Ried soll wieder feuchter werden
Im Nufringer Naturdenkmal Ried ist eine rund 900 Quadratmeter große Fläche gerodet worden. „Wir wollen dort etwas für Offenlandbrüter machen und brauchen dafür mehr gehölzlose Strukturen“, erklärt der Göppinger Garten- und Landschaftsarchitekt Werner Strunk (Büro Lars), der die Arbeiten koordiniert hat. Außerdem ist auch eine Blänke angelegt worden – also ein Teich, der nach Regenfällen Wasser enthält, aber nicht an Gräben oder Bäche angeschlossen ist. Ferner soll der Gewässerrand des Eisweihers zu einer Flachwasserzone umgestaltet werden. Diese Arbeiten basieren auf einem vom Gemeinderat beschlossenen Pflege- und Entwicklungsplan, der in den nächsten Jahren sukzessive umgesetzt werden soll.
Auch die untere Naturschutzbehörde – das Böblinger Landratsamt – war in die Pläne mit eingebunden, die das Fachbüro „Arbeitsgruppe für Tierökologie und Planung“ (Filderstadt) im Auftrag der Gemeinde Nufringen konzipiert hatte. Die Ortsgruppe Nufringen/Gärtringen/Rohrau (Nabu) hat das Projekt ehrenamtlich begleitet und befindet es für „sehr wertvoll“, weil es sorgfältig und gründlich vorbereitet worden sei, wie Vorstandsmitglied Richard Rothermel sagte.
Das neue Konzept im Nufringer Ried ähnelt den Plänen, die in der Rohrauer Krebsbachaue umgesetzt worden sind – in diesem Feuchtgebiet hat man vor allem den Kiebitz anzulocken versucht. Im Nufringer Ried soll die Bekassine, der Vogel des Jahres 2013, heimisch werden. Diese zur Familie der Schnepfenvögel zählende Art bevorzugt feuchte Strukturen, die offen und nicht verbuscht sind. „Die Umsetzungsphase ist aber noch nicht so weit gediehen wie in der Krebsbachaue“, erklärt Werner Strunk. Gleichwohl erkennt der Landschaftsarchitekt auch potenzielle Synergie-Effekte mit der Krebsbachaue, wo die Naturschützer ein ähnliches Konzept verfolgen.
Die vor Kurzem ausgeführten Rodungsarbeiten stoßen aber nicht überall auf Gegenliebe. Ernst Hamm, Sprecher der Nufringer Jäger, kritisiert die „massiven Kahlhiebe“ sowie „die zu häufigen und massiven Eingriffe“ in diesem Naturdenkmal: „Da wird nur an die Vogelarten gedacht, und dem Niederwild nimmt man dadurch die letzten Rückzugsmöglichkeiten.“ Ernst Hamm nennt in diesem Zusammenhang die Hasen und Rebhühner als Beispiele für Tierarten, die etwa Brachfelder und verbuschte Stellen als Rückzugsgebiete bräuchten. „Wir haben schon seit fünf Jahren keine Hasen und Rebhühner mehr geschossen. Es dauert nicht lange, bis der Hase auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten erscheint“, befürchtet der Nufringer Jäger.
Diesen Sachverhalt beurteilen der Projektleiter und der Nabu aber anders. Die Rodungsarbeiten hätten dazu beigetragen, den ursprünglichen Zustand wiederherzustellen, argumentiert Landschaftsarchitekt Werner Strunk: „Das Ried war ja ursprünglich eine offene Landschaft und ein hochwertiges Feuchtbiotop, und die nun gerodete Fläche war früher auch offen.“ Für Hasen und andere Tiere gebe es in den benachbarten Bereichen genügend andere Flächen, glaubt Werner Strunk.