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Sindelfingen: Der 84 Jahre alte Eberhard Gabler hat für seine Verdienste um den Natur- und Umweltschutz die Landesehrennadel bekommen

Der Vater des Vogelschutzzentrums

Eberhard Gabler setzt sich seit mehr als 50 Jahren für den Naturschutz in Sindelfingen ein. Dass die Stadt seit 1981 ein Vogelschutz-Informationszentrum (VIZ) hat, ist vor allem ihm zu verdanken. Jetzt kam zu seinen zahlreichen Ehrungen eine weitere hinzu: die Landesehrennadel.
Von unserem Mitarbeiter Peter Maier
Oberbürgermeister Dr. Bernd Vöhringer heftet Eberhard Gabler die Landesehrennadel an. Bild: fotoknobi

Oberbürgermeister Dr. Bernd Vöhringer heftet Eberhard Gabler die Landesehrennadel an. Bild: fotoknobi

Geboren wird Eberhard Gabler 1933 in Ammendorf in Sachsen-Anhalt. Schon in der Grundschule interessiert er sich für die Natur, er beobachtet Vögel und zeichnet sie. Die Berufswahl scheint folgerichtig: Gabler wird Gärtner. Anfang der 60er Jahre kommt Eberhard Gabler nach Sindelfingen und nimmt eine Stelle als Gärtner bei der Stadt an. Parallel dazu hält Gabler vogelkundliche Vorträge und organisiert Exkursionen.

1967 bekommt Gabler vom damaligen Oberbürgermeister Arthur Gruber den Auftrag, eine naturkundliche Lehrschau zu erstellen – die Grundlage für das spätere Vogelschutz-Informationszentrum. Eigene Räume hat das VIZ 1981 im städtischen Freibad bekommen, wo es unter dem Namen „Vogelzentrum“ nach wie vor zu finden ist.

„Das VIZ ist untrennbar mit Ihrem Namen verbunden. Denn Sie haben das VIZ gegründet, auf- und ausgebaut und bis 1997 geleitet. Mit großem Engagement haben Sie hier insbesondere zahllosen Kindern und Jugendlichen die Natur und die Tierwelt nähergebracht“, sagte Oberbürgermeister Dr. Bernd Vöhringer bei der Verleihung der Landesehrennnadel im Oberlichtsaal.

Natur aktiv erleben

Gabler habe immer Wert darauf gelegt, nicht nur Theorie zu vermitteln, sondern den Kindern auch die Möglichkeit zu geben, die Natur aktiv zu erleben. Unter seiner Anleitung haben viele Kinder Nistkästen gebaut und Insektengärten angelegt: „Mit diesem Ansatz haben Sie es geschafft, das VIZ als eine wichtige außerschulische Bildungsstätte zu etablieren, die von Kindern und Jugendlichen stets gerne besucht wird. Gleichzeitig haben Sie sich dafür eingesetzt, auch die Lehrerinnen und Lehrer in Sachen Natur- und Umweltschutz fortzubilden.“

Eberhard Gablers zeichnerisches Talent ist heute an vielen Orten in der Stadt und der Region zu sehen, schließlich stammen aus seiner Feder zahlreiche Wandmalereien sowie Schautafeln für verschiedene Lehrpfade. Sie informieren zum Beispiel am Klostersee über die dort lebenden Vögel und Fische. Auch für das Waldzentrum am Forsthof, das letztes Jahr eingeweiht wurde, steuert Gabler Wandgemälde, Informationstafeln, Führungen und Lesungen bei.

Sein großes Wissen über Natur und Tierwelt hat Gabler zudem in zahlreichen Veröffentlichungen und Büchern festgehalten, darunter Anleitungen für den Nistkastenbau, Vogelporträts, ein „Federführer“, verschiedene Beiträge für Jagdzeitungen und sogar ein Jagdroman. Und im Fernsehen war Gabler immer wieder in der Sendung „Kaffee oder Tee“ zu sehen. „Es ist bemerkenswert, wie Sie es als dreifacher Vater immer geschafft haben, Familie, Beruf und Ihr großartiges Engagement für die Natur unter einen Hut zu bringen“, so Vöhringer: „Sie haben entscheidend dazu beigetragen, dass uns in Sindelfingen mit dem VIZ seit über 5 Jahrzehnten ein bedeutender Ort für den Natur- und Artenschutz zur Verfügung steht – damals wie heute ist diese städtische Einrichtung ein Alleinstellungsmerkmal.“

Eberhard Gabler leitet das VIZ rund 30 Jahre lang und engagiert sich auch im Ruhestand in der Umweltbildung und im Vogelschutz. Vöhringer: „Durch Ihr außerordentliches pädagogisches Geschick, durch Ihre Sprache, die jeder versteht und durch Ihre große Begeisterungsfähigkeit haben Sie es über Jahrzehnte verstanden, insbesondere jungen Menschen, aber auch allen anderen Naturinteressierten, die Schönheit und Vielfalt unserer Natur zu vermitteln.“ Und das als Autodidakt, ohne Studium der Biologie oder Forstwissenschaft.

Die Landesehrennadel ist nicht die erste Auszeichnung für Gabler. Zweimal bekam der den europäischen Umweltpreis, 1988 für besondere Verdienste auf dem Gebiet der Umweltbildung, 1990 für das Engagement beim Projekt „Greifvogelschutz grenzenlos“. 1999 bekam er die Ehrenplakette der Stadt Sindelfingen verliehen.

Zur Ehrung gab es freilich im Oberlichtsaal nicht nur lobende Worte, sondern auch Musik von einem Quintett Jagdhornbläser der Kreisjägervereinigung. Gratuliert hat auch Karlheinz Scheible, Vorsitzender des Naturschutzbunds Sindelfingen-Böblingen, dessen Vorsitzender Gabler von 1973 bis 1976 war. Einen Blumenstrauß gab es vom OB für Eberhard Gablers Frau Helga: „Wahrscheinlich waren Sie ja so eine Art Familienbetrieb.“