

Kreis Böblingen. Durch die Pandemie gab es einen Wandel der Arbeitswelt: Das Arbeiten von zu Hause aus ist in vielen Branchen zu einer neuen Selbstverständlichkeit geworden. Jana Neumann (Bild: z) und Laura Seinsche (Bild: z) vom Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft (IMVR) der Universität zu Köln haben hierzu geforscht. Wir bringen einen Auszug aus dem Interview aus der aktuellen Programmzeitschrift der VHS Böblingen/Sindelfingen.
Frau Neumann, Frau Seinsche, konnten Sie einen Wandel der Einstellungen von Arbeitnehmenden und Arbeitgebenden im Hinblick auf das Thema Homeoffice feststellen?
Neumann / Seinsche: „Ja, es hat sich gezeigt, dass Homeoffice zum Normalzustand in vielen Organisationen geworden ist. Allerdings gab es während unseres zweiten Befragungszeitpunktes eine Homeoffice-Pflicht, wo immer möglich. In den Antworten der Befragten hat sich gezeigt, dass sich auch nach anfänglichen Schwierigkeiten beziehungsweise einer Eingewöhnungsphase die Situation im Homeoffice eingependelt hat. Die Akzeptanz ist deutlich gestiegen und für mehr Beschäftigte möglich. Das mobile Arbeiten wird von den Organisationen nicht mehr an bestimmte Lebensumstände geknüpft wie Elternschaft pflegebedürftige Angehörige zuhause.“
Welche Auswirkungen hat das Arbeiten im Homeoffice auf die mentale Gesundheit?
Neumann / Seinsche: „Sowohl positive als auch negative. Viele Beschäftigten schätzen den Wegfall von Pendelwegen und die damit verbundene Zeitersparnis sowie die zeitliche Flexibilität im Arbeitsalltag besonders. So können Mittagspausen flexibel oder anders gestaltet werden (etwa selbst kochen, mit dem Hund spazieren gehen oder Sport machen). Das bedeutet weniger Stress und eine höhere Lebensqualität. Homeoffice kann aber auch als Belastung wahrgenommen werden, wenn die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit zu sehr verschwimmen.
Einige haben berichtet, dass sie schlechter abschalten können. Durch die erweiterte Erreichbarkeit auch nach Feierabend fehlen Entspannung und Bewegung. Folgen können gesundheitliche Beschwerden wie Rückenschmerzen, aber auch Müdigkeit sein. Hier muss aber auch beachtet werden, dass gerade zum ersten Befragungszeitpunkt die Lockdown-Maßnahmen sehr präsent waren, die ebenfalls einen starken Einfluss auf die mentale Gesundheit hatten, sodass dies nicht nur dem Homeoffice zugeschrieben werden kann.“
Das Interview führte Eva Klotmann. Das gesamte Interview gibt es in der aktuellen Programmzeitschrift der VHS oder unter www.vhs-aktuell.de.
Info: Jana Neumann und Laura Seinsche sind wissenschaftliche Mitarbeiterinnen am Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft der Universität zu Köln (IMVR). Im Mai 2020 und im Mai 2021 hat das Institut Online-Erhebungen mit Beschäftigen des Öffentlichen Dienstes sowie IT und technische Dienstleistungen durchgeführt. Siehe auch unter www.imvr.de