Herrenberg: Linienbus stürzt Abhang hinunter
Gegen 16.15 Uhr kam es am Freitagnachmittag in der Kalkofenstraße in Herrenberg zu einem schweren Unfall: Ein dreiachsiger, etwa zwölf Tonnen schwerer und 18 Meter langer Omnibus durchbrach – offenbar bei einem Wendemanöver – oberhalb der dortigen Aldi-Filiale die Umzäunung, stürzte von der etwa sechs Meter hohen Rampe herab und krachte mit seiner Front in die Wand des Discounters. An dieser Stelle befindet sich der Pausenraum, in dem zu dem Zeitpunkt eine Aldi-Mitarbeiterin saß. Sie hatte großes Glück und kam mit einem Schock und leichten Verletzungen am Bein, die wohl von zersplittertem Glas herrührten, davon, wie Dieter Kellner, Einsatzleiter vor Ort und Leiter des Herrenberger Polizeireviers, gegenüber der SZ/BZ mitteilte.
Während die Busfront auf den Boden aufprallte, blieb das Heck des ansonsten leeren Fahrzeugs an der Kante der Rampe hängen, sodass es spektakulär im 45-Grad-Winkel zwischen Rampe und Aldi-Wand eingekeilt war. Gleichwohl musste es auf der Rampe von einem Einsatzfahrzeug der Feuerwehr gesichert werden, um einen Komplettabsturz zu verhindern.
Der 72-jährige Fahrer des Busses eines Reiseunternehmens aus dem Landkreis Rottweil wurde bei dem Unfall schwer verletzt. Als die Feuerwehren aus Herrenberg, Haslach und Gültstein, die mit 54 Einsatzkräften in 13 Fahrzeugen anrückten, am Unglücksort eintrafen, war der Mann bereits von Passanten geborgen und erstversorgt worden. Was Herrenbergs Feuerwehrkommandant André Weiss mit großem Lob bedachte: „Ich bin sehr froh, dass es noch Leute gibt, die helfen“, sagte Weiss – und spielte damit auch auf die Tatsache an, dass zahlreiche Personen im unmittelbaren Umfeld mit ihren Handys ganz offensichtlich damit beschäftigt waren, Fotos und Videos von dem Unglück und dem Großeinsatz zu machen. Sie wurden von den Einsatzkräften der Feuerwehr und der Polizei gemaßregelt und so weit möglich daran gehindert.
Verunglückten mit Plane verdeckt
Bei dem Absturz seines Busses hat sich der 72-jährige Fahrer laut Auskunft des Polizeipräsidiums Ludwigsburg unter anderem massive Beinverletzungen zugezogen. Ein Rettungshubschrauber flog ihn in eine Tübinger Klinik. Wegen der zahlreichen Schaulustigen rund um den weiträumig abgesperrten Unfallbereich musste der Verunglückte mit Planen beim Transport in den Hubschrauber, der auf dem Aldi-Parkplatz gelandet war, verdeckt werden.
Die 68 Jahre alte Fahrerin eines blauen VW-Busses mit Calwer Kennzeichen, mit dem der Bus unmittelbar vor seinem Absturz noch kollidierte und der in Richtung Markweg unterwegs war, wurde leicht verletzt. Omnibus und VW-Bus dürften nach Einschätzung von Polizei und Feuerwehr jeweils Totalschäden sein. Zusammen mit der demolierten Wand des Aldi-Pausenraums ist von einem Sachschaden im niedrigen sechsstelligen Euro-Bereich auszugehen.
Wie es zu dem Unfall kam, ist Gegenstand polizeilicher Ermittlungen. Allerdings war auffällig, dass die Vorderräder des Busses nicht eingeschlagen waren. Deshalb könnte laut Dieter Kellner ein technischer Defekt an dem Dreiachser oder menschliches Versagen oder ein medizinischer Notfall des Busfahrers als Ursache in Betracht kommen. Ein Gutachter, der vor Bergung des 18 Meter langen Fahrzeugs alles genau unter die Lupe nahm, soll in den kommenden Tagen für mehr Klarheit sorgen.
Der Discounter, der zum Zeitpunkt des Unglücks gut besucht war, wurde evakuiert und blieb danach geschlossen. Um für den Rettungshubschrauber eine Landefläche zu schaffen, mussten möglichst rasch alle Fahrzeuge den Parkplatz verlassen.
Die Bergung des verunglückten Omnibusses erwies sich als schwierig. Wegen seiner ungünstigen Position mussten zwei Kräne – ein 65- und ein 90-Tonnen-Kran – herbeigerufen werden.
-pb-/Bild: SDMG/Schulz