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Feuer brach am Sonntag aus

Nach Brand im Keller sucht Darmsheimer Familie eine Unterkunft

Vorübergehend kommen Julian und Alessandra Grumbach und die drei Kinder Wolf, Maximilian und Beatrice in einer Anderthalb-Zimmer-Wohnung unter.
Von Jürgen Wegner

Darmsheim . Wenn wenigstens der Haufen Brandgut aus Schutt und Asche vor dem Haus verschwände, wäre Familie Grumbach schon ein wenig geholfen. Es wäre ein Lichtblick für die Darmsheimer, die gar nicht wissen, wo sie jetzt anfangen sollen nach dem Kellerbrand vom späten Sonntagabend. Dabei ist klar, was sie am dringendsten benötigen.

Im Moment teilen sich Julian Grumbach, seine Frau Alessandra, der siebenjährige Wolf, der fünfjährige Maximilian und die anderthalbjährige Beatrice und dazu noch der Au-Pair aus Kolumbien, der sonst im Einfamilienhaus in der Tessiner Straße einquartiert ist, eine Anderthalb-Zimmer-Wohnung mit Wohnküche bei Julian Grumbachs Cousin. Für den Übergang geht das. Auf mittlere Sicht ist es aber viel zu eng.

Vaters Platten, Sohnemanns Geburtstag

Wolfs siebten Geburtstag hatten sich alle auch anders vorgestellt. Den Kuchen dafür backte dieses Mal nicht Alessandra, denn der Aufenthalt im Brandhaus ist ausgeschlossen. Der kalte Rauch schwängert bereits die Luft in der Garageneinfahrt, wo sich stumme Zeugen der Brandnacht stapeln. Darunter sind etliche Schallplatten. Scheiben von Steppenwolf oder Peter Hammill, die den Anblick noch trauriger machen.

Es ist eine seltsame Ironie des Schicksals. Nachdem Julian Grumbachs Vater vor drei Jahren starb, steckte er reichlich Arbeit ins Elternhaus. Vaters Sauna ließ er unangetastet, auch wenn er sie nicht in Betrieb nahm. Vaters Schallplattensammlung sollte ebenfalls alte Tage wach halten. Doch ausgerechnet von der Sauna ist wahrscheinlich das Feuer ausgegangen, und die Plattensammlung ist zerstört. Dabei brannten die Scheiben nicht lichterloh. Aber das schmelzende Vinyl verursachte dicken Rauch und beißenden Geruch, der sich im Haus breit machte.

Es ging alles ziemlich schnell am Sonntagabend. Um später zu übernachten, wollte der Besuch – Freunde aus Kanada – gegen 21.15 Uhr eine Matratze aus dem Keller holen, als ihnen dort Rauch in die Nase stieg. Warum dieser ausbrach, ist Spekulation, vielleicht ging das Feuer vom Saunaofen aus.

Alessandra Grumbach rief sofort die Feuerwehr. „Zufällig hatte ich am Tag davor im Fernsehen mit den Kindern die Feuerwehrfolge der Checker-Wissenssendung gesehen. Da hieß es: Im Notfall sofort die 112 rufen.“ Julian Grumbach band sich ein feuchtes Tuch um Mund und Nase, griff sofort zum Feuerlöscher und hielt auf die sich entfachenden Flammen.

„Die längsten Minuten“

Der Brand schien gelöscht, entzündete sich dann erneut. Julian Grumbach wählte nochmals den Notruf, die Feuerwehr war da schon unterwegs und kurz darauf flackerte das Blaulicht auf. „Die Feuerwehr war sehr schnell da, und trotzdem waren es die längsten Minuten meines Lebens“, sagt Alessandra Grumbach. Ihre kanadischen Freunde hatten da bereits die drei Kinder ins Freie geholt. Den Feuerwehrleuten schlugen die Flammen aus dem Keller entgegen. Zwei Trupps löschten das Feuer im Haus unter Atemschutz. Weitere kontrollierten das Gebäude, belüfteten es und holten Brandgut aus dem Keller.

Nur noch mit Maske

Anderthalb Tage später betreten Julian und Alessandra Grumbach das Haus nur mit Maske und auch nur kurz, wenn es sein muss. Seltsam: Während es einem beim Geruch im Flur des Erdgeschosses und im Saunabereich schnell übel werden kann, lässt es sich im Kellerzimmer direkt daneben und im Wohnzimmer einen Stock darüber aushalten. Der dichte Qualm war wie in einem Kamin fast senkrecht nach oben gezogen, die Schlafräume im Dachgeschoss sind stark betroffen. Alessandra Grumbach rettet noch ein paar Zimmerpflanzen. Aber ob es der Teppich überlebt, den der Hausherr erst verlegte, ist zweifelhaft.

Das alles ist ein Fall für die Gutachter, die aus Kapazitätsgründen erst am Freitag kommen. Und die Reinigungsfirma macht am Mittwoch wohl auch erst einmal eine Bestandsaufnahme, während Julian Grumbach Versicherungsfragen zu klären hat. Arbeiten können die Rechtsberaterin und der IT-Vertriebler, die sonst im Homeoffice sitzen, derweil nicht. „Zumindest ich könnte theoretisch ins Büro, aber ich weiß gar nicht, was ich in welcher Reihenfolge organisieren muss.“ Zumal es eben auch noch die drei Kinder gibt.

Während er von der Herzenswärme der Darmsheimer und der angebotenen Nachbarschaftshilfe überwältigt sei, hört die Familie immer wieder: „Meldet euch, wenn wir helfen können.“ Dafür muss man die ganzen Aufgaben aber erst einmal in die richtige Reihenfolge bringen.

Der Schutthaufen in der Einfahrt wäre sicher ein Anfang, denn er drückt schwer aufs Gemüt. Wichtig wäre aber, aus der Einzimmerwohnung raus und in eine größere Wohnung beziehungsweise ein möbliertes Haus zu kommen. Das Geld dafür ist da. Aber die Frage stellt sich, für wie lange, denn ob es sich um Wochen oder Monate geht, muss sich erst zeigen. „Diese Unsicherheit ist das größte Problem“, sagt Julian Grumbach.

Kontakt

Wer der Darmsheimer Familie bei der Suche nach einer Bleibe oder auf andere Weise helfen will, kann mit ihr unter grumbachssuchenhilfe@gmail.com in Kontakt treten