„Erwarte mehr Ehrlichkeit von den Vereinen“
Das Landesligaspiel zwischen dem FC Gärtringen und dem VfL Nagold und die Partie des FC Gärtringen II gegen den VfL Oberjettingen in der Kreisliga A wurden am vergangenen Wochenende abgesagt (die SZ/BZ berichtete). Ob zu Recht oder zu Unrecht, darüber entbrannten verbale Scharmützel, das Verhältnis zwischen den Nagoldern und den Gärtringern kühlte jedenfalls etwas ab. Vermutet der VfL doch, der FCG hätte aufgrund seiner personellen Engpässe die Partie absichtlich platzen lassen.
Stephen Probst und Helmut Dolderer haben Konsequenzen aus der Spielabsage gezogen. Probst ist Staffelleiter der Landesligastaffel III, Dolderer Bezirksspielleiter der Aktiven. Stephen Probst war es, der die Partie zwischen dem FCG und dem VfL vor einer Woche vormittags vom Terminplan nahm. „Ich hatte vom FC Gärtringen ein Bild bekommen, das einen schneebedeckten Platz zeigt“, sagt Probst. Daraufhin habe er das Spiel abgesagt. Im Laufe des Vormittags aber leistete die Sonne ganze Arbeit, der Platz lag in sattem Grün da und war bespielbar. „Ich hätte mit der Spielabsage vielleicht noch etwas warten können. Vielleicht war ich da etwas zu schnell“, sagt Stephen Probst selbstkritisch.
Die Grundlage für seine Entscheidung seien das Bild und die Informationen der Gärtringer gewesen. Bisher war es gängige Praxis, dass die Heimvereine die herrschenden Bedingungen schildern und anhand dieser Informationen ein Staffelleiter eine Partie absagt oder auch nicht. Grundlage dafür war das Vertrauen darauf, dass die Angaben der Vereine stimmen würden.
Dieses Vertrauen hat offenbar Schaden genommen. In einem Rundschreiben hat Helmut Dolderer, Probst macht sich dies zu eigen, aufgeführt, wie künftig beim Thema Spielabsetzungen vorgegangen wird. „Nach den Vorkommnissen in letzter Zeit sind wir gezwungen, bei Spielabsetzungen von der bisherigen Verfahrensweise abzurücken“, steht in dem Papier mit Datum 7. März.
Der zentrale Punkt der aufgeführten Maßnahmen steht an erster Stelle: „Bei Spielabsagen muss der Platz vorher von einem Beauftragten besichtigt werden.“ Sprich, künftig genügen die Mitteilungen der Vereine mit Heimspielrecht nicht mehr. In der Landesliga werden vor Rundenbeginn Personen eingeteilt, die für die jeweiligen Plätze zuständig sind. „Das gibt es in der Bezirksliga so nicht“, sagt Helmut Dolderer (Bild: z). Es liege am Bezirksspielleiter, „eine vertrauenswürdige Person mit der Besichtigung des Platzes zu beauftragen“. Oder aber der Bezirksspielleiter setzt sich selbst ins Auto und klappert den betroffenen Platz oder auch mehrere Spielfelder ab. Helmut Dolderer war in dieser Woche schon unterwegs und hat sich einige Rasen angeschaut, um sich „einen persönlichen Eindruck“ zu verschaffen.
Bei diesen vertrauenswürdigen Personen kann es sich beispielsweise um Schiedsrichter handeln. Die Unparteiischen sind sicher geeignet, um die Bespielbarkeit eines Platzes belastbar einzuschätzen. „Der Beauftragte gibt seine Einschätzung an den Staffelleiter weiter“, steht in dem Schreiben, die Absetzung des Spiels könne nur vom Staffelleiter beziehungsweise dessen Stellvertreter erfolgen.
Es gilt aber nicht nur den Platz zu begutachten, sondern auch die Rahmenbedingungen. „Die Verkehrssicherheit spielt eine wichtige Rolle“, sagt Dolderer in diesem Zusammenhang. Ist die Zufahrt sicher, besteht für die Zuschauer keine Gefahr? Sind die Spieler aufgrund äußerer Bedingungen gefährdet? Diese Fragen tauchten auch im Zusammenhang mit der Absage des Landesligaspiels zwischen Gärtringen und Nagold auf. Stephen Probst hatte davon aber erst im Nachgang erfahren, nachdem er die Partie strich. „Meine Informationen gingen nur in Richtung einer Unbespielbarkeit des Platzes. Von den anderen Punkten wusste ich nichts“, sagt Probst.
Die Gärtringer argumentierten, dass aufgrund der hart gefrorenen Schneehaufen nahe des Spielfeldrands und entlang der Barriere die Sicherheit der Spieler nicht gewährleistet sei, zudem hätten die Zuschauer nicht überall gefahrlos stehen können. „Ich kann diese Punkte teilen, wenn man sie mir denn auch mitgeteilt hätte. Ich will da aber nicht nachkarten, das Thema ist erledigt, es wird für Gärtringen keine weiteren Konsequenzen geben. Das Spiel wird am Ostermontag nachgeholt“, sagt Probst. Er erklärte auch, dass eine neuerliche kurzfristige Ansetzung der Partie zum geplanten Sonntagstermin, nachdem der Rasen aufgrund der samstäglichen Arbeit der Sonne doch bespielbar war, nicht möglich gewesen wäre. „Das wäre dann eine Neuansetzung gewesen. Eine Neuansetzung muss aber vier Tage vor dem Beginn der betroffenen Partie bekanntgegeben werden.“
Ein weiterer Punkt des Rundschreibens ist, dass „die Besichtigung des Platzes frühestens einen Tag vor dem Spieltermin erfolgt“. Wobei Helmut Dolderer sagt, dass dieser Passus nicht in Stein gemeißelt sei. Dolderer: „Wenn aufgrund des Wetters schon Tage vorher klar ist, dass nicht gespielt werden kann, werden wir nicht so lange warten mit der Spielabsage.“
Dolderer betont einen weiteren Punkt der Information für die Vereine: „Der Platzverein ist verpflichtet, den Spielort in einen gebrauchsfähigen Zustand zu bringen. Ich verlange von den Vereinen, dass sie alle Möglichkeiten ausschöpfen, damit der Spielplan durchgeführt werden kann. Ich erwarte etwas mehr Ehrlichkeit von den Vereinen“, sagt Dolderer.
SZ/BZ-Mitarbeiter Thomas Oberdorfer spielte einst bei der SV Böblingen, dem VfL Sindelfingen und dem TV Darmsheim und war ein begeisterter Kicker auf Schnee.
So viel Schnee lag in der vergangenen Woche nicht auf dem Sportplatz des FC Gärtringen, doch am Samstagmorgen war auch dort alles weiß. Bild: Jari Hindström /Adobe Stock

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