Menü
Gärtringen verzichtet auf die Bundesliga

Nicole Heldmaier und ihre große Leidenschaft für Faustball

Die 52-Jährige ist aktuell Betreuerin bei den Zweitliga-Frauen des TSV Gärtringen und Schiedsrichterin .

Von Thomas Holzapfel
Nicole Heldmaier lebt für den Faustball. Sie war eine erfolgreiche Schlagfrau beim TV 1845 Böblingen und betreut jetzt die Gärtruinger Zweitliga-Spielerinnen. Bild: Vescey

Nicole Heldmaier lebt für den Faustball. Sie war eine erfolgreiche Schlagfrau beim TV 1845 Böblingen und betreut jetzt die Gärtruinger Zweitliga-Spielerinnen. Bild: Vescey

Faustball. Als Vizemeister beendeten die Faustball-Zweitligafrauen des TSV Gärtringen zuletzt eine insgesamt durchweg positiv verlaufene Saison. Doch bereits vor dem letzten Spieltag war die Ausrichtung für die kommende Hallensaison klar. „Wir haben uns zusammengesetzt und sind zu dem Schluss gekommen, dass die Aufstiegsspiele und die erste Bundesliga für uns zu früh kommen“, sagte Betreuerin Nicole Heldmaier.

„Die personelle Lage mit einer enorm jungen Mannschaft lässt es aktuell nicht zu, dass wir uns qualitativ und quantitativ den Sprung nach oben zutrauen.“ Die 52-Jährige ist eine, die die Situation so gut einschätzen kann wie kaum jemand anders.

Hervorragend vernetzt in der Faustball-Szene ist die Altdorferin, die viele Jahrzehnte im Faustballsport aktiv war und zudem aktuell neben ihrer Betreuerrolle auch das Amt der Schiedsrichterin ausübt. Die eine oder andere Träne ist vor knapp zwei Jahren schon geflossen, als mit dem letzten Bundesliga-Auftritt von Nicole Heldmaier eine persönliche Faustball-Ära endete - aber nur auf dem Spielfeld.  Es war klar, dass sie dem Faustballsport keineswegs den Rücken zuwenden würde, getreu dem alten Trude Herr-Schlager „Niemals geht man so ganz“.  Nicole Heldmaier hat viel zu erzählen, wenn es darum geht, ihre Sportlerkarriere in Kürze zusammenzufassen. Schließlich begann diese schon früh. „Ich spiele Faustball, seit ich sieben oder acht Jahre alt bin“, sagt sie.

„Meine erste Bundesligasaison absolvierte ich 1989/1990, schon lange her.“ Nun war es an der Zeit „auch vom Alter her“, den Fokus nicht mehr auf die Bundesliga zu richten. „Man bringt einfach die notwendige Fitness nicht mehr mit“, zeigt sich Heldmaier einsichtig. „Auch der Arzt riet mir, es auf dem höheren Niveau sein zu lassen. Ich habe schon seit Längerem in beiden Knien keine Kreuzbänder mehr. Damit bin ich zwar einige Zeit gut gefahren, ohne es reparieren zu lassen, aber inzwischen lässt sich auch die Arthrose nicht mehr aufhalten.“

Wechsel nach Weil der Stadt

Bei Nicole Heldmaier lohnt sich ein detaillierter Blick in die Vergangenheit. Ihr Heimatverein ist der TV Altdorf, der in den 1980er-Jahren durchaus als Faustball-Hochburg galt. Doch der Verein löste sich irgendwann auf, sodass die gelernte Abwehrspielerin ihre Zelte in Weil der Stadt aufschlug. Dort startete auch ihre Bundesligakarriere, die sie größtenteils im Angriff als Schlagfrau absolvierte.  Nachdem sie mit drei weiteren Spielerinnen im Zuge einer Fusion zum TV 1845 Böblingen übersiedelte, gab es reihenweise Erfolge zu bejubeln. „Gleich im ersten Jahr haben wir uns für die Deutschen Meisterschaften qualifiziert und unterlagen erst im Finale. Auch 1993 wurden wir zuhause deutsche Vizemeister“, schwelgt Nicole Heldmaier in Erinnerungen. Über ein Jahrzehnt lang ging es alljährlich zur Hallen-DM, auf dem Feld war sie achtmal bei nationalen Meisterschaften dabei. „Auch wenn es zum großen Wurf in Form des Meistertitels nicht reichte, war es eine extrem erfolgreiche Zeit“, sagt Heldmaier rückblickend.

Mit dem Wechsel nach Böblingen startete Nicole Heldmaier auch als Unparteiische richtig durch. „Da ich schon die B-Lizenz hatte und der TV aufgrund der Vorgaben einen A-Schiedsrichter brauchte, war es die logische Konsequenz, dass ich diesen Schritt noch mache“, sagt sie. Seit nunmehr drei Jahrzehnten ist „Nicky“ Heldmaier mit großer Leidenschaft als Schiedsrichterin aktiv, mal in der Halle oder auf dem Feld, mal bei den Frauen oder bei den Männern.

Zu ihren bisherigen Höhepunkten an der Seitenlinie zählt sie ihre zwei Weltmeisterschaftsteilnahmen in Dresden und im österreichischen Grieskirchen. Einmal bei den World Games, dem hochkarätigsten Event im Faustballsport, zu pfeifen, wäre ein noch zu erfüllender Traum. Nicole Heldmaier gehört seit 2010 dem TSV Gärtringen an und wird auch zukünftig dem Verein zur Seite stehen. Schon allein deshalb, weil ihr Gatte Jürgen Schulz-Heldmaier als Kassierer und Faustball-„Quereinsteiger“ im Männer-45-Team tätig ist und die Tochter auch Faustball spielt. „Vielleicht schnüre ich dafür nochmal die Kickschuhe“, sagt sie verschmitzt. „Oder meine Mannschaftskameradin Yvonne Hornikel und ich fangen mit einer jungen Mannschaft in einer unteren Liga nochmal an, damit unsere hoffnungsvollen Talente im Verein einen Ansporn haben.“