Kreis Böblingen: Gibt es einen Dresscode im Homeoffice?
Kreis Böblingen. Kleidung ist auch Kommunikation. Antonella Giannone, Professorin für Modetheorie, -geschichte und Bekleidungssoziologie an der Kunsthochschule Berlin Weißensee, erzählt, welche Symbolik bei der Arbeitskleidung im Vordergrund steht und wie das Arbeiten im Homeoffice die Mode verändert (Symbolbild: Studio Romantic / Adobe Stock).
Wir bringen einen Auszug des Interviews mit Antonella Giannone aus der aktuellen Programmzeitschrift der VHS Böblingen-Sindelfingen.
Frau Professor Giannone, welche Symbolik steht bei der Arbeitskleidung im Vordergrund?
Professor Antonella Giannone: „Es gibt viele Varietäten von Arbeitskleidung und darunter kann man aktuell Unterschiedliches verstehen, je nach Arbeitsbereich. So unterscheidet sich die Arbeitskleidung bei manchen Berufen durch materielle Aspekte (robustes Material, funktionale Taschen oder Öffnungen oder Schutzelemente) oder eben durch klare Zeichen, die die Erkennbarkeit einer Rolle gewährleisten sollen, wie etwa bei Dienstpersonal in unterschiedlichen Institutionen. Sehr oft mischen sich die Kleidungscodes untereinander, vor allem in Bereichen, wo die Regeln hinsichtlich der Kleidung freie Entscheidungen zulassen. Oft erleben wir im Alltagsleben diesbezüglich Missverständnisse, etwa wenn wir im Kaufhaus Kundinnen ansprechen in der Überzeugung, sie seien Verkäuferinnen.“
Wie hat sich die Mode bei der Arbeit durch die Pandemie verändert?
Giannone: „Die verlängerten Home-Office-Situationen haben sicherlich die Art und Weise verändert, wie wir uns kleiden und neue Codes etabliert, die der eigenen Bequemlichkeit in den privaten vier Wänden mehr Rechnung tragen. Die Alternative zum Anzug oder zur formelleren Kleidung muss allerdings nicht unbedingt die Jogginghose oder sogar der Pyjama sein, denn es gibt auch andere Varietäten von Kleidung, die sowohl bequem als auch geeignet sind, in eine Berufsrolle zu schlüpfen, auch wenn man zu Hause ist.“
Wird die Home-Office-Mode zukünftig Einzug ins Büro halten oder sehnen sich die Menschen mittlerweile vielleicht sogar wieder stärker nach formalisierter Kleidung?
Giannone: „Ich denke beides wird passieren, je nach Kontext oder Anlass. Home-Office oder Arbeiten von anderen Orten wird wahrscheinlich auch nach der Pandemie eine Option bleiben und diese Flexibilität wird neue Bedingungen auch für die Kleidung schaffen. Ich hoffe trotzdem sehr, dass die Lust, uns körperlich zu begegnen und gemeinsam in Räumen zu sein, uns weiter dazu motivieren wird, das Haus zu verlassen und unsere Kleidung weiterhin im Hinblick auf unterschiedliche soziale Situationen zu wählen.“
Das gesamte Interview gibt es in der aktuellen Programmzeitschrift der VHS oder unter www.vhs-aktuell.de.
Antonella Giannone hat an der TU Berlin zum Thema „Kleidung als Zeichen: Ihre Funktionen im Alltag und ihre Rolle im Film westlicher Gesellschaften“ promoviert. Heute arbeitet die gebürtige Italienerin als Professorin für Modetheorie, -geschichte und Bekleidungssoziologie an der Kunsthochschule Berlin Weißensee. Siehe auch unter www.kh-berlin.de.

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