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zu: Bakterium bedroht Ernte von Kartoffeln im Land (SZ/BZ vom 10. Juni)

Hoffen wir, dass es nicht ganz so drastisch wird

Dieser Zeitungsbericht erinnert mich an einen Bericht aus dem Jahr 1848. In diesem Jahr hat der Krautfäulervirus die Kartoffelernte in ganz Mittel- und Westeuropa zunichte gemacht.

Von Walter Moser

Dieser Zeitungsbericht erinnert mich an einen Bericht aus dem Jahr 1848. In diesem Jahr hat der Krautfäulervirus die Kartoffelernte in ganz Mittel- und Westeuropa zunichte gemacht. Eine Hungersnot hat Auswanderungswellen nach Amerika und Südosteuropa ausgelöst. Heute sind wir nicht mehr ganz so wehrlos den Feinden unserer Kulturpflanzen ausgeliefert. Etwa seit 1950 wurden in großem Umfang Pflanzenschutzmittel entwickelt. Sie schützen die Kulturpflanze – niemals vollkommen, sondern bestenfalls zu einem hohen Grad vor Krankheiten, tierischen Schädlingen, Viren und der Unkrautkonkurrenz.

Es werden sehr hohe Anforderungen an Pflanzenschutzmittel gestellt. In Bezug auf Umweltverträglichkeit. Nach „getaner Arbeit“ sollen sie sich neutralisieren und dabei die Kulturpflanze schonen. Die Hersteller von Pflanzenschutzmitteln müssen oft 10000 verschiedene Kulturen prüfen, bis ein passendes Produkt gefunden ist. Das dauert oft 6 bis 8 Jahre – bei der Prüfung in Deutschland – während man in anderen EU-Ländern auch kürzere Erprobungszeiten zulässt. Sachkundige Anwendung hat ganz beträchtlich zur Stabilisierung der Erträge – und damit zum niedrigen Preis der Grundnahrungsmittel beigetragen.

Vor allem die jüngere Generation hält das für selbstverständlich: Ist es aber nicht! Darüber sollte in den Schulen mehr berichtet werden. Aber wie könnte es auf Erden auch anders sein: Dem Vorteil werden Nachteile mitgeliefert. Der Mensch löst ein Problem und schafft zwei neue – mindestens. Die Zahl der Probleme auf Erden wird nicht kleiner, sondern größer. Das erinnert mich an einen genialen Reim, den Udo Jürgens vor Jahren gesungen hat: Wir haben alles im Griff – auf dem sinkenden Schiff!

Hoffen wir, dass es nicht ganz so drastisch wird.

Walter Moser, Magstadt