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Sindelfingen

Partnerstädte zünden Kulturfeuerwerk

Sindelfingens Freunde sorgen für spektakuläre Beiträge beim Partnerschaftsabend vor dem 47. Internationalen Straßenfest.
Von Bernd Heiden

Sindelfingen. Bevor die große Sause mit dem Internationalen Straßenfest startet, empfängt die Stadt traditionell die Delegationen und Gäste aus den Partnerstädten zum Partnerschaftsabend. Wie vergangenes Jahr, so war auch dieses Jahr wieder die Stadthalle mit großem Saal und Foyer Schauplatz für einen bunten Abend mit einigen Überraschungen.

Für die sorgen beim Bühnenprogramm die jüngsten und allerjüngsten aus der Großfamilie der Sindelfinger Städtepartnerschaften. Erst vergangenes Jahr wurde ein Freundschaftsabkommen (Memory of Understanding) mit der ukrainischen Stadt Mykolajiw unterzeichnet. Und gerade erst ist die Tinte getrocknet, mit der Gonca Köksal-Aras, Bürgermeisterin von Mentese, der Stadt an der türkischen Riviera, auch ein Freundschaftsabkommen unterzeichnet hat: Am Vormittag hat sie ihre Unterschrift unter ein Memory of Understanding im Sindelfinger Rathaus gesetzt, gemeinsam mit OB Dr. Bernd Vöhringer.

Jetzt, kurz nach 20 Uhr, das Moderatorenduo Ariane Schachtschabel vom städtischen Büro für internationale Angelegenheiten und Kulturamtsleiter Markus Nau hat soeben das offizielle Ende des Bühnenprogramms im großen Saal verkündet, da reibt sich der eine oder andere noch die Ohren. Denn als letzter Programmpunkt war ein Trio von Gitarrist Timui Sahin aus Mentese aufgetreten. Das Sahin-Trio gab Kostproben von international konkurrenzfähigem, zeitgenössisch-aktuellem Jazz. Wenn Gitarrist Sahin, Kulturbeauftragter der türkischen 125 000-Einwohner-Stadt, dem hiesigen Publikum eine Prise des modernen Geistes, der in Mentese weht, vermitteln wollte, besser wäre es kaum zu inszenieren gewesen.

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Spektakulär

Das optische Feuerwerk des Abends aber brennt Caprice ab, eine Tanzgruppe aus Mykolajiw. Angereist mit ihrer Leiterin Juliya Zakharova legt die ein rundes Dutzend Köpfe starke Gruppe mehrere Choreografien hin, die Elemente von Ballett bis zeitgenössischem Tanz inklusive Akrobatik und einer High-Speed-Schwerttanz-Choreografie vereinen. „Ich bin schwer beeindruckt“, kommentiert Markus Nau dieses Tanzspektakel, das den professionellen Spirit dieses vor drei Jahrzehnten gegründeten Ensembles verrät, das sich mit dem russischen Überfall auf die Ukraine indes ganz neuer Popularität in Mykolajiw erfreut.

„Seid ihr ready für 5 bis 6 Minuten Aktivtraining oder wollt ihr langweilig auf den Stühlen sitzen?“, lautet nach dem Tanzspektakel die Ansage von Kantonsrat Patrick Portmann aus der Schweizer Partnerstadt Schaffhausen. Allerdings kein Polittraining, sondern Rap mit Publikumseinbindung liefert er gemeinsam mit Rap-Kollege Cyrille Huber und Lydia Nensen.

Während so die Eidgenossen mit ihren Silbenschmieden vom Rheinfall auch einen Überraschungscoup landen, kommen vom Jenseits des Ärmelkanals bestens bekannte Gäste. Die Dronfield Singers unter ihrer Leiterin Karen Cook eröffnen das Bühnenprogramm mit unter anderem dem Song „With a Little Help of my Friends“, wobei freundschaftliche Hilfe hier keineswegs nur Symbolwert hat: Verstärkung erhält das Ensemble aus der britischen Partnerstadt vom Sindelfinger Pop- und Gospelchor New Joyce.

Tolles Beispiel

Prima Beispiel für das, was Dr. Bernd Vöhringer bei seinem letzten Partnerschaftsabend als Sindelfinger Oberbürgermeister in seiner Rede beschwört: „Das ist die Begegnung der Menschen“. Und an alle auswärtigen und heimischen Gäste, darunter viele Ehrenamtliche vom Verein Initiative Städtepartnerschaften Sindelfingen ISPAS, richtet sich sein allgemeiner Dank, dass sie alle mithelfen, ein Europa von unten aufzubauen bei festem Wertefundament. „Sie setzen ein Zeichen für ein vereintes und zukunftsfähiges Europa“, so der OB. Namentlich erwähnt er dabei auch die Helfer des Darmsheimer TVD, die bei der Bewirtung assistieren. „Hut ab, großartigen Dank dafür“, fällt sein Lob in Richtung Straßenfestverein und dessen Vorsitzenden Mario Marino gefühlt ein bisschen dicker als die Vorjahre aus – verbale Streicheleinheiten, vermutlich auch um die in den letzten Wochen sich auftürmenden Wogen zwischen Marino und Gemeinderat zu glätten.

Um ihr Engagement für die Städtepartnerschaft zu würdigen, werden aus Dronfield Elaine Ward, Lindsay Barron, Janet Smith und Susanne Haywood auf die Bühne gebeten. Geehrt wird auch Brigitte Stegmaier, Vorsitzende des ISPAS-Vereins, der vor 30 Jahren gegründet wurde. Die herausragende Auszeichnung aber erhält mit der Sindelfinger Ehrenplakette Jean-Michel Fritz, als langjähriger Erster Beigeordneter von Corbeil-Essonnes zuständig für Kultur und Städtepartnerschaft. Er hat die einst auf offizieller Ebene darniederliegenden Beziehungen nach Sindelfingen ab 2010 wieder reaktiviert und unter anderem auf französischer Seite ein gemeinsames deutsch-französisches Schülertreffen in Verdun 2015 organisiert.

Gäste

Unter den Delegationen finden sich einige Partnerschaftsabendsnovizen, neben den Gästen aus Türkei und Ukraine sind dies auch der allerdings mit Verspätung anreisende Bürgermeister von Ost-Samos Paris Papageorgious und sein Stadtratsvorsitzender Giannis Hatzikonstantinis. Auch Torgaus OB Henrik Simon trifft erst nach Ende des Bühnenprogramms ein, kann derweil noch der im Foyer spielenden Gruppe Groove for Friends um Tobias Götzmann lauschen. Während aus Frankreich, Großbritannien, Türkei, Ukraine, Griechenland, Sachsen und Schaffhausen, dem italienischen Sondrio und dem ungarischen Györ teils hochrangig besetzte Delegationen auf der Gästeliste stehen, fehlt eine Vertretung aus dem polnischen Chelm. Dahinter steckten gesundheitliche Probleme, keine politischen Verschnupfungen, heißt es dazu. Auffällig aber: Bei seinem letzten Auftritt am Partnerschaftsabend kann der OB anders als in den Vorjahren keinen Vertreter der US-Streitkräfte begrüßen.