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Mahle streicht Stellen

Personalabbau steht fest

Die Geschäftsleitung des Autozulieferers einigt sich mit den Arbeitnehmervertretern, wie 2000 Arbeitsplätze in Deutschland gestrichen werden sollen. Was das Unternehmen, das tief in den roten Zahlen steckt, sonst noch vereinbart hat.
Von Inge Nowak
Vor Kurzem hat Mahle ein neues Prüfzentrum für Wasserstoff in Betrieb genommen. Foto: Wolfram Scheible/Mahle

Vor Kurzem hat Mahle ein neues Prüfzentrum für Wasserstoff in Betrieb genommen. Foto: Wolfram Scheible/Mahle

Stuttgart - Die Konditionen, zu denen der Autozulieferer Mahle in Deutschland 2000 Arbeitsplätze streichen wird, stehen fest. Eine entsprechende Vereinbarung sei mit den Vertretern der Arbeitnehmer erzielt worden, kündigt Anke Felder, die Arbeitsdirektorin von Mahle, an. „Die Einigung beinhaltet ein attraktives Freiwilligenprogramm und wird – sofern erforderlich – um Arbeitszeitabsenkungen ergänzt“, sagt sie während einer Videokonferenz. Wie die Maßnahmen konkret aussehen, wollte sie allerdings nicht sagen. Zunächst sollen die Beschäftigten unterrichtet werden.

Früheren Angaben zufolge sollen etwa in Stuttgart, Schorndorf, Mühlacker und Vaihingen/Enz Stellen gestrichen werden. Felder kündigt nun an, dass wegen guter Geschäfte der Abbau in Mühlacker geringer ausfallen soll als zunächst geplant. „Ich hätte mir mehr Agilität und Progressivität von beiden Seiten in den Verhandlungen gewünscht“, sagt die Betriebsratsvorsitzende von Mahle Mühlacker, Nektaria Christidou, durchaus selbstkritisch. Für die Standorte Mühlacker und Vaihingen seien betriebsbedingte Kündigungen bis zum September 2022 ausgeschlossen. Alternativ gebe es ein Programm zum „freiwilligen Ausscheiden“ mit der Möglichkeit, bis zu zwei Jahre in eine Transfergesellschaft zu wechseln, teilt sie mit.

Im Mai startet Mahle mit der Umsetzung

Nach Angaben des Zulieferers soll bereits im Mai deutschlandweit mit der Umsetzung der Maßnahmen gestartet werden. „Sollten die Anpassungsmaßnahmen nicht vollständig über das Freiwilligenprogramm umgesetzt werden können, haben wir mit den Arbeitnehmervertretern einen Fahrplan zur weiteren Umsetzung vereinbart“, so Felder. Ob es dann auch zu Kündigungen kommen kann, ließ sie offen. Im Gegenzug wurde auch eine Beschäftigungssicherung vereinbart. Felder äußerte sich nicht dazu, wie lange Kündigungen ausgeschlossen sind. Wie zu hören ist, sollen die Stellen an den deutschen Standorten bis ins nächste Jahr hinein sicher sein, vermutlich ebenfalls bis September.

Der Zulieferer Mahle, der über Kolben groß geworden ist, beschäftigt an den 25 Standorten in Deutschland rund 11 000 Mitarbeiter. Im Rahmen der Sparmaßnahmen, die im Herbst 2020 angekündigt wurden, wurden drei Standorte – darunter das Werk Öhringen/Hohenlohe – geschlossen. Weltweit hat das Stiftungsunternehmen damals den Abbau von 7600 Arbeitsplätzen angekündigt. In Amerika sowie in Asien ist der Abbau bereits erfolgt. Ende 2020 waren im Mahle-Konzern insgesamt rund 72 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig – knapp 5000 weniger als im Jahr zuvor.

Tiefer in die roten Zahlen

Mahle ist im Coronajahr 2020 tiefer in die roten Zahlen gerutscht. Nach Steuern liegt der Verlust bei 434 Millionen; nach minus 212 Millionen Euro im Jahr zuvor. Operativ – also beim Ergebnis vor Steuern und Zinsen und vor Restrukturierungsaufwendungen – hat der Zulieferer mit 155 Millionen Euro positiv abgeschossen. Der Umsatz war um knapp 17 Prozent auf 9,8 Milliarden Euro gesunken. Dennoch ist Finanzchef Michael Frick, der nach dem überraschenden Abschied von Mahle-Chef Jörg Stratmann im März vorübergehend den Vorsitz der Geschäftsführung übernommen hat, mit der Entwicklung zufrieden.

„Im Ergebnis konnten wir das Jahr 2020 – entgegen unserer Befürchtungen im Sommer – deutlich besser abschließen“, sagt er. Wie schwierig die Lage zeitweise war, macht folgende Zahl deutlich: Im April 2020 sei der Mahle-Umsatz um sagenhafte 70 Prozent eingebrochen, so Frick. Und seit dem zweiten Halbjahr 2020 laufen die Geschäfte nun wieder deutlich besser.

Erfreuliches erstes Quartal für Mahle

„Das erste Quartal ist für Mahle sehr erfreulich verlaufen, die ersten Monate haben unsere Erwartungen sogar übertroffen“, sagt Frick. Zu dieser positiven Entwicklung hätten alle Geschäftsbereiche beigetragen. Er rechnet für das Gesamtjahr mit einem deutlichen organischen Umsatzwachstum. Allerdings gebe es in der Pandemie weitere Faktoren, die sich negativ auf die Entwicklung auswirken könnten: „Wir verzeichnen deutliche Lieferengpässe bei Halbleitern und Kunststoff-Granulaten“, so Frick.

Er betont die Bedeutung der Transformation. Der Fokus liegt dabei auf der Brennstoffzelle und der Elektromobilität. Derzeit erzielt das Unternehmen 60 Prozent des Umsatzes mit Produkten, die nichts mit dem Pkw-Verbrenner zu tun haben. Bis 2030 sollen es gut drei Viertel sein.

Ehrgeizige Klimaziele

Trotz der Unwägbarkeiten hat sich Mahle auch klimapolitische Ziele gesetzt. So will der Zulieferer seine deutschen Werke bis Ende des Jahres CO2-neutral betreiben, kündigte Anke Felder an. Parallel dazu will sie mit den Lieferanten in einen Dialog treten, um das Thema Nachhaltigkeit auch in der Lieferkette zu verankern.