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177.000 zusätzliche Personalkosten

Böblingen: Zwei Millionen Euro fürs Fleischermuseum

Um das Deutsche Fleischermuseum Böblingen für die Zukunft fit zu machen, wären Investitionen von rund zwei Millionen Euro und zusätzliche Personalstellen mit jährlichen Kosten von 177 000 Euro nötig.
Von Matthias Staber
Das schrägste Haus am Platz: Christian Baudisch hat mit dem Deutschen Fleischermuseum noch viel vor. Bild: Staber

Das schrägste Haus am Platz: Christian Baudisch hat mit dem Deutschen Fleischermuseum noch viel vor. Bild: Staber

Böblingen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Machbarkeitsstudie, die Einrichtungsleiter Dr. Christian Baudisch im Verwaltungsausschuss vorgestellt hat, und die das Konzept einer „Lernwelt Deutsches Fleischermuseum 4.0“ beschreibt.

Rund 1,4 Millionen Euro wird die Sanierung des Vogtshauses samt Scheune am Böblinger Marktplatz aus dem 16. Jahrhundert kosten, in dem sich seit 1984 das Deutsche Fleischermuseum befindet: Dass diese Investition unabhängig von der Böblinger Museumskonzeption nötig sein wird, hatte der Leiter des Amts für Gebäudemanagement, Timo Nußbaum, im Dezember im Technischen Ausschuss erläutert (die SZ/BZ berichtete). Saniert werden soll das historische Gebäude in mehreren Abschnitten bis 2025.

Um dort ein zukunftsfähiges Museum zu betreiben, sind weitere Investitionen nötig, wie Einrichtungsleiter Dr. Christian Baudisch in seiner gemeinsam mit dem stellvertretenden Kulturamtsleiter Andreas Wolfer erstellten Machbarkeitsstudie erläutert. So wird für Barrierefreiheit ein Fahrstuhl benötigt, der zwischen 397 000 und 531 000 Euro kostet – je nachdem, ob Rollstuhlfahrern das Dachgeschoss zugänglich gemacht werden soll.

Zwei andere Maßnahmen zur Barrierefreiheit kommen deutlich billiger und sollen deswegen zeitnah umgesetzt werden: Handläufe an der Treppe zum Haupteingang und eine Rampe zum Eingang der hinter dem Hauptgebäude liegenden Vogtsscheune für insgesamt rund 10 000 Euro.

Das „Heimatmuseum Nordböhmisches Niederland“ des Vertriebenenvereins „Bund der Niederländer Böblingen“ belegt derzeit zwei Ebenen im oberen Stock der Vogtsscheune: Für eine Weiterentwicklung des Fleischermuseums würde dieser Platz dringend benötigt, argumentiert Christian Baudisch – zumal die Ausstellung im Heimatmuseum „geschichtswissenschaftlich und politisch inkorrekt sowie physikalisch stark überaltert“ sei. Kosten für die Auslagerung: rund 25 000 Euro.

Weitere 25 000 Euro werde aktuelle Museumstechnik kosten, schätzen Christian Baudisch und Andreas Wolfer. Hinzu kommen jährliche Kosten für Öffentlichkeitsarbeit und externe Projektmitarbeiter in Höhe von insgesamt 35 000 Euro. Ebenfalls jährlich zu Buche schlagen zusätzliche Personalkosten in Höhe von 177 000 Euro: Vorgeschlagen werden Stellen für Volontariat, Registratur zur Sammlungspflege, Museumspädagogik und Digital-Management – wobei dieses Personal auch in der Städtischen Galerie und im Bauernkriegsmuseum eingesetzt werden könnte. „Ein moderner und dauerhaft erfolgreicher Museumsbetrieb kann sich nur mit der entsprechenden personellen Ausstattung auf dem Markt behaupten“, so Christian Baudisch: „Die bestehenden Versäumnisse hinsichtlich der personellen Ausstattung bestehen seit Gründung der Böblinger Museen und müssen im Zuge der Museumskonzeption dringend angegangen werden.“

Wie viel die Einrichtung einer Lehrküche, eines „Laboratoriums“ für museumspädagogische Angebote und eines Shops kosten würde, ist noch unklar: Diese Elemente bräuchte Christian Baudisch für die Umsetzung seiner Idee einer „Lernwelt Deutsches Fleischermuseum 4.0“.

In ihrem Gutachten zur Böblinger Museumskonzeption hatten der Architekt Korkut Demirag und der Kulturmanager Prof. Thomas Knubben die Weiterentwicklung des Fleischermuseums zu einem „Science Center für Ernährung“ vorgeschlagen: Dieser Idee erteilt Christian Baudisch eine klare Absage. Nötig dafür seien Investitionen von mindestens zehn Millionen Euro und ein Team von 40 Mitarbeitern: „Ich möchte lieber kleinere, dafür nachhaltigere Brötchen backen“.

Konzeptionell möchte Christian Baudisch seinem Motto „Zurück zum Fleisch & es bleibt lustig“ treu bleiben – also mit der Dauer- und den Sonderausstellungen die Schnittstelle zwischen Geschichte des Fleischerhandwerks und Kunst bespielen, und die Themen des Museums mit Kulturgeschichte und Popkultur in Dialog bringen. „Ich möchte das Stammpublikum nicht vergraulen“, so Christian Baudisch, „es wird aber weniger.“ Und neues Publikum unter 40 für ein Museum zu begeistern sei „knallhart“.

Die Einrichtung sei jedoch auf dem richtigen Weg, so Baudisch: Über die Ausstellungseröffnung des Stuttgarter Duos Mondo Sangue habe vor kurzem das Pop-Magazin Rolling Stone berichtet, und die Followerzahlen des Fleischermuseums auf Facebook, Instagram und Vimeo würden kontinuierlich nach oben gehen.