

Sindelfingen. Ein Sommerfest in einer Klasse der Arzthelferinnen an der Gottlieb-Daimler-Schule 2 war für eine Schülerin, die als Teil einer christlichen Minderheit vor dem IS geflohen ist und nun hier arbeitet, ein besonderer Tag.
Sandy stellt ihren selbst gemachten Apfelkuchen neben das Börek, die ostpreußischen Schnitten und die zahlreichen anderen Gerichte, die schon auf dem Schulpult stehen. Gemeinsam mit ihren Klassenkameradinnen feiert sie heute das Ende ihres ersten Lehrjahres als Medizinische Fachangestellte, zwei weitere Jahre haben sie noch vor sich.
Für Sandy ist das ein ganz besonderer Tag: Vor 10 Jahren ist sie als Teil der christlichen Minderheit mit ihren kleinen Töchtern vor dem IS geflohen, inzwischen spricht sie fließend Deutsch und arbeitet in einer Hausarztpraxis. Natürlich ist eine solche Geschichte einzigartig, trotzdem fühlt Sandy sich in der Klasse wohl. Ihre letzten Stunden vor der Zeugnisausgabe wollten sie und ihre Mitschüler nicht mit einem drögen Spielfilm oder Galgenmännchen verbringen, stattdessen haben sie ihr eigenes kleines Sommerfest organisiert.
Dafür hat jede ein Gericht mitgebracht, das er mit dem Begriff „Heimat“ verbindet. Während dem Essen wird der Praxisalltag diskutiert, aber in Zeiten von ChatGPT und Künstlicher Intelligenz geht es schnell um die immer menschlicher werdenden Pflegeroboter. So ganz einig werden die Schülerinnen sich nicht, ob eine solche Entwicklung nun begrüßenswert ist oder nicht. Die Differenzen sind jedoch schnell überwunden, denn letztlich verbindet sie alle der Wunsch, anderen Menschen zu helfen – der Grund, warum sie sich für den Beruf als Medizinische Fachangestellte entschieden haben.
Der wird im Volksmund übrigens oft „Arzthelfer“ genannt, meist wird dabei aber vergessen, wie viel medizinisches Wissen diese „Arzthelferinnen“ brauchen. Für die Schülerinnen sind aber ganz andere Dinge wichtig. „Das Schönste ist für mich, wenn ich mir richtig Zeit für unsere Patienten nehmen kann. Gerade bei den älteren Patienten versuche ich immer, mir extra Zeit für ein kurzes Gespräch zu nehmen“, so Chiara Pitschmann. Die anderen nicken zustimmend.