier Häftlingsfrauen geben. Dieses Projekt ist im Rahmen des „Podcasts gegen das Vergessen“ mit Schülerinnen und Schülern der Regelschule Weißensee entstanden. Beide Verwaltungsspitzen waren sich einig, dass „die Gräueltaten des dunkelsten Kapitels der deutschen Geschichte nicht in Vergessenheit geraten dürfen und wir als Stadtgesellschaft Verantwortung dafür tragen, dass sie sich niemals wiederholen werden“.

Gutschein fürs Spielwarengeschäft

Ein weiterer Höhepunkt war die Besichtigung des Neubaus der Kita „Flax und Krümel“, der mit einem Tag der offenen Tür nicht nur der lokalen Bevölkerung, sondern auch der Böblinger Delegation lebendige Einblicke in eines der zukunftsweisendsten Sömmerdaer Bauprojekte bot. Der entstehende Holzbau ist der erste komplette Neubau einer städtischen Kita nach der Wende. In diesen Rahmen eingebettet, übergab Oberbürgermeister Dr. Belz der Kita-Leitung einen Gutschein zur Einlösung im lokalen Spielwarenhandel, ergänzt durch ein Dagoldi-Jubiläumsplüschtier.

Am Abendfand dann der offizielle Festakt zum Tag der Deutschen Einheit im Erfurter Tor statt. Nachdem bei dem letzten Aufeinandertreffen zwischen Sömmerda und Böblingen die Städtepartnerschaft 35 Jahre alt geworden war, war es dieses Mal die Wiedervereinigung, die sich zum 35. Mal gejährt hatte. Auf feierliche Reden der beiden Stadtoberhäupter folgte ein moderiertes Zeitzeugengespräch mit Heinz Wolf, Sömmerdaer Grafiker, über die Ausstellung künstlerischer Objekte in Böblingen 1989. Musikalisch wurde der Rahmen von Helena Busch untermalt.Der Rest des Abends bot Raum für intensive Gespräche. So wurden einerseits neue Kontakte geknüpft, zum Beispiel zwischen dem Kunstverein für Stadt und Landkreis Böblingen e. V., dem jungen Verein „Kultur im Sinn e. V.“ sowie dem Malkreis Sömmerda e. V.. Andererseits konnten bestehende Verbindungen intensiviert werden, etwa zwischen den Verwaltungsmitarbeitenden oder über die Mitglieder des Jugendgemeinderates Ilias Baumann und Mem Alhan zum Kinder- und Jugendparlament der Stadt Sömmerda, welches von Simeon M. Reimer repräsentiert wurde.

Besuch in Leubingen

Am letzten Tag besuchte die Delegation den Sömmerdaer Ortsteil Leubingen sowie die dortige Heimatstube. Den Abschluss bildete ein Mittagessen in der Rastanlage „Leubinger Fürstenhügel“, die ein weiteres, architektonisches und archäologisches Aushängeschild für den an Kulturdenkmälern so reichen Landkreis Sömmerda ist.