

Der Angeklagte ist in Böblingen geboren und aufgewachsen. Bereits im Alter von 13 Jahren kam er mit Drogen in Kontakt. Mit etwa 15 Jahren konsumierte er schon harte Drogen wie Kokain oder auch Heroin. Er kam in Haft, mit 19 Jahren schließlich zog er in die Heimat seiner Eltern in die Türkei. Dort arbeitete er als Reiseleiter und Animateur, seinen Angaben nach hatte er in dieser Zeit auch keinen Kontakt zu Drogen.
Dann wurde seine Partnerin schwanger. „Sie wollte, dass unser Kind in Deutschland aufwächst“, sagte der Angeklagte, daher sei sie nach Hamburg gezogen. Er folgte ihr 2015 und arbeitete in Hamburg als Lagerist.
In der Beziehung gab es aber immer häufiger Streit. „Ich bin in die falschen Kreise geraten und habe wieder Drogen genommen“, erzählte der 39-Jährige. Schließlich sagte seine Frau, er solle zurück in die hiesige Region gehen, um bei seiner Familie wieder auf die Beine zu kommen. Er fand in Böblingen einen Arbeitsplatz und wohnte bei seinen Eltern in Böblingen. Er geriet aber auch hier wieder in das Drogenmilieu, nahm Heroin und Kokain.
Um seine Drogensucht zu finanzieren, beging der Angeklagte ab Januar des vergangenen Jahres zahlreiche Straftaten. „Ich wäre nie straffällig geworden, wenn die Sucht nicht wäre“, sagte der Angeklagte. In einer Arztpraxis in Sindelfingen stahl er 15 Euro Bargeld. In einem Sindelfinger Spielcasino waren es 300 Euro. In einer Kirche in Sindelfingen stahl er einer Frau unter anderem eine EC-Karte. Mit dieser Karte kaufte er an verschiedenen Tankstellen Zigaretten gleich stangenweise – um mit deren Verkauf Drogen zu kaufen.
Bei den Einkäufen unterschrieb er mit dem Namen der Bestohlenen – Urkundenfälschung. In einem Parkhaus in Böblingen entwendete er abermals eine EC-Karte und wieder kaufte er damit Zigaretten in Tankstellen. In einer Eisdiele in Böblingen stahl er 50 Euro, in einer Tanzschule waren es 100 Euro, zudem stahl er dort eine Daunenjacke im Wert von 70 Euro. Von einem Taxifahrer schnappte er den Geldbeutel mit 160 Euro. In einem Café fielen ihm 380 Euro in die Hände.
Unter dem Strich kamen so 19 Straftaten zusammen, die der Angeklagte in Böblingen und Sindelfingen begangen hat, ehe er in Untersuchungshaft kam.
In der Hauptverhandlung vor dem Böblinger Amtsgericht räumte der Angeklagte sämtliche Vorwürfe ein. „Ich habe drei bis vier Gramm Heroin am Tag gebraucht, das war schon heftig“, sagte der Angeklagte, der sich seit geraumer Zeit um einen Therapieplatz kümmert und gute Chancen hat, eine Therapie antreten zu können. „Ich will alle meine Kraft darauf verwenden, um von den Drogen loszukommen. Ich will für meine Tochter ein guter Vater sein.“
Das Schöffengericht verurteilte den Mann zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren ohne Bewährung.
Um seine Drogensucht zu finanzieren, hat ein 39-Jähriger 19-mal betrogen, gestohlen und Urkunden gefälscht. Bilder: fotoliaanjak, Gina Sanders, DedMityay/Adobe Stock