

Stuttgart. Plötzlich hat das alles tiefen Sinn. Internationale Jazzgrößen hat das Bix im Gustav-Siegle-Haus schon viele gesehen. Heute soll es ein echter Star sein, der für einen Song die Bühne des Jazzclubs betritt. Das verspricht Sebastian de Domenico. Alles andere könne gar nicht funktionieren. „Wie willst du einen Superstar wie Tina Turner imitieren? Das geht nicht. Du brauchst selbst Personality.“
Persönlichkeit vom Scheitel bis zur Sohle eben, denn es reicht nicht, wie Tina an der richtigen Stelle im passenden Ausmaß zu staksen. Ein Imitat bleibt immer ein Imitat, „und das merken zu Zuschauer. Das lenkt ab, und du versinkst plötzlich nicht mehr in der Geschichte“, sagt der Mann, der seit 2019 international für „Tina – Das Musical“ musikalisch verantwortlich ist.
Es muss schon etwas passieren auf der Bühne, und dafür sorgt eine Frau, die keine Allüren braucht und trotzdem ein Star ist. Die jeden Rat ihrer Gesangstrainerin Stephanie Borm-Krüger annimmt, längst zu den ganz Großen der Szene gehört und dennoch ihre Träume verrät. In der Aida-Show, die lose auf der Oper Giuseppe Verdis basiert, würde Aisata Blackman gerne als nubische Prinzessin das Publikum verzaubern.
Aber jetzt erst mal Tina, auch so eine starke Rolle über eine starke Frau und ihre schwierige Geschichte. Im Jazzclub lässt der Scheinwerfer die Strasssteine auf dem zum Glück genau richtig kurzen Kleid glitzern. Mit dem ersten Beckenschlag des Schlagzeugs schwingt die Hüfte. Nicht zu viel und nicht zu wenig. Aisata Blackman lächelt, sie bewegt sich grazil und schlägt ein lang gezogenes „eeeaasy“ an.
Ganz langsam setzt sich im Stuttgarter Nachtclub der besungene Schaufelraddampfer Proud Mary in Bewegung, ein Whiskey wäre hier noch passend, doch dann zieht das Tempo an. So sehr, das nichts mehr im Glas bleiben würde.
Kann es überhaupt einen besseren Platz als einen Jazzclub geben für diese Südstaaten-Nummer, über die Tina Turner selbst sagt: „Ohne Mary, wie ich den Song liebevoll nenne, wäre ich nie die Künstlerin geworden, die ich bin.“ Wahrscheinlich schon, denn die 83-Jährige sagt auch: „Es macht mich stolz, dass das Lied jeden Abend überall auf der Welt in meinem Musical gespielt wird und ich bin glücklich, wie sehr dieses Lied bei jedem Tina-Auftritt das Publikum mitreißt und berührt.“ Im Bix hat die Nummer schon einmal eingeschlagen. Es macht Lust auf mehr. Aisata Blackman hat das Thermometer ganz schön steigen lassen.
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1939 Am 26. November kommt Tina Turner als Anna Mae Bullock in Brownsville zur Welt und wächst Nutbush, Tennessee, auf.