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Standpunkt

Es fehlt die Kultur des Wollens

Ämter bremsen Bau von Wohnungen
Von Jürgen Haar

Das „Pier“-Projekt der Böblinger Baugesellschaft auf dem Flugfeld spielt für die Wohnraumentwicklung in Böblingen und Sindelfingen eine wichtige Rolle. Genauer gesagt muss es heißen: „Pier“ spielte eine Rolle, denn der Bau von 180 Wohnungen liegt erst einmal auf Eis. Nachdem der für 2019 geplante Baubeginn immer wieder geschoben werden musste, hat BBG-Geschäftsführer Rainer Ganske die Notbremse gezogen (die SZ/BZ berichtete am Mittwoch und Freitag).

Die Hintergründe dieser Entscheidung legen offen, wie Verwaltung und Politik in Böblingen und Sindelfingen den Fortgang von Projekten bremsen und in diesem Fall den Bau von dringend und schnell benötigtem Wohnraum vorerst verhindern. Da ist der Projektentwickler BBG zunächst mit weltfremden Vorgaben für Außenwerbung und Außengastronomie konfrontiert, um dann feststellen zu müssen, dass es für die im Februar 2022 verabredete Einigung bis heute keine schriftliche Bestätigung gibt.

Das Organisationsversagen zieht sich wie ein roter Faden durch den gesamten Prozess. Es fängt bei der Naivität der beiden Bau-Bürgermeisterinnen an, geht mit der Führungsschwäche der beiden Oberbürgermeister weiter und endet bei den Stadträten, die ihrer Kontrollfunktion für die Verwaltungen und den Zweckverband Flugfeld nicht nachkommen. Quer durch alle Gremien und Ämter ist seit dem Jahr 2019 keine Kultur des Wollens erkennbar, um ein so wichtiges Vorhaben zeitnah umzusetzen.

Die Ausrede, dass Corona und der Ukraine-Krieg die Abläufe verzögern, hat inzwischen so einen langen Bart, dass es niemand mehr hören kann. Denn schon vor Corona haben Privatleute und Projektentwickler viel zu lange auf Baugenehmigungen warten müssen und dabei viel Geld und wertvolle Zeit verloren.

juergen.haar@szbz.de