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Ehrung

Ein Leben lang für die Feuerwehr

Paul Fischer ist seit 80 Jahren Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr in Hildrizhausen.
Von Thomas Holzapfel
Paul Fischer wird für seine jahrzehntelange Mitgliedschaft bei der Feuerwehr geehrt.

Paul Fischer wird für seine jahrzehntelange Mitgliedschaft bei der Feuerwehr geehrt.

Bild: Holom

Hildrizhausen. Die bewundernden Blicke der Feuerwehrkameraden waren Paul Fischer unlängst genauso sicher wie der donnernde Applaus. „Lieber Paul, du hast in unserem Ort Feuerwehrgeschichte geschrieben“, sagte Kamerad Kurt Gomringer in seiner Laudatio während der Hauptversammlung, in dieser der mittlerweile 94-Jährige für sage und schreibe 80-jährige Mitgliedschaft bei der Feuerwehr geehrt wurde. Mit „Standing Ovations“ wurde dem Jubilar die entsprechende Wertschätzung zuteil.

Paul Fischer ist einer, bei dem das Wort noch Gewicht hat. „Mein Vater machte schon immer klare Ansagen und wenn er was sagt, dann hält er sich auch daran“, sagt Ingrid Fischer, eines der drei Kinder, die mit einem Augenzwinkern hinzufügt: „Er kann schon direkt sein.“ Eine Charaktereigenschaft, die vermutlich in all den Jahren nicht bei jedem auf spontane Gegenliebe stieß. Doch die damit einhergehende Disziplin und Zuverlässigkeit waren es schon immer, die ihm bei der Hausemer Feuerwehr viel Anerkennung einbrachten. Paul Fischer tat sich primär nicht in Führungspositionen hervor, vielmehr war er immer zur Stelle, wenn er gebraucht wurde. Ein Schaffer, wie er im Buche steht. In einem Leben für die Feuerwehr.

Viele Höhen, viele Tiefen

Es war gegen Ende des Zweiten Weltkriegs, genau im Jahr 1944. Paul Fischer, gerade einmal 14 Jahre alt, war noch zu jung, um in den Querelen des Krieges an vorderster Front seinen Mann zu stehen. Dementsprechend unterstützte er die daheimgebliebenen Frauen bei den Feuerwehrtätigkeiten. Da gab es damals schließlich genug zu tun, mit der Hand-Sirene schlug der Jungspund zu jeder Tages- und Nachtzeit Alarm, wenn im Ort Ungemach drohte.

Der Auftrag kam von oberster Stelle: Der Bürgermeister ließ Fischer vom Amtsboten – früher eher als Büttel bekannt – ausrichten, dass er und der Bauer Karle aufs Rathaus kommen sollten. Als Neumitglieder der Feuerwehr sollten die beiden bei Fliegerangriffen Alarm schlagen und mit dem „Orgeln“, wie Paul Fischer das Kurbeln der Sirene auf den drei Beinen nennt, die Einwohner warnen.

Paul Fischer ist heute aus der langjährigen Zeit mit vielen Höhen, aber auch Tiefen, noch so manches in bester Erinnerung. Vor allem die gute Kameradschaft und der Zusammenhalt haben die Feuerwehr ausgezeichnet, er blickt heute noch gerne auf viele Ausflüge zurück, die ihn im Rahmen der Feuerwehrumzüge sogar bis nach Monaco oder ins ehemalige Jugoslawien verschlugen. Und da waren noch die Lausbubenstreiche, die wohl nur ansatzweise erklären, warum Paul Fischer bis heute noch der Schalk im Nacken sitzt. „Paul hat immer mal einen flotten, spontanen Spruch auf Lager“, sagt Michael Lambert, der Leiter der Altersgruppe, der seinem ältesten Mitglied immer gerne mal einen Besuch abstattet oder ihn zu Festivitäten der Feuerwehr abholt.

So erzählt Paul Fischer immer wieder gern, dass er nach den Feuerwehrübungen aus Jux und Dollerei gerne mal die Glocke zum Schellen brachte, um den Amtsbüttel ins Rathaus zu beordern. Die Glocke befand sich im Giebel des alten Rathauses, dort, wo die zum Löschen benutzten Wasserschläuche zum Trocknen aufgehängt wurden.

Auch der legendäre Feuerwehrausflug nach Strümpfelbach im Remstal ist Fischer noch präsent. Beim Besuch einer Besenwirtschaft wurde nebenher noch eine amtliche Milchkontrolle in der ansässigen Molkerei inszeniert und den einheimischen Bauern wurde gezeigt, wie sie mit der Sense ihre Wiesen zu mähen hatten. Bei allem Sinn für den Unsinn stand jedoch für Paul Fischer der treue Dienst bei der Feuerwehr an oberster Stelle, weshalb er bei zahlreichen Einsätzen – bei einer früheren Brandserie im Ort oder bei den Orkanen Wiebke und Lothar – eine unverzichtbare Größe darstellte.

Paul Fischer blickt auf ein arbeitsreiches Leben zurück. In jungen Jahren schaffte er im Steinbruch oder im Wald, später unter anderem beim Daimler am Band. Da er parallel mit seiner Frau eine Landwirtschaft betrieb, war ihm eine gewisse Flexibilität wichtig. Am Vereinsleben nimmt Paul Fischer heute noch gerne teil, so wie zuletzt bei der Hauptversammlung oder bei Grillfesten.

Soziale Kontakte sind ihm weiter wichtig: Bei schönem Wetter ist der 94-Jährige mit seiner Pflegerin unterwegs, begutachtet die Obstwiesenblüte oder er sitzt auf dem Bänklein vor seinem Haus, wo ihm die Feuerwehrkameraden oder andere Hausemer gerne einen Kurzbesuch abstatten.